Stefan Strumbel Foto: Archiv

"Atelier Schwarzwald" des Künstlers könnte in Schonach seinen Anfang nehmen. Standort beim Haus des Gastes.

Schonach - Da könnte was ganz Großes auf die Gemeinde Schonach zukommen, etwas, dass eine unglaubliche Werbewirksamkeit auf das Schwarzwalddorf strahlen könnte: eine Strumbel-Uhr!

Stefan Strumbel ist ein aktuell weltweit angesehener Künstler, seine knallbunten Kuckucksuhren haben ein großes Echo hervorgerufen, sogar Modeschöpfer Karl Lagerfeld liebt seine Werke.

Strumbels Uhren kosten gerne mal 50.000 Euro pro Stück. Seine aktuelle Ausstellung in Karlsruhe sorgt für lange Warteschlangen. Nun plant der junge Künstler aus Offenburg etwas ganz Besonderes: das "Atelier Schwarzwald". In verschiedenen Orten sollen Werke von ihm im öffentlichen Raum ausgestellt werden und so für eine Art Kunststraße im gesamten Schwarzwald sorgen. Und Schonach soll der Startpunkt sein. Hier soll die größte freihängende Kuckucksuhr der Welt entstehen.

"Wir als Tourismusort suchen immer nach Alleinstellungsmerkmalen. Wir haben diese mit den beiden weltgrößten Kuckucksuhren und der Langenwaldschanze", erklärte Bürgermeister Jörg Frey in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Aber die habe man schon lange. Schutzgebiete, Wald und schöne Landschaft hätten auch andere. Etwas absolut Neues müsste her. Mit dem Vorschlag von Strumbel, der auch von der Schwarzwaldtouristik unterstützt wird, könnte man sich diesen Wunsch erfüllen.

Bürgermeister Frey sieht in Projekt eine Riesenchance

Als eine Riesenchance bezeichnete Frey die Sache. Weltweites Medieninteresse wäre der Gemeinde sicher. Dass Kunst polarisiere und damit auch die 13 Meter hohe und 6,5 Meter breite Wand, an der die überdimensionale in pastellfarben gehaltene und dem Schonacher Wappen gekrönte Uhr, sei ihm klar. Aber dass diese auch ein echter Hingucker und Anziehungspunkt im neu zu gestaltenden Kurpark werden könne, sei ebenfalls klar. Die Uhr soll übrigens nicht nur Kunstobjekt sein: Mit einem von der heimischen Firma SBS gesponserten Uhrwerk wird sie auch funktionstüchtig sein.

Doch wo soll diese Uhr stehen? Pläne dafür hatten die beiden örtlichen Kurparkplaner und Architekten Thomas Spath und Christian Kuner. Sie hatten sich dazu Gedanken gemacht, Ersterer stellte das Ergebnis in einer kurzen Animation vor. Die Uhr soll unterhalb vom Haus des Gastes stehen, dort wo sich aktuell der Spielplatz befindet. Sie wäre dann von der Straße sichtbar, zum genaueren Betrachten müsste der Besucher aber aussteigen und in den Kurpark gehen.

Damit er dort nicht "nur" die Uhr sieht, schwebt den Planern eine Gastronomie und ein Vorplatz unterhalb vom Haus des Gastes vor, der zum Verweilen einladen soll. Die Rückwand könnte mit einem Bildschirm bestückt werden, Public-Viewing oder Open-Air Kino könnten hier stattfinden. Fraglich sei, ob man die Uhr bereits im Vorfeld aufstellen solle oder erst, wenn das Haus des Gastes und der Kurpark soweit seien.

Bürgermeister Frey betonte nochmals die touristische Bedeutung, die Riesenchance und die Medienwirksamkeit des Projektes. Er träumte schon ein bisschen davon, dass die Uhr als Hintergrund für Selfies genutzt würde und so weltweit Verbreitung fände. Die Kosten für das Kunstobjekt betrügen 100.000 Euro, 50.000 Euro würden wohl als Fördergelder fließen. "Eventuell können wir da noch weitere Fördertöpfe abgreifen", gab sich Frey zuversichtlich.

Pläne werden in Bürgerversammlung am 21. Juli vorgestellt

Damit wäre das Kunstwerk aber nicht gekauft, sondern für 15 Jahre gemietet. Ein Flachbildschirm in diesen Dimensionen würde nochmals auf rund 100.000 bis 120.000 Euro kommen. "Bitte bedenken Sie, dass bei einer Auftragsarbeit solch eine Uhr auf rund eine halbe Million Euro käme", ergänzte Frey mit Blick auf mögliche Bedenken der Ratsmitglieder.

Sicher sei aktuell noch gar nichts, stellte Frey weiter fest. Zuerst wolle man das Projekt der Allgemeinheit in der Bürgerversammlung am 21. Juli vorstellen und diskutieren. "Wer vorab seine Meinung kundtun möchte, kann dies gerne tun."

Auch Silke Burger (CDU) tat ihre Begeisterung für dieses Projekt kund. Junge Künstler, die den Schwarzwald zu ihrem Thema machten, seien aktuell ein richtiger Hype. Und Stefan Strumbel sei der wohl Bekannteste unter ihnen. Auch sie träumte schon ein bisschen von den vielen Schaulustigen, die nicht nur die Uhr sehen wollen, sondern auch essen und trinken und natürlich ein Souvenir haben wollen. "Für die Hersteller von Kuckucksuhren ist das die sicherlich beste Werbung, die man sich träumen lassen kann." Insgesamt sollte man sich über die gebotene Chance glücklich schätzen und diese auch wahrnehmen.

Ingolf Haas, heimischer Uhrenhersteller und Vorsitzender des Verbandes der Schwarzwalduhr (VdS) mit Sitz in Schonach, freute sich ebenfalls über die Chance. Er sagte die Unterstützung des VdS im möglichen Rahmen zu. "Das Medieninteresse hier wird sicher iesig sein, und das vom Spatenstich bis zur fertigen Uhr und danach", sagte er voraus.

Zur Person

 Stefan Strumbel wurde 1979 im badischen Offenburg geboren und entdeckte 1993 seine Leidenschaft zu Grafitti. Allerdings entdeckte ihn auch die Polizei, 1996 bekam er das erste Mal Ärger mit der Justiz wegen Sachbeschädigung. 2001 beschloss Strumbel, als freischaffender Künstler zu arbeiten, 2007 wurde er mit dem Stipendium der Kunststiftung Hohenkarpfen und dem Montana-Stipendium ausgezeichnet. In seinen Werken überzeichnet Strumbel Kultur- und Kunstgegenstände wie Kuckucksuhren, Fasnachtsmasken oder Kruzifixe. Zu Sammlern seiner Werke zählen Karl Lagerfeld und Frieder Burda. Zahlreiche Ausstellungen weltweit haben seine Werke präsentiert.