Im Scheinwerferlicht aber wurde noch immer gewerkelt – eine eigens für das Wintercamp aus Köln angereiste Familie baute noch ihr Zelt auf und auch an die anderen Behausungen der kleinen Zeltstadt wurde noch letzte Hand angelegt, Stroh für Wärme und Komfort ausgelegt, Schlafsäcke oder die Taschenlampen für den nächtlichen Toilettengang bereitgelegt.
Mit seiner orangefarbenen Rundumkennleuchte kündigte der Pistenbully Bereitschaft an – Enrico Faustmann bekam jungen Besuch in der Fahrerkabine und arbeitete sich mit dem schweren Gerät die Steile Skipiste empor. Staunend verfolgten die Kinder jeden Handgriff des Pistenraupenfahrers, der zur Freude seiner quietschvergnügten Passagiere dann auch noch die Buckelpiste frisch anlegte.
Wer eine Affinität zum Biathlon hatte, konnte derweil in der Rothaus-Arena ein Schießtraining absolvieren. Für Ortsfremde ist auch Brauchtum angesagt, wenn sich die drei offiziellen Gruppen der Schönwälder Fasnet vorstellen.
Über dem Badezuber stieg währenddessen schon der Dampf auf, der Saunaofen bollerte und mit Spannung wurden am Hirtenofen treue Gäste im Wintercamp erwartet: die Alphornbläsergruppe Schönwald, deren Mitglieder es sich natürlich auch dieses Mal nicht nehmen ließen, in den Badezuber zu steigen und die Alphornklänge mit dem heißen Dampf in den Nachthimmel aufsteigen zu lassen.
Bis spät in die Nacht waren Sauna und Badezuber gefragt – und auch dem Kioskteam, Carmen und Enrico Faustmann, war während des Wintercamp keine Pause vergönnt.
Die erste Nacht im Camp war eisig: Minus drei Grad Temperatur und 50 Zentimeter Schneehöhe, diese Daten sollten später auf den Urkunden der Teilnehmer stehen, unter ihnen die erst vierjährige Amelie Spitz – die jüngste Bewohnerin des Schwarzwald Wintercamps bis dato. Ob sie gefroren hat? "Nein, wieso?" – mehr Zeit blieb am Sonntagmorgen nicht, um Reporterfragen zu beantworten, schließlich standen die Schneeschuhe schon bereit.
Rund um den Dobelskilift ging es am Samstag hoch her. Nimmermüde zogen die Lifte Campteilnehmer und sonstige Wintersportler die Pisten hinauf, mit Längsschlitten oder Bobs ging es nebenan den Hang hinunter. Bei der rund dreistündigen Schneeschuhwanderung mit dem Ehepaar Müller arbeiteten sich die Teilnehmer durch die unberührte Winterlandschaft bis zum Rothaus Loipenzentrum. Nur die geplante Kutschfahrt zurück vom Kulturdenkmal Reinertonishof musste wegen eines Achsbruchs entfallen – ein Shuttlebus brachte die Wanderer daher zurück ins Camp.
Es wäre nicht das Schwarzwald Wintercamp, wäre es dort nicht nahtlos weitergegangen mit einem einzigartigen Winterprogramm. Der Musher Florian Bachmann und seine Schlittenhunde hatten sich angekündigt. Er hatte sogar Verstärkung durch einen zweiten Musher mitgebracht und gemeinsam nahmen sie die begeisterten Campteilnehmer sowie sonstige Besucher mit auf eine rasante Hundeschlittenfahrt. Erst spät nachts kehrte im Schwarzwald Wintercamp Ruhe ein.
Doch dann kamen die Wetterkapriolen ins Spiel. Das weithin angekündigte Tauwetter wehte nasse Schneemassen nach Schönwald, die unablässig auf das Campgelände fielen. Nachdem nachts Schneeladungen aus den Bäumen auf zwei Zelten gelandet waren und diese von den Schneemassen befreit waren, rückte der Fokus auf die drei Iglus. Weil der Schnee extrem nass war, ächzte die sonst so solide Konstruktion unter den Bedingungen und zwei Iglus, in welchen auch Kinder schliefen, wurden nachts um 3.30 Uhr vorsorglich von den Bewohnern evakuiert.
Dass diese Entscheidung richtig war, bestätigte sich am nächsten Morgen: Die Decken der Iglus waren weithin abgesackt bis auf wenige Zentimeter über dem Boden. Bürgermeister Christian Wörpel brachte die Schneehäuser deshalb kontrolliert zum Einsturz, um zu vermeiden, dass spielende Kinder im Zuge des einsetzenden Tauwetters und nassen, schweren Schneefalls zu Schaden kommen. Und so wurde das sechs Schwarzwald Wintercamp zum echten Abenteuer für die nach wie vor begeisterten Teilnehmer, getreu seinem Motto: "Echt. Winter. Erleben".
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