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Einwohner sagen in Versammlung ihre Meinung und tragen ihre Anregungen zu verschiedenen Themen vor

Die Möglichkeit, über die von Bürgermeister Jörg Frey in der jüngsten Einwohnerversammlung vorgestellten Zukunftsthemen zu diskutieren und ihre Meinungen und Anregungen vorzutragen, nutzten die Schonacher rege.

Schonach. Den Anfang machte Joachim Müller. Er schlug vor, eventuell das geschichtsträchtige Kulturgut der Strohhut-Herstellung aus der ehemaligen Strohhutfabrik Sauter und die mechanische Weihnachtskrippe von Meinrad Spath bei der Weltgrößten Kuckucksuhr im Schonacher Untertal unterzubringen, in dieser Sache das Gespräch mit der Betreiberfamilie zu suchen. "Diese Idee hatten wir auch schon ins Auge gefasst", informierte der Bürgermeister, allerdings sei sie nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen.

Skilifte rege nutzen

Joachim Müllers Appell an alle, die geplante neue Skiliftanlage am Winterberg auch rege zu nutzen, "damit sie einen Wert hat und ein Treffpunkt für Jung und Alt wird", begrüßte Frey. Müller freut sich, dass der Liftbetrieb am Winterberg weitergeht. Ein Traum sei auch der aufgrund seiner Länge sportlich interessante Skilift am Rohrhardsberg. "Es wäre sehr schade, wenn er einmal sterben würde. Er sollte ebenfalls verstärkt genutzt werden". Wie wichtig auch dieser Skilift der Gemeinde ist, unterstrich Frey mit dem Hinweis auf die aktuelle Investition in das Lifthäuschen.

Im Zusammenhang mit dem Skifahren am Rohrhardsberg bat Anwohner Thomas Hettich darum, darauf zu achten, wo man sein Auto parkt, damit Rettungskräfte wie Feuerwehr und Rotes Kreuz im Ernstfall auch zu den dahinter liegenden Gebäuden durchkommen.

Rücksicht beim Parken

"Das mit der wilden Parkerei ist leider sehr oft ein Thema", kommentierte Bürgermeister Frey. Aktuell habe man auch wieder ein riesiges Problem mit dem Parken beim Kindergarten. Er appellierte, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen und die Kinder auch einmal zu Fuß zur Einrichtung zu bringen.

Kanalsystem bereitet Sorge

Rita Schyle befürwortet neue Baugebiete. Sorge bereitet ihr die Abwassersituation. Das Kanalsystem sei in die Jahre gekommen und – genügend Wasser zu haben sei auch für neue Bauplätze wichtig. Frey gab ihr recht: "Das Wasser am Rohrhardsberg reicht nicht ewig aus." Auch die Erneuerung des Abwassernetzes habe die Gemeinde im Blick.

"Super gut" findet Rita Schyle, dass ein Projekt Betreutes Wohnen im Ort realisiert werden soll. Der ins Gespräch gebrachte Standort beim Anwesen Sauter gefällt ihr jedoch nicht. Ihrer Ansicht nach sollte eine solche Anlage eine ruhige Lage haben. Für sie komme daher das Pfarrzentrum samt Pfarrhaus in Frage. Das habe man ebenfalls im Hinterkopf, sagte Frey. Er geht davon aus, dass das derzeit diskutierte Konzept betreffs der Gebäude in kirchlicher Hand hier mal zum Tragen kommt.

Lebendiges Museum

"In der Ortsmitte stelle ich mir ein Konzept für den Tourismus zwischen Altes zu bewahren und Neues zuzulassen vor. Das Erhalten der Strohhutfabrik hat für mich immer noch Bestand und wir als Förderverein Schwarzwälder Strohmanufactur werden unser Bestreben danach nicht aufgeben", betonte Rita Schyle. "Ein lebendiges Museum in Schonach würde doch sicherlich in ein Tourismuskonzept hineinpassen. Da es bei uns an Übernachtungsmöglichkeiten fehlt, könnte ich mir vorstellen, dass unsere älteste Gaststätte, der Schwanen, ein guter Standort für ein neues Konzept in Sachen Gastronomie wäre und hier die Suche nach einem Investor geboten wäre nach dem Motto ›Zukunft braucht Herkunft‹." Andere Gemeinden würden sich um ein solches historisches Zentrum reißen und daraus ein "Schmuckstück" machen. Schyle: "Wie wir aus vergangenen Projekten wissen, ist dies in Schonach ebenfalls möglich."

"Die Idee mit dem Schwanen halte ich für wunderbar", so Frey. Allerdings befinde er sich noch in privater Hand, so lange das so ist, gehe hier nichts von Seiten der Gemeinde.

Alles unter einem Dach

Barbara Kuner machte ebenfalls auf das "dringend notwendige" Betreute Wohnen aufmerksam. Der Bedarf sei groß. Es gebe Senioren, die oft in zu großen Wohnungen und Häusern leben, die sie nicht mehr bewirtschaften können. In betreuten Wohnanlagen hätten sie zudem auch Kontakt zu anderen Bewohnern. In eine solche, zentral gelegene Einrichtung integriert werden sollte ihrer Meinung nach auch eine Tagespflege sowie Pflegestation und möglichst auch ein Kindergarten. Das würde ein gutes Miteinander mit sich bringen, ist sich Kuner sicher. Das kann sich auch Bürgermeister Frey gut vorstellen, obwohl er anfangs, eigenen Ausführungen zufolge, in Sachen Kindergarten in einer derartigen Einrichtung recht skeptisch war.

Wohngruppen möglich?

Frey fragte in die Runde: "Wären Schonacher auch bereit, in Wohngruppen zu gehen?" "Ich würde mich heute schon dafür anmelden", antwortete Gerhard Dold. Er plädierte dafür, Betreutes Wohnen zeitnah in zentraler Lage beim Kurpark, somit beim Standort Sauter, in Angriff zu nehmen.

Innenentwicklung gefragt

Marco Kimmig fragte nach, wie es mit der Nutzung von bestehenden Häusern durch junge Familien aussehe. "Die Landesregierung propagiert Innenentwicklung", bemerkte Frey. "Sie haben recht, wir haben Straßen, in denen sich in den nächsten zehn Jahren etwas tut. Es ist die Aufgabe einer Gemeinde, weitere Plätze zu schaffen."

Baulücken schließen

"Baugebiete liegen mir sehr am Herzen", betonte Karin Binkert-Hörmann. Das Ganze sei eine Frage des Standorts. Auch Baulücken, wie die zwischen der geteilten Schillerstraße, gelte es zu schließen. "Würden wir an die rund 100 ausgewiesenen Bauplätze im Ort herankommen, bräuchten wir kein Baugebiet nach außen ausweisen", gab Frey zu bedenken. Hier seien der Gemeinde die Hände gebunden. Man könne nur appellieren, dass die Eigentümer die Plätze bebauen oder verkaufen, eine zeitliche Frist gebe es dafür jedoch nicht.

Alltagsbetreuung wichtig

Wichtig sei auch eine Alltagsbetreuung für Senioren, damit deren Angehörige diese auch mal kurzzeitig in gute Hände übergeben können und somit Zeit für sich haben, fuhr Binkert-Hörmann fort.

Manfred Dold regte an, eine Anlage für Betreutes Wohnen auf dem Gelände neben dem Anwesen Diefenbacher Richtung Wiha anzulegen. Hierüber habe man ebenfalls schon nachgedacht. Allerding sei auch diese Fläche in privater Hand und nicht kaufbar, informierte Frey.

Kindergarten Trägerschaft

Das Thema Kindergarten St. Raphael, sprach Wilhelm Hahn an. Noch immer sei dessen Trägerschaft in kirchlicher Hand. Die Gemeinde bezahle rund 90 Prozent, habe nur ein Mitsprache-, aber kein Entscheidungsrecht. Hier sollte man sich seiner Meinung nach Gedanken machen, ob man den Kindergarten nicht übernehmen sollte, wie in Schönwald. "Dort läuft es in der Tat ganz hervorragend", räumte Frey ein. "Allerdings gehört der Gemeinde auch das Gebäude. Wir müssten es der Kirche abkaufen."

Kulturgut bewahren

"Mir liegt Schonachs Kultur sehr am Herzen. Wir haben hier einige kulturelle Schätze. Sie gilt es zu bewahren, auch die Strohhutfabrik. Sie ist die Letzte und damit ein Alleinstellungsmerkmal, das man auch touristisch nutzen könnte", betonte Ingrid Schyle. Der Förderverein Schwarzwälder Strohmanufactur stehe nach wie vor hinter dem Erhalt des Gebäudes, wofür es kulturelle Fördertöpfe und Leadergelder gebe. Das Kulturgut Strohhutfabrik als solches müsse zweifelsohne erhalten bleiben, räumte Frey ein. In Frage stehe nur das Gebäude. Anregungen diesbezüglich seien stets willkommen.

Industrie und Ehrenamt

Erfreut über die "sehr gut aufgestellte und florierende" Industrie im Ort zeigte sich Raimund Harter. Ihm ist es wichtig, dass es auch im ländlichen Raum bezahlbaren Wohnraum gibt. Angesichts des enormen, ehrenamtlichen Engagements der Einwohner sei es ihm auch um die Zukunft Schonachs nicht bange, stellte der gebürtige Rohrhardsberger fest, was Frey gerne unterstrich. Er bedankte sich am Ende bei den Einwohnern für die engagierte Diskussion. Sie sei für die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat sehr hilfreich. "Sie bringt uns weiter."