Vor einem Paradebeispiel eines angestrebten Mischwalds erklären Frieder Dinkelaker und Marisa Schwenninger (von rechts) den Mitgliedern des Gemeinderats Schönwald, hier Johannes Fattler, Bürgermeister Christian Wörpel und Marianne Kätsch-Jung, welche Baumarten künftig auf den Wurfflächen gepflanzt werden sollen.Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Forst: Gemeinderat Schönwald begutachtet den Wald / Auf Wurfflächen entstehen neue Mischkulturen

Deutlich früher als sonst traf sich der größte Teil des Gemeinderats Schönwald: Mit dem Leiter des Forstamts, Frieder Dinkelaker und Waldpädagogin Marisa Schwenninger, die auch für die Öffentlichkeitsarbeit im Forst zuständig zeichnet, ging es in den Gemeindewald.

Schönwald. Der rund 125 Hektar große Wald der Gemeinde Schönwald war lange Jahre Garant für einige tausend Euro Verdienst – das änderte sich bereits mit dem Käferjahr 2019 und sollte sich im laufenden Jahr fortsetzen.

War es im vergangenen Jahr der Borkenkäfer, der dem hauptsächlich aus Fichten bestehenden Gemeindewald zusetzte, ging es im Februar mit den beiden Sturmtiefs Sabine und Bianca weiter, die große Mengen wertvollen Holzes schlicht plattmachten – und dann legte auch noch Corona die Sägewerke lahm, da es kaum noch Nachfrage gab.

Marisa Schwenninger leistet ganze Arbeit

Der Weg führte die Räte in die Guten, wo Marisa Schwenninger eine "Theorie-Station" aufgebaut hatte. Dort erläuterte zunächst Amtsleiter Frieder Dinkelaker die jetzige Struktur des Forstes nach dem Umbau: Er sei jetzt für den Privat- und Körperschaftswald im nordwestlichen Teil des Kreises zuständig, seine Stellvertreterin für den Wald auf der Baar.

Der Staatswald sei komplett ausgegliedert. "Baden-Württemberg hatte in dieser Hinsicht lange Zeit eine Sonderstellung inne, wo beides miteinander funktionierte", erinnerte er die Ratsmitglieder.

Nachdem dann die Aufarbeitung endlich begonnen hatte, sorgten Vertreter des erkrankten Revierförsters dafür, dass sowohl im Privat- als auch im Gemeindewald die riesigen Mengen zunächst aufgenommen, wo möglich gleich verkauft oder in Richtung Nasslager nach Schönenbach verlagert wurden.

Tätig wurden hier zunächst Stefan Schultis, später im Privatwald Forstassistent Jens Löw und im Gemeindewald Marisa Schwenninger, die ab Mai als Vertreterin des seit längerem erkrankten Revierförsters Jürgen Wernet einsprang und noch immer tätig ist. Sie zeigte auf, dass dem Gemeindewald normalerweise rund 1500 Festmeter entnommen würden. In diesem Jahr hatten die beiden Stürme rund das Doppelte geworfen, also knapp 3000 Festmeter.

Zwar hätten die Stürme bundesweit heftige Schäden verursacht, besonders betroffen sei dabei der Schwarzwald-Baar-Kreis gewesen und in Schönwald vor allem der Gutenwald mit großen Flächen. Zur Aufarbeitung seien aber Einzelwürfe problematischer – der Kosten wegen. Der größte Teil konnte mit dem Harvester aufgearbeitet werden, zum Teil aber musste man auch Motor-manuell ran. "Im Juni war bereits alles an der Straße, rund 1300 Festmeter wurden aufs Nasslager gelegt", betonte der Forstdirektor die engagierte Arbeit seiner jungen Mitarbeiterin. Nun, so Schwenninger, warte man auf den Abtransport der verkauften Polter – was aber nicht mehr in ihrer Macht stehe.

Aus einem Teil werden Hackschnitzel

Ein Teil des Holzes werde demnächst auch zu Hackschnitzeln verarbeitet. Ein Teil des liegenden Holzes sei bereits gespritzt, um Käferbefall zu vermeiden – zum Schutz des Waldes. Sie rechne dennoch damit, dass im Herbst rund 600 weitere Festmeter dem Käfer zum Opfer fallen. Da der Markt voll sei, erwäge man auch den Abtransport in Containern Richtung Osten.

Tiere brauchen das Totholz zum Leben

Käferbäume, die bereits abgestorben seien, lasse man bewusst stehen, da sie als Totholz vielen Tier- und Pflanzenarten ein Überleben sicherten – beispielsweise dem Specht. "Wir lassen nur stehen, was gefahrlos möglich ist", verdeutlichten die engagierten Forstleute.

Angesprochen wurden auch die Pheromonfallen, die aber derzeit nur zur Überwachung dienen könnten. Karl Ludwig Eckerle, langjährig selbst Revierförster in Schönwald, meinte dazu, dass trotz aller Maßnahmen genügend Käfermaterial vorhanden sei. Hubert Heger, engagierter Bürger, fragte nach der Möglichkeit der "chemischen Keule". Diese verbiete sich aus Gründen der Kollateralschäden von selbst, wurde ihm beschieden. "Es würde nie nur den Käfer treffen", so Schwenninger. Man habe schon wirksame Mittel, deren Nutzung jedoch mit Augenmaß erfolgen müsse, wusste auch Dinkelaker.

Im Anschluss ging es in ein Waldstück, in dem bereits Eckerle reichlich "Vorbau" betrieben hatte. Hier erläuterten die beiden Forstleute, was mit den großen Wurfflächen geschehen soll: Hier soll künftig der Wald neu und anders aufgebaut werden.

Keine großen Fichtenflächen mehr, sondern ein Mischwald aus verschiedenen Laub- und Nadelbäumen soll dort entstehen – was natürlich Geld koste.