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Der Jurist Mathias Herr wird in ein hohes Amt gewählt

Das Skidorf Nummer eins ist ja immer wieder einmal für eine Überraschung gut. Neben Olympiasiegern und Weltmeistern im nordischen Skisport überzeugte nun ein Mann in ganz anderer Richtung.

Schonach. Der promovierte Jurist Mathias Herr wurde neu als Richter an den Bundesgerichtshof gewählt und verstärkt nun den III. Zivilsenat.

Der Bundesgerichtshof (BGH) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Damit ist es zugleich letzte Instanz in Zivil- und Strafverfahren in der Bundesrepublik. Der BGH soll die Rechtseinheit wahren und das Recht fortbilden, vor allem aber die Entscheidungen der ihm untergeordneten Gerichte auf dem Wege der Revision überprüfen. Er ist einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes und neben dem Bundesverfassungsgericht eines von zwei Bundesgerichten mit Sitz in Karlsruhe.

Hauptsächlich entscheidet der BGH über Revisionen gegen Urteile der Land- und Oberlandesgerichte sowie über Rechtsbeschwerden gegen die Beschlüsse dieser Gerichte. Wie jedes Revisionsgericht erhebt er dabei im Regelfall keine Beweise, sondern entscheidet lediglich darüber, ob das Urteil des Land- oder Oberlandesgerichts auf Rechtsfehlern beruht. "Eine wirklich spannende Sache", erzählt Mathias Herr im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten – er könne wirklich nicht verstehen, dass viele Menschen die Rechtsprechung als trockene Sache ansähen.

Das Abitur schließt Herr mit einer Traumnote ab

Im Juni 1966 im Triberger Krankenhaus geboren, war Herr einer der jüngsten Erstkommunikanten – weil er schon damals unbedingt Ministrant werden wollte, nachdem ihn die Barmherzige Schwester Paulitta im Kindergarten entscheidend geprägt hatte. Nachdem er 1985 mit der Traumnote 1,0 sein Abitur gemacht hatte, war jedermann in seinem Umfeld sicher, "der Bub studiert Theologie und wird Pfarrer" – was sich als völlig falsch herausstellte, denn er studierte stattdessen an der Universität Bayreuth Rechtswissenschaften, wo er nach Rechtsreferendariat und zweiter Staatsprüfung von 1994 bis 1997 über das heiße Thema "Sportanlagen in Wohnnachbarschaft" promovierte.

Sein Lebensweg wies fast schon direkt in Richtung seiner künftige Tätigkeit: Bis 1996 war er angestellter Rechtsanwalt, bis 1998 Staatsanwalt in Waldshut-Tiengen. Von 1998 bis 2003 folgte das Richteramt in Karlsruhe, zunächst am Amts – dann am Landgericht. 2008 folgte ein kurzes Intermezzo am Oberlandesgericht, bis Ende 2009 sprach er erneut am Landgericht Recht.

Erstmals wurde er 2003 bis Ende 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Bundesgerichtshof verpflichtet, erneut dann bis 2013. Bis März 2018 war er dann wieder Richter am Oberlandesgericht, bevor er erneut als wissenschaftlicher Mitarbeiter berufen wurde – diesmal an das Bundesverfassungsgericht. Im März 2019 wurde er als Bundesrichter gewählt, am 25. November ernannte ihn Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit Wirkung vom 1. Januar zum Bundesrichter.

Einstiger Oberministrant oft in der Heimat

Der künftige Bundesrichter ist mit Leib und Seele Schonacher, auch wenn sein Lebensmittelpunkt seit einigen Jahren hauptsächlich in Karlsruhe liegt, wo er mit einer Ärztin verheiratet ist und zwei schulpflichtige Kinder hat. Viele Wochenenden aber verbringt er noch immer in Schonach, schon deshalb, weil der einstige Oberministrant und Vizemesner seit 1982 auch als Lektor tätig ist, einst in St. Urban, heute in der Seelsorgeeinheit Maria in der Tanne, und diese Tätigkeit will er weiterhin ausführen. Nebenbei fährt er noch heute gerne Ski, der Feldberg ist seine bevorzugte Destination – wenn er dazu überhaupt noch die Zeit findet neben Berufung, Ehrenamt und Familie.