Am Holzeck, direkt vor der Kulisse des Hummelhofs, wo die Raunachtswanderer mit Wanderführerin Ingrid Schyle (rechts) eine kleine Rast einlegen, erzählt sie die Geschichte der Wolfshündin Senta. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Wanderung: Führerin Ingrid Schyle will altes Ritual Interessierten näher bringen / "Wilde Jagd" beginnt

Schonach. Die Raunächte – nach der Überlieferung sind das die Nächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar, manchmal auch die Zeit zwischen den Jahren genannt. Entstanden sind diese besonderen Nächte durch die Umstellung vom Mond- auf den Sonnenkalender.

Den Raunächten werden besondere Eigenschaften zugeordnet, die "Pforten zur Anderswelt" seien weit geöffnet, Tiere sollen angeblich nachts sprechen, Dämonen seien unterwegs. Mancherorts wird auch die Thomasnacht, die längste Nacht des Jahres vom 21. auf den 22. Dezember, dazu gezählt.

Die Herkunft des Namens ist nicht ganz sicher. Einer Ansicht zufolge geht es auf das mittelhochdeutsche Wort "rûch" (haarig) zurück, das heute in dieser Bedeutung in der Kürschnerei als Rauchware für Pelzwaren noch in Verwendung ist.

Dabei würde sich das Wort auf mit Fell bekleidete Dämonen beziehen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben, oder aber vielleicht auf Rituale rund um das Nutzvieh. Seinen Ursprung hat der Brauch vermutlich in der Zeitrechnung nach dem Mondjahr. Ein Jahr aus zwölf Mondmonaten umfasst nur 354 Tage. Daher werden diese Nächte "die Zeit zwischen den Jahren" genannt, da zum "echten", dem Sonnenjahr, einige Tage fehlen.

Wie dem auch sei – Ingrid Schyle wollte diesen alten Ritus in die Köpfe der Menschen zurück bringen. Und wie das bei der Naturpark-Wanderführerin halt so ist, geht so etwas am besten beim Wandern. 34 Mitwanderer, darunter etliche Kinder, wollten genauer wissen, wie das nun mit den Raunächten so ist. Während der Wanderung, die bei leichtem Schneefall und recht kühlen Temperaturen auf verschlungenen Pfaden über den Mühleberg zur Holzeck führte, erfuhren die Wanderer einige wichtige Eckdaten über die Raunächte. So beispielsweise, dass in diesen Nächten die Tiere sprechen könnten, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Oder auch, dass in diesen Nächten die bösen Gewalten der "Anderswelt" mit den guten Mächten streiten.

Orion am Winterhimmel

Am Samstag, 5. Januar, beginnt dann die "Wilde Jagd", da am Winterhimmel Orion der große Jäger mit seinen Hunden den Höchststand erreicht, erläuterte Ingrid Schyle. Bei den Geschichten zu den Raunächten durften natürlich auch einige ihrer liebsten Geschichten nicht fehlen – so war Wolfshündin Senta einmal mehr Mittelpunkt, ebenso die „"Lederne Brücke", und natürlich klärte sie darüber auf, dass "Silvester" auf den ersten Papst dieses Namens zurück geht, der wohl just an diesem Tag verstarb.

Nach einer kurzen Rast mit Glühwein, Kinderpunsch und kleinen Leckerbissen bei Manuela und Günter Hummel auf dem Hummelhof kehrte die Wandergesellschaft wieder zurück ins Dorf.