Foto: Börsig-Kienzler Foto: Schwarzwälder Bote

Neue Lösung für Betreuungsangebot am Fabrikberg

Eine eigentlich erfreuliche Tatsache: die Geburtenzahlen in der Schwarzwaldgemeinde steigen in den vergangenen Jahren wieder merklich an. Waren es im Jahr 2015 25 Geburten und 2016 27, stieg die Zahl 2017 auf 41. 2018 sind es aktuell 39 Kinder. Wieder rückläufige Zahlen sind nicht in Sicht.

Schonach. Nun aber entsteht der Gemeinde Schonach ein großes Problem: Krippen- und Kindergartenplätze fehlen schon jetzt. Die Gemeinde und die katholische Kirche als Träger des Kindergartens St. Raphael hatten sich eingehende Gedanken über Abhilfe gemacht. Eigentlich plante man, die Räume des ehemaligen Kindergartens Villa Kunterbunt in der Dom-Clemente-Schule wieder zu beleben. Das Problem allerdings ist, dass von den so entstehenden 22 Plätzen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren schon durch die 21 Kinder, die im Kiga-Jahr 2018/2019 keinen Platz erhalten, die Kapazitätsgrenze schnell wieder erreicht wäre. Zudem fielen durch eine Reaktivierung Räume für die Schule und die Kinderferienbetreuung weg.

Neue Möglichkeit

Nun öffnete sich aber eine ganz neue Möglichkeit. Im Obergeschoss des neu gebauten Gebäudes der Firma Innenausbau Burger am Fabrikberg könnte ein Kindergarten in Trägerschaft der gemeinnützigen GmbH "Mehr Raum für Kinder" entstehen. Der Träger würde im ersten Schritt eine altersgemischte Gruppe mit 20 Kindern und eine Krippengruppe mit 14 Kinder einrichten.

Bei Bedarf könnte eine weitere Krippengruppe eingerichtet werden. Die Betreuung könnte als Ganztagsbetreuung in einem flexiblen Modell angeboten werden – die Eltern könnten sich die Betreuungszeit somit individuell einrichten, etwa bis 12.30 Uhr, 14.30 Uhr oder 16 Uhr, wie Hauptamtsleiterin Jennifer Hopf mitteilte. Die Lage am Fabrikberg biete außerdem Vorteile beim Abholen und Bringen der Kinder, hätte eine wesentlich höhere Kapazität und biete auch die von Eltern vermehrt nachgefragte flexible Ganztagsbetreuung an.

Marco Kaldewey, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH, stellte diese und ihr Konzept vor. 1999 wurde der Vorläufer, der Minikindergarten Waldkirch ins Leben gerufen, 2002 wurde ein Verein gegründet. 2011 kam die Gemeinnützige GmbH "Mehr Raum für Kinder" dazu, die in den Folgejahren elf neue Einrichtungen gründete und eine bestehende übernahm.

Durch Baustellen in einigen Einrichtungen kam man mit der Familie Burger in Kontakt, in Gesprächen kam man auf die aktuelle Lage der Kinderbetreuung in Schonach zu sprechen und hatte erste Ideen für eine Einrichtung der GmbH in Schonach. Im Gebäude der Firma Burger könnte nun diese Einrichtung mit 368 Quadratmeter Innen- und rund 200 Quadratmeter Außenfläche entstehen. Die Räumlichkeiten, so Kaldewey, würden sich hierzu anbieten. Die Nähe zum Wald und vor allem die gute Anfahrts- und Parkmöglichkeit seien ideal.

Bürgermeister Jörg Frey erklärte, dass man – eine positive Zustimmung des Rats vorausgesetzt – den Bebauungsplan ändern müsste. Das sei aber laut Landratsamt grundsätzlich möglich. Der Kindergarten müsste als Betriebskindergarten ausgeschrieben werden, da er sich in einem Gewerbegebiet befinde.

Große Chance

Herbert Rombach (CDU) sah die neue Möglichkeit als "große Chance" an. Der freie Träger könne Modelle anbieten, zu der Kirche und Gemeinde nicht in der Lage seien. Die Reaktivierung der Villa Kunterbunt löse das Problem nur sehr kurzfristig, längerfristig müsse man sich wohl dann über andere Räumlichkeiten oder Gebäude Gedanken machen, was große Investitionen nach sich ziehe.

Helmut Kienzler (FWV) sah das anders. Klar biete die neue Möglichkeit viele Vorteile. Vor allem aber befinde sie sich in einem Gewerbegebiet, was er als großen Nachteil ansah. Die Villa Kunterbunt befinde sich dagegen mitten im Ort, könnte zu Fuß gut erreicht werden und befinde sich vor allem im gemeindeeigenen Gebäude, somit falle keine Miete an. Außerdem könne man langfristig nicht absehen, wie sich die Geburtenzahlen entwickeln. Was, wenn diese wieder zurückgehen? Christian Kuner (SPD) sah dies ähnlich, vor allem der Standort machte ihm Kopfzerbrechen. "Wir haben hier einen attraktiven Betreiber, der am falschen Standort etwas Tolles machen will." Außerdem bemängelte er, dass man keine konkreten Kosten vorliegen habe, "und für einen Betriebskindergarten brauchen wir Betriebe, die diesen auch unterstützen."

Frey erklärte, dass bereits Vorgespräche mit zwei Betrieben stattgefunden hätten, die sehr großes Interesse bekundet hatten. "Und ich bin mir sicher, dass da noch weitere Betriebe folgen." Zu den Kosten gab er zu, hier auch noch keine konkreten Angaben zu haben, allerdings ginge es hier ja zuerst einmal um die Entscheidung, in welche Richtung man gehen wolle.

Christian Herr (CDU) befand die Idee für "sehr gut". Den Standort im Gewerbegebiet hielt er für unproblematisch: "Viel mehr Firmen können sich da oben ja nicht mehr ansiedeln." Auch den freien Träger empfand er als Vorteil: Dieser könne sehr flexible Modelle anbieten und außerdem aus einem Personalpool schöpfen. "Was nützt es, wenn wir die Villa Kunterbunt reaktivieren, dann aber kein Personal finden?"

Positive Idee

Auch Birgit Mertz-Hahn (FWV) sah die Idee positiv. Neben den sehr flexiblen Öffnungszeiten könnten auch die Ferienbetreuung und die Schule die ehemalige Villa Kunterbunt weiter nutzen: "Das war eine gute Lösung, daran sollten wir nicht rütteln." Hauptamtsleiterin Jennifer Hopf machte deutlich, dass die Eltern, die aktuell keinen Kindergartenplatz haben, sich wohl die geringsten Sorgen über den Standort machen würden. Sie bat den Rat, dass in der Entscheidung zu bedenken.

Flexible Kosten

Es gab noch weitere Diskussionen und Fragen an Kaldewey, etwa zu den Kosten für die Eltern. Bei Inanspruchnahme der Betreuungszeiten parallel zu denen des kirchlichen Kindergartens läge man bei den Kosten sogar etwas niedriger. "Klar ist natürlich: je mehr Betreuungszeiten ich in Anspruch nehme, desto teurer die Gebühren", so Kaldewey,

Bürgermeister Frey schlug dem Rat nach langen Diskussionen vor, dass die Verwaltung damit beauftragt werden soll, zwei weitere Gruppen in den Bedarfsplan aufzunehmen, den freien Träger "Mehr Zeit für Kinder" als Betreiber wählen, den Bebauungsplan ändern, Verträge ausarbeiten und die Öffentlichkeit über die Vorgehensweise zu informieren. Bei drei Gegenstimmen nahm der Gemeinderat den Beschluss an.

Anschließend meldete sich Schulleiterin Sabine Emde zu Wort. Sie dankte für die Entscheidung, denn nun können Schule und Ferienbetreuung die Räumlichkeiten der ehemaligen Villa Kunterbunt weiterhin nutzen. "Denken Sie daran, die vielen Kinder, die jetzt geboren werden, kommen auch mal in die Schule – und dann benötigen wir die Räumlichkeiten."