Johannes von Stemm (rechts) hält mit der Kamera fest, dass sich der Kreis-Sozialdezernent Jürgen Stach (ganz links), ansonsten eher "Schreibtischtäter", forstlich betätigt. Im Hintergrund arbeitet Klaus Landen, der Leiter der Hüfinger Einrichtung "Mariahof", mit den Jugendlichen. Foto: Kommert

Kinder und Jugendliche beim Projekt Wildewaldwelt mit großem Eifer bei der Sache. Sie halten die Landschaft frei.

Schonach/Hüfingen - Wer derzeit die Finstermattenhütte am Rohrhardsberg aufsucht, wird im Umkreis etliche Zelte finden. An die zehn Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 16 Jahren sind dort zu Gast, allerdings beschränkt sich deren Aufenthalt nicht auf das Campen.

Vielmehr sind sie gemeinsam mit zwei sozialpädagogischen Betreuern und Forstpädagogin Stefanie Brauer hier, um im Bereich des Ramselhofs der Familie Hettich zur Offenhaltung der einmaligen Landschaft beizutragen. Die Kinder sind zwar nicht zum ersten Mal hier, es ist bereits der fünfte Aufenthalt, dennoch ist es für sie eine einmalige Sache. Denn auch sie haben eigentlich Ferien – und doch sind sie hier bei der Arbeit.

Die Kinder kommen vom Mariahof aus Hüfingen – einer Einrichtung der Caritas, die sich um Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen kümmert. Für die Kinder ist es eine echte Herausforderung. Sie sind tatsächlich mit Freude und Feuereifer dabei. Bäume fälle, Sträucher entfernen – und eine Woche ohne Handy und Computer Gemeinschaftsgefühl erleben, das sei das Höchste.

Das Projekt "Wildewaldwelt.de – Jugendhilfe erlebt, begreift und packt an", das vom Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe, kurz BVkE, in Zusammenarbeit mit dem Kreisforstamt Schwarzwald-Baar und insgesamt sieben Jugendhilfeeinrichtungen aus der gesamten Republik ins Leben gerufen wurde, hat in seiner Konzeption einen bedeutenden Umweltpreis gewonnen.

"Alle am Projekt beteiligten Kinder und Jugendlichen leben aufgrund schwierigster Familien- und Lebenssituationen in Jugendhilfeeinrichtungen", betonte der forstliche Betreuer, Johannes von Stemm. Herzstück ist dabei, dass im Sommer acht Gruppen konkrete Forst- und Waldnaturschutzmaßnahmen durchführen.

Diesmal gab es für die Kinder aus Hüfingen Besuch: Nicht nur Johannes von Stemm und der Chef des Mariahofes, Klaus Landen, waren dabei, sondern auch Steffen Hauff, Referent des BVkE sowie Jürgen Stach, der im Landkreis zuständige Sozialdezernent, sowie der Leiter der Forstbetriebsstelle Triberg, Bernhard Hake.

Das Projekt läuft noch bis zum Herbst 2013 und wird begleitet von der Uni Freiburg, die die Ergebnisse auswertet. Es sei nicht "Beschäftigung um der Beschäftigung willen", wie Stach feststellte, vielmehr laut Hauff ein "Leuchtturmprojekt, das Vorbild werden kann für viele folgende Projekte". Und tatsächlich werden derzeit, wie von Stemm erklärte, ähnliche Projekte in zwei anderen Bundesländern angegangen. Denn von Stemm und die anderen Beteiligten hatten in einer forstlichen Veranstaltung bundesweit für das Projekt geworben und eine Fortbildung durchgeführt.

Es brauche aber Pädagogen, die bereit seien, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, betonte Stach. Und es brauche Forstleute, die so viel Engagement aufbrächten, dass sie neben ihrer normalen betrieblichen Aufgabe die waldpädagogische Betreuung der Gruppen ermöglichten, stellte Hake fest.

Betreuung neben dem "Fulltime-Job"

Denn Johannes von Stemm und die betroffenen Revierleiter hätten eigentlich neben dieser Betreuung noch einen "Fulltime-Job". "Man hat uns zwar Waldpädagogik zusätzlich ins Portfolio geschrieben, zugleich aber die Personalstärke reduziert", merkte er an.

Für die am Projekt Beteiligten wie Landen oder Hauff, wie auch Stach seitens des Kreises, ist es wichtig, dieses Projekt, das den jungen Menschen so viel gibt, nicht nach Beendigung der Fördermaßnahmen sterben zu lassen. Stach stellte heraus, dass es für ihn wichtig sei, dass eine ausgewogene Dokumentation es möglich machen könnte, dieses bisher recht personenbezogene Projekt zu entpersonalisieren. "Falls beteiligte Personen wegfallen, sollte ein solches Projekt nicht deshalb eingestellt werden. Wir geben für so viele manchmal fragwürdige Dinge Geld aus, warum sollte man es nicht für solch sinnvolle Dinge einsetzen", rechnete er vor.

Neben der reinen Aufgabe konnten die Kinder auch sehr viel Neues lernen. Waldpädagogin Stefanie Brauer hatte bemerkt, dass einige "Neue" dabei waren, die mit vielen Dingen nichts anzufangen wussten. So machte sie "Ausbildung" mit Baumarten und Erkennungen, Spurensuche im Wald – und am Abend wurde fast immer gegrillt, auch wenn es nachts manchmal fast schon ungemütlich kalt wurde.