Bildhauer Klaus Ringwald lebt in Porträts, Reliefs, Altären und Skulpturen weiter / Große Trauergemeinde hört selbst verfasste Grabrede
Von Christel Börsig-Kienzler und Michael Kienzler Schonach. So außergewöhnlich wie er selbst war, war gestern auch die Trauerfeier für den am 29. November im Alter von 72 Jahren verstorbenen, weithin bekannten und bedeutenden Schonacher Künstler und Bildhauer Professor Klaus Ringwald.Bereits 2006 hatte der Verstorbene seine eigene Grabrede verfasst. Der Grund: "Er wollte kein Gesäusel am Grab", sagte Schonachs Pfarrer Andreas Treuer, der Ringwalds Schreiben wörtlich vorlas. Weit über 200 Menschen aus nah und fern waren auf den Schonacher Friedhof gekommen, um Klaus Ringwald die letzte Ehre zu erweisen.
Im Beisein von Alt-Dekan Kurt Müller aus Villingen leitete Treuer die ergreifende Trauerfeier vor dem schlichten Holzsarg unter der von Ringwald gefertigten Christusfigur am Kreuz. Ein Bild mit einem von ihm geschaffenen Porträt hatten die Angehörigen aufstellen lassen. So hatten die Besucher der Trauerfeier das Gefühl, als spräche Ringwald ein letzte Mal zu ihnen.
Sein letzter Wunsch sei es gewesen, dass seine Werke hier in Schonach als Gesamtwerk zusammen bleiben, ließ Treuer die Versammelten wissen. Auch habe er gesagt: "Man muss sterben, damit man leben kann". Er habe in seinem langen Künstlerleben auch Kämpfe gegen Dilettanten gefochten, die, so der Verstorbene, "ihn sicherlich auch ins Grab gebracht hätten".
Wie Ringwald schrieb, wurde er am 6. August 1939 in Schonach geboren, wo er auch aufgewachsen ist. Sein Werklehrer Bruno Beylich und dessen Frau Lieselotte hätten ihn zur Kunst gebracht, sein Talent entdeckt. Nach der Schnitzerlehre bei Hubert Herr in Triberg habe es ihn in die weite Welt, ins Grödnertal in Italien, gezogen.
Mit 21 Jahren besuchte Ringwald die Kunstschule von Ferdinand Demetz in St. Ulrich in Südtirol. Danach arbeitete er zwei Jahre bei Karl Baur in München und wechselte später als Meisterschüler an die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg zu Hans Wimmer. Ab 1969 arbeitet er als freischaffender Künstler für private, kommunale und vor allem kirchliche Auftraggeber in seinem Heimatort, wo er auch bis zu seinem Tod lebte. Der Ehrentitel Professor wurde ihm 1995 verliehen.
Ihn habe stets die Welt der Kunst interessiert, so Ringwald weiter. Musik, Opern, Schauspiele faszinierten ihn. Dafür habe er viel Geld ausgegeben. Seine Liebe zu klassischer Musik, die der Meister immer während seines Schaffens in seinem "Atelier am Wald" hörte, unterstrich auch das "Basler Streichquartett und Freunde", das gestern das Adagio aus dem Streichquintett von Franz Schubert bei der Trauerfeier zu Gehör brachte. Beim anschließenden Seelenamt in der Pfarrkirche St. Urban sang ausdrucksstark Silke Marchfeld mit ihrer warmen Altstimme.
Wie Ringwald durch Treuer weiter mitteilte, durfte er "wunderbare Menschen porträtieren und musste der Welt sagen, so seid ihr". Ringwald weiter: "Meine Werke werden die Zeit überdauern. Die Menschen können sich daran orientieren".
Mit Ringwalds Tod nach schwerer Krankheit verlor die Gemeinde Schonach einen bedeutenden Künstler. Die Nachricht vom Ableben des weithin bekannten Bildhauers, dessen Werke oft Aufsehen erregten und für Diskussionsstoff sorgten, löste in seinem Heimatort tiefe Betroffenheit aus.
Mit der Familie und den Angehörigen des Verstorbenen trauerten gestern neben Freunden, Weggefährten sowie Kunstliebhabern auch die Mitglieder der Klaus-Ringwald-Stiftung. Sie kümmern sich um die sich noch im Bau befindenden Ausstellungsräume neben Ringwalds "Atelier am Wald" im Alfred-Feudel-Weg in Schonach.
Nur zu gerne hätte der Verstorbene die Fertigstellung des Neubaus erlebt. In diesem werden seine vielseitigen Werke der Nachwelt erhalten. Sie sind ein unschätzbares Kulturgut und sollten ursprünglich im neuen Schonacher Rathaus ausgestellt werden.
"Sein Wirken und seine Werke werden ewig Bedeutung haben", sagt Schonachs Bürgermeister Jörg Frey. Er bedauert den viel zu frühen Tod Ringwalds.
Der Künstler mit eigenem Kopf schuf viele Bronzebüsten und Reliefs, unter anderem von markanten und bekannten Charakterköpfen wie dem früheren Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Lothar Späth, dem früheren Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Höffner, dem ehemaligen Generalvikar Robert Schlund, Staatsrechtler und Politiker Carlo Schmid, Bariton Hermann Prey, Musikwissenschaftler Dietrich Fischer-Dieskau und Philosophin Edith Stein.
Auch Münsterportale und Brunnen wie in Villingen sowie Altäre in namhaften Kirchen, die Christusstatue für die Kathedrale von Canterbury in England, die ihm zu internationaler Anerkennung verhalf, Pokale wie der begehrte Schwarzwaldpokal und die Trophäen der Nordischen Junioren-Weltmeisterschaft 2002 stammen aus der Hand des durch seine Kunst weiter lebenden Bildhauers.
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