Zum Auftakt des Heimattreffens wird gut gelaunt mit Holunderblütensekt angestoßen. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: "Wälder-Heuet" mit Sense / Heimischer Kochtopf wird zum Erlebnis

Schonach. Eine ganze Schar von Freunden aus Schonach meldete sich für die Dialekt-Veranstaltung rund um die Kreativ-Konditorei von Barbara Kienzler an. Die Gastgeberin ist Mitglied im eingetragenen Verein "Bauerngarten und Wildkräuterland Baden", der auch vor einem Jahr in Schonach den Badischen Kräutertag veranstaltet hat.

Als Mitglied hat sie sich verpflichtet, regelmäßig ihre Türen für Gäste zu öffnen, um ihnen die badische Küche wie das Leben auf dem Land in vergangenen Zeiten nahe zu bringen. Von selbst versteht es sich, dass bei diesen Treffen vorwiegend Dialekt gesprochen wird. Kienzler informierte ihre Besucher über die Projekte, die von Gastgebern aus ganz Baden angeboten werden. Von der Ortenau über den Hochschwarzwald bis zum Bodensee werden im Namen des Vereins unter dem Motto "Badisch uffdischt" Gäste eingeladen.

Passend zur Jahreszeit sollen dabei badische Speisen aus der Region aufgetischt werden. Außer den heimischen Produkten aus Großmutters Kochbuch wird jeweils noch ein Rahmenprogramm rund um Haus und Hof angeboten. Weil Barbara und Helmut Kienzler, die in der Kroneckstraße am Ölberg wohnen, weder zu einem Bauerngarten-Rundgang noch zu einer Mühlenbesichtigung einladen konnten, wählten sie für das Zusatzprogramm das Thema "Wälder-Heiwet". Wälder wurden früher die Bauern genannt, die auf den Schwarzwaldbergen mitten unter großen Wäldern wohnten, während die Bevölkerung in den Tälern von den Bergbauern "Deeler" gerufen wurden. Wenn die "Wälder" auf den Bergen im Sommer das Heu mähten und heimbrachten, sprachen sie von der Heuet, die im Schonacher Dialekt "Heiwet" heißt.

Drei-Gänge-Menü

Die Veranstaltung begann mit einem Begrüßungstrunk auf der Terrasse. Alle prosteten sich mit Holunderblütensekt zu, aus dem eine Damaszener-Rose ragte. "Ein betörender Duft", lobten einige Gäste und Barbara Kienzler deutete auf den Rosenstrauch in ihrem Garten und sagte: "Das ist eine alte Bauernrosen-Sorte." Dann bat sie die Besucher ins Esszimmer, wo der Tisch festlich gedeckt war. "Bei diesen Gelegenheiten ist ein Gastgeschenk üblich", wusste die Köchin und deutete auf die Honigtöpfchen, die neben jedem Gedeck standen. "Das ist Honig von unseren eigenen Bienen", verriet Helmut Kienzler stolz.

"Wenn die Suppe in der Schüssel dampft, gibt es ein Tischgebet vor dem großen Mampf", sagte die Gastgeberin und betete ein Tischgebet. Im Verlauf des Abends konnten die Gäste in persönlicher Atmosphäre ein Drei-Gänge-Menü nach badischer Tradition genießen, angefangen von Sauerampfer-Suppe und geräuchertem Schinken über Kartoffelsalat mit Speck, Schinkenbrühe bis hin zum Kopfsalat, der mit Wicken-Blüten und Glockenblumen aus dem Garten verziert war. Zum Nachtisch wurden selbst gepflückte Heidelbeeren mit frischer Sahne aufgetischt.

Mäh-Technik demonstriert

Den Höhepunkt bildete die "Wälder-Heiwet", die von Arnold Kuner und Barbara Kienzler präsentiert wurde. Kuner spielte den Bauern, der das Gras zu mähen hatte und Kienzler die Scharen-Magd, die das Heu zusammen schieben musste. "In meiner Jugend gab es noch keine Mähmaschinen, da wurde das Gras mit der ›Sägis‹ gemäht", berichtete sie. Und schon stand sie mit einer Sense und einer Heugabel vor den ihr aufmerksam folgenden Gästen. Mit einem Wetzstein wurde die Sense von Kuner gewetzt der anschließend fachmännisch die Mähtechniken aus früheren Jahrhunderten vorführte. Dabei stammt der Schonacher nicht von einem Bauernhof – ganz im Gegensatz zur Gastgeberin, die auf einem Hof in Rohrbach aufgewachsen ist.

Bei der Verabschiedung gab es viel Lob und begeisterte Dankesworte für das badische Festmahl und das lehrreiche Rahmenprogramm.