Der Flachbau der einstigen Schonacher Strohhutfabrik Sauter wird abgerissen und damit ein neuer Zugang zum Kurpark geschaffen. Foto: Börsig-Kienzler

Flachdachkomplex ist baufällig. Waren und Geräte von historischem Wert sollen gerettet werden. Appell an Bürger.

Schonach - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge stimmte der Schonacher Gemeinderat am Dienstagabend dem Abbruch der ehemaligen Strohhutfabrik Sauter, der laut Bürgermeister Jörg Frey letzten ihrer Art im Schwarzwald, einhellig zu.

Die Gemeinde Schonach erwarb das Anwesen in der Hauptstraße 14 in der Ortsmitte am 11. Juli vergangenen Jahres. Die Übergabe erfolgte am 1. Oktober. "Mit dem Erwerb haben wir nun die Möglichkeit, die Chance, die in den Plänen zur Umgestaltung des Kurparks gewünschten, wichtigen Zugangsmöglichkeiten vom Rathaus in den Kurpark zu schaffen", erläuterte Frey im Gemeinderat.

Nun gehe es darum, die historisch sehr wertvollen Maschinen und Materialien aus der letzten noch produzierenden, im Jahr 1863 gegründeten Strohhutfabrik des Schwarzwaldes zu retten. In der Strohhutfabrik und der Garage befänden sich heute noch Waren, Gerätschaften des vielfältigen Strohsortiments des einstigen Traditionsunternehmens und ein Auto. Diese Gebäudeteile neben dem Wohnhaus müssten daher vor dem Abriss geräumt werden. Mit diesem Vorhaben stieß Frey bei den Ratsmitgliedern auf offene Ohren. Manche hatten schon befürchtet, dass das Gemeindeoberhaupt die alte Fabrik umgehend dem Erdboden gleich machen lassen wolle.

Frey machte die Ratsmitglieder darauf aufmerksam, dass sich die bauliche Situation seit der gemeinsamen Besichtigung am 16. September deutlich verschlechtert habe. Damals habe man schon die Baufälligkeit des Flachdachbaus, in dem sich die Räume der Strohhutfabrik befinden, festgestellt, inklusive Wasserschäden und durchhängenden Decken. Im unteren Bereich würde auch Mauer- und Holzwerk liegen.

Bewilligung für Zuschuss im März erwartet

"Der Zustand des Gebäudes ist besorgniserregend. Seitens der Substanz und aus ethischen Gesichtspunkten ist es nicht erhaltenswert und sollte schnell abgerissen werden", stellte er sachlich fest und erinnerte daran, dass der Gemeinderat dafür bereits Haushaltsmittel in den Etat 2015 eingestellt habe. Auf den ELR-Zuschussantrag über 20.000 Euro habe die Gemeinde positive Signale bekommen. Eine Bewilligung werde im März erwartet. Danach soll der Abbruch durchgeführt werden.

Dem Schonacher Kulturstammtisch und weiteren am Erhalt des heimischen Kulturgutes Interessierten wie Ingrid Schyle von der Naturparkschule oder Hobbystrohflechterin Barbara Ruf habe er fest versprochen, dass man gemeinsam die alte Strohhutfabrik aufsuchen und sichern wolle, was noch zu retten sei. Damit wolle er jedoch bis zum Frühjahr warten, da es in dem Gebäude derzeit zu gefährlich, kalt und dunkel sei.

Frey plagt zudem das Problem, wo man die historischen Werte (Materialien und Gerätschaften der Strohhutfabrik) künftig lagern kann. In der Überlegung sei zwar schon eine Art Museum gewesen. Eine Gruppe, die eine Museumsführung betreiben könnte, sei bis heute jedoch nicht gefunden. Die Bevölkerung sei daher dazu aufgerufen, sich dieser Problematik anzunehmen. Wer mithelfen möchte, die alte Handwerkskunst des Strohhutflechtens und die Gerätschaften den folgenden Generationen zu zeigen und zu erklären, könne sich gerne bei ihm melden. Die Gemeinde sei schwerlich in der Lage, ein Museum einzurichten und mit Personalkosten zu unterhalten. Was er sich vorstellen könnte, so Frey, sei eventuell etwas gemeinsames im Zuge der geplanten Sanierung des Haus des Gastes zu machen.

Flachdach würde wohl bald einbrechen

Kämmerer Kurt Lietzmann erinnerte, dass einige Teile aus der Strohhutfabrik schon mal im Schwarzwaldmuseum in Triberg ausgestellt waren, nun aber wieder in Schonach seien. Er und Volker Lehmann (FWV) hoffen, dass sich viele Bürger melden, die Interesse am Erhalt des wichtigen Kulturguts haben.

"Es beruhigt uns zu hören, dass der Bagger nicht gleich kommt", sagte Silke Burger (CDU). Ihrer Fraktion sei es wichtig, "dass wie beschlossen die Wertgegenstände gesichert werden, der Zugang zum Kurpark geschaffen und der Zuschuss für den Gebäudeabriss abgewartet wird, auch wenn es nächstes Jahr wird, bis er fließt." Dass es ihm nicht wohl sei, "wenn sich der Abriss zu lange hinzieht", sagte hierauf Frey. Helmut Kienzler (FWV) unterstrich diese Aussage, denn das Flachdach sei nicht mehr zu flicken, neige sich bereits nach innen und werde zusammenfallen. "Das Gebäude ist so baufällig, dass etwas passieren muss", betonte Volker Kölsch (SDP).