Biathletin Simone Hauswald ist aus dem Profi-Sport ausgestiegen. Foto: dpa

Frühere Weltklasse-Athletin genießt die Zeit nach ihrer großen Karriere.

Schönwald - Simone Hauswald und die Frühjahrssonne machen an diesem Nachmittag in Schönwald keinen Unterschied: beide strahlen. Die frühere Weltklasse-Biathletin wirkt im Jahr 1 nach ihrer großen Karriere sehr ausgeglichen und steckt voller Pläne.

Selbst, dass gerade die Handwerker bei der Renovierung ihres Hauses (sie wohnt seit neun Jahren mit ihrem Ehemann Steffen Hauswald in dem Skiort) "viel Staub" aufwirbeln, kann ihr nichts anhaben. Wir sprachen mit ihr noch ein wenig über Vergangenes, aber viel mehr über ihre Pläne und Ideen.

Hallo Frau Hauswald, Sie wirken ein Jahr nach Ihrem Abschied von der Weltbühne Biathlon richtig zufrieden.

Ja, mir geht es sehr gut. Ich habe dieses eine Jahr bewusst genossen. Wenn ich heute die Wettkämpfe mit Distanz verfolge, kommt keine Wehmut bei mir auf. Ich habe in den vergangenen Monaten Dinge gemacht, wie zum Beispiel Lesen, für die während der Karriere einfach zu wenig Zeit war. Bei den Weltcups in Ruhpolding und Oberhof war ich vor Ort. Es war schön, viele wiederzutreffen, aber dann wieder zu Hause habe ich nichts vermisst. Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt war, aufzuhören.

Für die Weltmeisterschaften zuletzt in Chanty-Mansijsk habe ich mir extra von meinen Eltern einen Fernseher besorgt (sie lacht), um die Wettbewerbe zu verfolgen. Ich habe mich einfach bei den Erfolgen für die Athleten mitgefreut, weil ich ja weiß, wie groß die Investitionen dafür sind. Ich habe zum Biathlon eine gesunde Distanz gefunden.

Versuchen Sie doch bitte einmal, das große Positive für Sie aus 20 Jahren Leistungssport in zwei Sätzen im Rückblick herauszufiltern.

Es war für mich die beste Lebensschule, in der ich mich sehr gut kennenlernen konnte.

Es gibt erfolgreiche Sportler, die nach dem Abschied erst einmal in ein großes Loch fallen.

Es ist ein großer Vorteil, wenn man sich bereits während der Karriere damit intensiv auseinandersetzt, wie das neue Lebenskapitel aussehen soll. Ich bin damit sehr gut gefahren. Meine Entscheidung des Abschieds reifte über einen längeren Zeitraum hinweg, und wenn ich etwas entschieden habe, dann stehe ich auch hundertprozentig dazu. Nicht einmal sind mir bisher Zweifel gekommen.

Einiges an Zeit nimmt aber bei Ihnen noch das Abtrainieren in Anspruch.

Das stimmt und ist auch sehr wichtig. Jetzt ziemlich abrupt aufzuhören, könnte sich gesundheitlich vielleicht in zehn oder zwölf Jahren negativ auswirken. Und außerdem bleibt der Sport für mich immer ein großes Stück Lebensqualität.

Wie sieht dieses Abtrainieren denn konkret aus?

Es ist von der Intensität her mit dem normalen Training überhaupt nicht mehr vergleichbar und ist 50 Prozent weniger Umfang, aber es nimmt doch täglich einiges an Zeit in Anspruch. Ich bin fast jeden Tag im Winter in der Loipe gewesen, habe dazu Krafttraining gemacht und steige jetzt aufs Rad um.

Der Sport wird Sie offensichtlich ein Leben lang begleiten. Wollen Sie sich denn auch mal in ganz anderen Disziplinen versuchen? Auf dem Surfbrett standen Sie ja auch schon mal.

Zum Surfen zu kommen, wäre ja doch ein größerer Aufwand nötig. Nein, am besten alles, was man von der Haustüre aus machen kann. Aber so etwas wie Klettern ist ja auch bei uns in der Region möglich und hat mir früher bei Lehrgängen auch schon Spaß gemacht.

Verraten Sie uns etwas über Ihre Zukunftspläne?

Ich bin ja noch bis Sommer 2012 bei der Bundeswehr, nun aber in der Berufsförderung. Ich möchte im Juni mit einer Ausbildung im Bereich Coaching beginnen, damit verbunden meine Erfahrungen aus dem Sport Menschen später bei Seminaren und Vorträgen weitergeben.

Ihren Mann haben Sie mit Neurocoaching bei der Schweizer Nationalmannschaft zuletzt unterstützt. Was genau hat es damit auf sich?

Hier wird das autonome Nervensystem durch schallmodulierter Musik oder auch Farbbrillen stimuliert. Ich selbst und auch andere Biathletinnen aus unserer Nationalmannschaft haben damit ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Für die Schweizer Athleten war es absolutes Neuland. Vielleicht setzen wir das Projekt in der kommenden Saison auch fort.

Eventuell sogar eine Trainerlaufbahn einzuschlagen, das kam Ihnen nie in den Sinn?

Nein, denn das hieße ja wieder viel Reisen und aus dem Koffer leben – und wäre konträr zu unseren Familienplänen gewesen. Es sagt mir viel mehr zu, Menschen auf der mentalen Schiene viel Unterstützung geben zu können.

 Fragen von Michael Bundesmann