Sowohl bei der "Schönen Aussicht" als auch beim "Rebstock" kann man "Essen to go" bestellen. Die Hotels sind beide leer. Für Axel und Michaela Duffner von der "Schönen Aussicht" zwar wegen fehlender Einnahmen schmerzlich, wegen der Baustelle aber für die Gäste wenigstens ein bisschen in Ordnung. Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Hotels Rebstock und Schöne Aussicht bieten "Essen to go" / Baumaßnahme in Niederwasser belastet zusätzlich

Das Coronavirus lähmt die Hotel- und Gastronomieszene. Wie gehen die Selbstständigen damit um? Was wird getan, um wenigstens etwas Geld einzunehmen? Der Schwarzwälder Bote hat sich in Schonach umgehört.

Schonach. Seit Wochen hat Covid-19 Deutschland fest im Griff. Viele ansonsten gut gehende Geschäfte leiden unter den Auswirkungen der Kontaktsperre, die dafür sorgen soll, dass sich die Ausbreitung der Erkrankung verlangsamt und dem Gesundheitssystem die Chance gegeben wird, eine Überlastung zu vermeiden. Besonders leiden auch kleine Firmen, darunter Hotels und Gaststätten.

"Wir waren gezwungen, sehr schnell zu handeln"

Im Hotel Rebstock in der Sommerbergstraße, das von der Inhaberfamilie selbst geführt wird, hat man reagiert: "Zunächst haben wir uns noch keine großen Gedanken gemacht, als die ersten Meldungen über Corona kamen", schilderte Ralph Schneider die ersten Tage.

Als dann die ersten Beschränkungen kamen, mit Vorgabe der Öffnungszeiten von 6 bis 18 Uhr, begannen schon die ersten Gedankenspiele, wie man darauf reagieren könnte. "Nachdem dann ersichtlich wurde, dass der Mittagstisch völlig einbricht und wir dann schlussendlich komplett schließen müssen, waren wir gezwungen, sehr schnell zu handeln", berichtete er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Auch eine Chance, Neues auszuprobieren

Er habe schon häufiger darüber nachgedacht, Essen zum Abholen anzubieten, doch habe er bislang noch nicht richtig gewusst, wie man dies organisieren solle, "und ob unsere Küche überhaupt dafür geeignet ist", so der Koch. Zunächst sei da der Gedanke gewesen, den Menschen eine kleine Hilfestellung zu geben – etwa wenn man gerade nichts vorrätig zuhause hat oder keine Lust zum Kochen.

"Nachdem dann aber auch die Komplettschließung kam, dachten wir auch an ältere oder immobile Mitbürger, die abends etwas essen wollen und nicht zum Kochen kommen. So haben wir beschlossen, nicht nur zur Abholung zu kochen, sondern auch auszuliefern. Bei allen Schwierigkeiten, in die wir wegen der Maßnahmen unweigerlich kommen werden, sehen wir diese Zeit auch als Chance, neue Wege zu gehen und zu testen, wie das Neue ankommt", betonte die Familie Schneider. Und der junge Küchenchef Ralph Schneider stellte fest: "Es wird wirklich sensationell gut angenommen, und wir alle möchten uns an dieser Stelle bei den Bürgerinnen und Bürgern der Raumschaft bedanken, dass sie uns so toll unterstützen."

Familie Duffner investiert 2,5 Millionen

Das Hotel "Schöne Aussicht" zählen die Schonacher ebenfalls gerne zu "ihren" Hotels, auch wenn das Haus eigentlich auf der Nachbargemarkung Niederwasser liegt. Doch haben die Inhaber, die Familie Duffner, eine besondere Beziehung zum Skidorf. Hier finden beispielsweise auf der Verbindungsstraße nach Schönwald die berühmten Auto-Slaloms zur "Trophy Schöne Aussicht" statt, die von Küchenchef Axel Duffner organisiert werden.

Zwar nicht unbedingt im Zusammenhang mit Corona, aber immerhin letztendlich passend ist das Bauvorhaben, das die Duffners derzeit verwirklichen: An- und Umbau, deutliche Verbesserungen vor allem auch im Wellness- und Spa-Bereich. Keine ganz kleine Hausnummer, immerhin werden 2,5 Millionen Euro verbaut, wie Chef Axel Duffner im Gespräch erklärte. "Ganz schön blöd, wenn der derzeitige Umsatz bei rund Null Euro liegt", räumte er mit einer Portion Galgenhumor ein. Im kommunalen Bereich wäre das wohl eine antizyklische Maßnahme. Immerhin, "gesundheitlich geht es uns gut, fit sind wir zum Glück alle", sagt seine Frau Michaela dazu.

Für Michaela Duffner ist es "ganz schön gruselig"

Das Haus stehe allerdings komplett leer. "Als wir unsere Ferien hatten im Januar, waren natürlich auch keine Gäste da, aber die Baustelle und die Handwerker sorgten immer für Umtrieb. Im Moment sind wir als Familie Duffner und immer ein, zwei Mitarbeiter die einzigen. Wenn es abends dämmert und das Haus ist leer – ganz schön gruselig", schildert sie die derzeitigen Eindrücke – von den Umsätzen ganz zu schweigen. Im März sei man mit einer Vorausschau von 42 Prozent Belegung gestartet, was um diese Zeit normal sei. "Heute Vormittag habe ich die Monatsabschlüsse gemacht, neun Prozent Auslastung und 120 000 Euro weniger. Der Antrag auf Zuschuss von 30 000 Euro ist gestellt, ob und wie viel wir erhalten, werden wir sehen", rechnet sie vor.

Mitarbeitern kündigen "kommt nicht in Frage"

 Der April werde noch schlimmer, da die Hotel-Sperre bis zum 20. April laufe, und man nicht wisse, was danach kommt. "Unsere 26 Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit gesetzt oder freigestellt von der Arbeit – kündigen kommt nicht in Frage, hier hängen komplette Familien dran, die auch Hilfe brauchen", erweist sich die Familie als sozialer Arbeitgeber.

 Das Schlimmste sei die absolute Ungewissheit. Jeden Tag gebe es andere Nachrichten und keinen, der Klartext spreche, so die Gastronomin. "Seit 24. März bieten wir für unsere Gerichte auf einer speziellen Speisekarte einen Abholservice an, oder verschicken die Ware vakuumiert auch per Post", nennt sie die Maßnahmen. Das mache den Kohl sicher nicht fett, aber es sei zumindest wieder einen Aufgabe, resümiert die Hotel-Gastronomin.