Bildung: Junge Menschen lernen Selbstverteidigung
Schonach. Bernd Hofmeier findet seine Mission so wichtig, dass er sie zu seinem Beruf gemacht hat. Der Mann ist seit vielen Jahren begeisterter Kampfsportler und hat sich im Ju-Jutsu-Verband weitergebildet, so dass er nun spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche anbietet.
Nicht schlagen, sondern "Prävention", ist das, was der Kampfsportler in den Vordergrund stellt. Dazu weist Hofmeier auf das Erkennen gefährlicher Situationen hin und was man tun kann, um diese zu vermeiden. "Wir werden in den Kursen oder auf Elternabenden oft gefragt, wie man sich auf eine gefährliche Situation oder eine Bedrohung vorbereiten kann, die man zumeist noch gar nicht kennt oder ob es letztendlich eine Technik gibt, mit der man aus allen Situationen heraus kommen kann", so der Kursleiter im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.
Kein Patentrezept
Leider gebe es kein Patentrezept. Da gebe es nicht die eine Technik, die alle Probleme und Situationen löst. Es gebe nicht die Selbstverteidigungstechnik, die schmerzfrei einen Angriff beendet und den Angreifer nebenbei möglichst freundlich kampfunfähig macht, so Hofmeier. "Daher bieten wir ein Baukastensystem an, das verschiedene Möglichkeiten für unterschiedliche Situationen aufzeigt", erzählt er.
Seit einigen Jahren schon gibt es für die Viertklässler der Dom-Clemente-Schule Schonach diese Selbstbehauptungskurse. Der Förderverein sponsert sie. Einen Eigenanteil müssen die Eltern trotzdem bringen, aber alle Kinder sind mit dabei.
Beleidigungen ignorieren
An zwei Tagen, für jede der Grundschulklassen extra, findet der Kurs in der Aula der Schule statt. Zunächst herrscht viel Lärm in der kleinen Halle – die Schüler lernen, Beleidigungen zu hören – und sie einfach zu ignorieren. "Wie kamst du dir vor, als deine Beleidigungen einfach ignoriert wurden?", fragt Hofmeier eines der Kinder. "Irgendwie blöd", gibt es zu.
"Wir wollen die Kinder stärker und mutiger machen, ihnen Selbstbewusstsein vermitteln", erzählt der Coach. "Wir machen alles zusammen – mit Respekt – zu 100 Prozent. Dann haben alle zusammen Spaß. Respekt – alle hören zu – wir gehen fair miteinander um", schallt es vielstimmig durch den Saal. Das seien Worte, die Kraft geben, eine "Power-Tankstelle", vermittelt der Coach. Liebe beginne stets bei sich selbst, Lob und Anerkennung seiner selbst sei wichtig. "Perfektion gibt es nicht, Perfektion ist etwas für Schwache", sagt er zu den Kindern. Wichtig sei, immer sein Bestes zu geben. Jeder sei ein Unikat, einzigartig und wertvoll.
Wenn alles nicht mehr helfe, dann gehöre am Ende die Selbstverteidigung dazu und dabei nimmt der Trainer Eltern in die Pflicht. Er sucht sich einen Mann aus, der deutlich kräftiger als er wirkt. Mit spielerischer Leichtigkeit schafft es der schmächtige Coach, sich gegen den starken Mann zu behaupten, sich aus seinem Griff zu befreien. Das macht den Kindern sichtlich Mut.
"Nicht mit mir"
Die Schüler lernen auch noch, was man gegen einen Schlag, mit oder ohne Schlagwerkzeug am Einfachsten macht. "Nicht mit mir" heißt das Kurssystem, das auch zur Deeskalation von gefährlichen Situationen helfen soll.