Einen Reaktionstest mit Stahlwolle machen Siebtklässler der neuen Werkrealschule an der Dom-Clemente-Schule Schonach im Fach MNT (Materie Natur Technik) im Beisein von Lehrerin Martina Hauptmann (links) und Rektor Ulrich Gasche (stehend). Foto: Börsig-Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Rektor der Dom-Clemente-Schule zieht nach erstem Halbjahr positive Bilanz / 20 Tage Praktika bis Klasse 9

Von Christel Börsig-Kienzler Schonach. "Wir sind begeistert von der neuen Werkrealschule", bilanziert Ulrich Gasche, Rektor der Dom-Clemente-Schule Schonach, euphorisch nach dem ersten Halbjahr. "Wir wollen jedoch nicht stehen bleiben, sondern uns weiter entwickeln und zeigen, dass Werkrealschüler Macher sind. Auf Diagnosen folgen Förderungen, so dass es überhaupt kein Risiko ist, auf diesem Weg zur Mittleren Reife zu kommen", sagt Gasche. Er stellt klar: "Dieser Abschluss ist absolut gleichwertig mit dem herkömmlichen Realschulabschluss und wird von den Betrieben anerkannt."

"Was uns von der Realschule unterscheidet ist beispielsweise unsere Kompetenzanalyse in Klasse 7", betont Gasche. "Auch sind wir anderen Schulen in Sachen Kooperation mit der Wirtschaft, was das Regierungspräsidium derzeit stark umwirbt, weit voraus. Den ›Runden Tisch‹ mit heimischen Betrieben haben wir in Schonach bereits seit 13 Jahren. Er ist bestens organisiert, auch weil der Bürgermeister die Moderation übernimmt". Neu hinzu komme der Ausbau der Kooperationen mit außerschulischen Bildungspartnern in der Region.

Gasche:  Abschluss ohne Risiko möglich

Einen großen Neustart musste die Dom-Clemente-Schule wegen der Einführung der neuen Werkrealschule zum Schuljahr 2010/2011 nicht machen. Der Grund: Sie war bis dahin seit zwölf Jahren Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. So waren laut Gasche keine organisatorischen Umgliederungen notwendig. Es gelte hingegen Neuerungen zu stärken und die bestehende, erfolgreiche Werkrealschule zu erweitern.

Rückblickend ist Gasche stolz, dass im Schnitt "mehr als 90 Prozent der Schüler den Hauptschulabschluss erreichen, 2009 und 2010 sogar 100 Prozent". Auch die Anschlussvermittlung an weiterführende Schulen oder in Ausbildungsbetriebe sei mit 100 Prozent hoch. Bis dato hätten 234 Schüler die Mittlere Reife erreicht, keiner sei durchgefallen. Durch die gute Berufswahlvorbereitung mit praktischer Ausbildung würden auch einige Schüler schon nach Klasse 9 abgehen, gleich eine Berufsausbildung beginnen oder auf andere Schulen gehen, wo sie einen spezifischen Abschluss absolvieren.

Bei beiden Abschlüssen, die die Schüler in Schonach erreichen können, seien jedoch sehr erfolgreiche Berufskarrieren möglich, bemerkt der Schulleiter und zählt ein paar Beispiele auf. Er verweist darauf, dass die Dom-Clemente-Schule seit dem Schuljahr 2008/2009 zentrale Hauptschule und Werkrealschule der Raumschaft Triberg sei.

Durch die Aufnahme der Triberger Hauptschüler sei die Schonacher Einrichtung zweizügig. Dadurch seien Kooperationen mit anderen Schulen nicht erforderlich gewesen. Natürlich sehe er auch den demografischen Wandel, doch sei genügend Potenzial da, ist sich Gasche sicher. 17 Schüler besuchen derzeit Klasse 10. Insgesamt sind es 198 Werkrealschüler und 116 Grundschüler an der Dom-Clemente-Schule. Die Einzügigkeit drohe nur, wenn die Schonacher Werkrealschule keine Anerkennung finde. Doch das sei nicht der Fall, betonte der Schulleiter mit Blick auf die Schulpolitik der Raumschaft und ergänzte: "Die Gemeinden arbeiten sehr gut zusammen". Alle Schularten seien gut vertreten. Im Übrigen genieße die Dom-Clemente-Schule eine Sonderstellung. Sie habe die Garantie, dass wenn sie auch einzügig werden würde, die Werkrealschule bestehen bleibt.

Die Weiterentwicklung des eigenen Schulprofils und die Förderung der Sozialkompetenz der Schüler hat die Schulleitung ferner auf der Agenda.

Haltestelle an der Schule im Visier

Die räumliche Ausstattung sollte ebenso den neuen Erfordernissen angepasst, die Busverbindungen optimiert werden. Dies durch die Einführung einer Haltestelle an der Schule im Zuge der Umgestaltung der Ortsmitte, wie der Rektor im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten verrät.

u Lernstandserhebung

Bereits in den Klassen 5 und 6 werden Lernstandserhebungen per Computer gemacht. Danach gibt es Förderungen oder Forderungen der Basiskompetenzen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. Das heißt, die Stärken und Schwächen werden festgestellt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet.

u Kompetenzanalyse

In Klasse 7 gibt es eine Kompetenzanalye. Dies ist laut Rektor Ulrich Gasche eine Art Talentsuche. In einem einwöchigen Verfahren wird geprüft, wo die Schüler weitere, überfachliche, berufsbezogene Kompetenzen haben. Hier erfolgt nach Ansicht Gasches der eigentliche Start in die Berufswahl. Dies läuft nun schon drei Jahre an der Schonacher Schule und wird nun weiter ausgebaut. Das unterscheidet laut Gasche die neue Werkrealschule von der herkömmlichen Realschule.

u Elternberatung

Es werden nach der Kompetenzanalyse Berichte erstellt und mit den Eltern besprochen. Diese Beratung erfolgt in allen Klassenstufen.

u Förderung

Es erfolgt eine individuelle Förderung in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch in Klasse 8 und 9, der systematische Aufbau der praktischen Teile sowie die durchgängige Berufswahlvorbereitung. Diese findet in Form von 20 Tagen Praktika (inklusive "Einsteigerprojekt", das es seit fünf Jahren an der Dom-Clemente-Schule gibt und Berufswahlpraktikum) statt, die jeder Schüler bis Klasse 9 in Betrieben und Einrichtungen absolviert und dafür Zertifikate für seine Bewerbungsmappe erhält. Seit drei Jahren besteht auch eine Kooperation mit der Berufsfachschule Furtwangen.

u Entscheidung

Ob ein Schüler das 10. Schuljahr besuchen und damit den Realschulabschluss erlangen will oder nicht muss er nicht mehr in Klasse 7 entscheiden, sondern erst Mitte Klasse 9 – vorausgesetzt er bekommt die Empfehlung für den Werkrealschulabschluss und hat einen Notendurchschnitt von 2,4. Dieses Jahr sind es 22 Schüler, die eine Empfehlung bekamen. 15 davon wollen weiter machen und die Klasse 10 besuchen.