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Betreuungsplätze im Kindergarten werden ab 2019 knapp / Bei Bedarf soll in der "Villa Kunterbunt" eine neue altersgemischte Gruppe entstehen

Die Kinderzahlen in Schonach steigen deutlich. Waren es in den vergangenen Jahren im Schnitt etwa 25 Kinder pro Jahr, stieg die Zahl 2017 auf 41 an, in den ersten fünf Monaten 2018 waren es schon 20.

Schonach. Eine Wende der erfreulichen Entwicklung sei aktuell nicht absehbar, bringe aber auch neue Anforderungen in der Kinderbetreuung mit sich, hieß es in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Der Kindergarten St. Raphael ist voll belegt, bereits jetzt wird mit Übergangslösungen gearbeitet. Laut Einschätzung der Kindergartengeschäftsführung kann die Einrichtung ab März 2019 keine weiteren Kinder mehr aufnehmen.

Suche nach Lösungen

Die Gemeindeverwaltung suchte mit dem Kindergarten und der Fachberatung nach Lösungsmöglichkeiten. Im Moment stehen die Räume des ehemaligen Kindergartens Villa Kunterbunt bei der Dom-Clemente-Schule/Sporthalle leer. Hier könnte eine altersgemischte Gruppe von zwei bis sechs Jahren mit verlängerten Öffnungszeiten angeboten werden, die Platz für 22 Kinder plus zwei Kinder unter drei Jahren bieten würde. Allerdings müssten dann für die Ganztagsbetreuung der Schule und die Kinderferienbetreuung neue Räume gesucht werden.

Umbaumaßnahmen wären kaum nötig. Nur ein Wickel- und Pflegebereich müsste eingerichtet und ein abgetrennter Außenspielbereich geschaffen werden. Die neue Gruppe solle auch in Trägerschaft der katholischen Kirche stehen. Es würde eine Außenstelle des Kindergartens St. Raphael entstehen. Die Mehrausgaben durch den weiteren Personalbedarf belaufen sich laut Kindergartengeschäftsführerin Elvira Gaus auf rund 180 000 Euro im Jahr.

Beiträge erhöht

Auch um die Kindergartengebühren ging es in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Aktuell betragen diese für Familien mit einem Kind über drei Jahren 151 Euro (Ü3-Betreuung)/350 Euro unter drei Jahren (U3-Betreuung). Familien mit zwei Kindern bezahlen 115 Euro/259 Euro, mit drei Kindern 76 Euro/175 Euro mit vier Kindern 25 Euro/70 Euro. Die Gebühren für das Platz-Sharing im U3-Bereich belaufen sich auf 2/5 oder 3/5 des jeweiligen Staffelbetrages.

In der Vergangenheit hat sich die Gemeinde bei der Gebührenfestlegung stets an den Empfehlungen der Kirchen und der Kommunalen Landesverbände orientiert. Von den Spitzenverbänden wurde bereits Ende 2014 ein Kostendeckungsgrad von 20 Prozent als langfristiges Ziel und dafür eine Steigerung der Beiträge um drei Prozent pro Jahr festgelegt.

Kuratorium tagt

Am 9. Mai fand nun eine Kuratoriumssitzung des Schonacher Kindergartens statt. Sie empfiehlt die Gebühren wie folgt: Familien mit einem Kind über drei Jahre: 155 Euro (Ü3-Betreuung)/390 Euro unter drei Jahren (U3-Betreuung). Die Empfehlungen der Spitzenverbände: 155 beziehungsweise 456 Euro, Familien mit zwei Kindern 119 Euro/287 Euro (Empfehlung: 119/340 Euro), mit drei Kindern 79 Euro/194 Euro (79/230), mit vier Kindern 26 Euro/78 Euro (26/91).

Hauptamtsleiterin Jennifer Hopf wies darauf hin, dass das Grunddefizit des Kindergartens im Jahr 2017 bei rund 586 000 Euro bei etwa 100 Kindern lag, also bei rund 5800 Euro pro Kind. Aufgrund dieser Tatsachen sah auch das Kuratorium die mit elf Prozent doch recht hohe Steigerung der Gebühren bei der U3-Betreuung als gerechtfertigt an – obwohl man bereits im Vorjahr kräftig erhöht hatte, damals aber auch auf die Empfehlungen der Verbände hingewiesen und für das neue Kindergartenjahr weitere Erhöhungen angekündigt habe.

Bedarfsumfrage geplant

Laut den Empfehlungen der Spitzenverbände soll in altersgemischten Gruppen, in denen die unter Zweijährigen zwei Plätze belegen, ein Zuschlag von 100 Prozent berechnet werden. Aus Gründen der Einheitlichkeit schlug das Kuratorium aber vor, die Gebühren für die neuen altersgemischten Gruppen analog der Gebühr des bisherigen Kindergartens festzulegen.

Auf Grundlage der neuen Kindergartengebühren soll im bevorstehenden Sommer eine Bedarfsumfrage durchgeführt werden und mit Hilfe dieser eine neue altersgemischte Gruppe und eventuell Sharing-Plätze geplant und eingerichtet werden. Auch das Eröffnungsdatum der neuen Gruppe soll anhand der Ergebnisse der Umfrage festgelegt werden.

Doppelbelegung möglich?

Ratsmitglied Silke Burger (CDU) merkte an, man solle genau beobachten, ob man nicht eine Möglichkeit finde, Plätze kurzfristig doppelt zu belegen. Auch wünschte sie, dass man keine altersgemischte Gruppe in der Villa Kunterbunt einrichte.

Bürgermeister Jörg Frey stellte klar, dass man für diese Entscheidungen erst eine Bedarfsabfrage machen müsste, um zu sehen, was Sache ist.

Helmut Kienzler (FWV) stellte fest, dass man dem Bedarf auf jeden Fall nachkommen wolle. Schön sei, dass man die Räume in der Dom-Clemente-Schule ohne großen Aufwand nutzen könnte. Bezüglich der Gebühren war er der Meinung, dass man sich hier an die Empfehlungen der Verbände halten sollte. Insgesamt wolle man weiterhin genügend Plätze bieten, brauche dafür aber auch verlässliche Zahlen und schlussendlich vor allem Personal.

Nicht ohne Probleme

Christian Herr (CDU) sagte, dass das Personal wohl ein Problem werden könne – was dann? Er fragte: "Wäre es denkbar, dass man die 5800 Euro Defizit pro Kind, die die Gemeinde drauflegt, Eltern als Kostenersatz für Tagesmütter anbietet?"

Gauss merkte an, dass die Personallage im Kindergarten sehr angespannt sei. Optimal für die Suche sei der September, denn da seien die Azubis mit ihrer Ausbildung fertig. Man wolle die Suche zeitnah beginnen, brauche dafür aber verlässliche Zahlen. Frey ergänzte, dass schon Gespräche laufen würden. Denn man habe durch den Totalausfall von drei Mitarbeiterinnen aktuell extreme Probleme. Derzeit suche man eine 30-Stunden-Fachkraft. Sollte diese nicht gefunden werden, würde man auf eine sonstige, geeignete Person ausweichen. Er dankte Elvira Gauss, die sich sehr für den Kindergarten einsetze und dort momentan mitarbeite. "Und wenn wir niemand finden – müssen wir eventuell auch mal hemdsärmelige Maßnahmen ergreifen", ging Frey auf Herrs Frage ein. Auf jeden Fall, so beteuerte auch er, brauche man verlässliche Zahlen. Eine Umfrage an Eltern soll zeitnah raus.

Waldkindergarten angeregt

Volker Lehmann (FWV) erinnerte, dass er in der Vergangenheit vorgeschlagen habe, sich über einen vereinsgetragenen Waldkindergarten Gedanken zu machen. "Davon lese ich jetzt allerdings in den Unterlagen nichts", monierte er. Hauptamtsleiterin Jennifer Hopf informierte, dass in der Bedarfsumfrage auch die Meinung zu einem Waldkindergarten abgefragt werden solle.

Der Gemeinderat stimmte den Erhöhungen der Gebühren einstimmig zu und beschloss auch, dass bei Bedarf in den Räumen der "Villa Kunterbunt" eine neue altersgemischte Gruppe für Kinder von zwei bis sechs Jahren mit verlängerten Öffnungszeiten entstehen soll. Ein eventuelles Öffnungsdatum soll nach den Ergebnissen der Bedarfsumfrage festgelegt werden.