Auf dem Reinertonishof ist Reimund Kuner als Nachbar fast daheim.  Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Forum: Siegfried Jäckle diskutiert mit Teilnehmern einige Thesen des Alpenprofessors Werner Bätzing

Schönwald. Ein neues Jahr beginnt – Zeit für Rückblicke, auch für die Mitglieder des Forums Pro Schwarzwaldbauern um Siegfried Jäckle. Begrüßt wurden die wohl wetterbedingt wenigen Besucher durch Reimund Kuner im Vesperhäusle des Reinertonishofs in Schönwald.

Die Ungleichheit nehme zu, zwischen Nord und Süd, zwischen Stadt und Land sowie Berg und Tal, weil unbegrenzte Mobilität und Digitalisierung alles dort konzentrieren, wo am billigsten produziert und wo am meisten verkauft werden kann.  Kulturelle Verwilderung nennt Werner Bätzing diese Entwicklung. Denn die Gebirge zeigten die Grundsatzprobleme der modernen Welt besonders anschaulich und früh. Am Internationalen Tag der Berge habe der Alpenprofessor erklärt, wie und warum in den Alpen die verkehrsgünstigen Täler verstädtern, sich der Tourismus ghettoartig konzentriert und abgelegene Täler verlassen werden.

Zeichen der Zeit, die auch in Schwarzwaldtälern nicht zu übersehen sind, glaubt Jäckle. In diesem Spannungsfeld zwischen "Wildnis und Freizeitpark" hatte Bätzing verschiedene Zukunftsszenarien vorgestellt. Sein   Wunschszenario setzt an der Berglandwirtschaft an – wegen ihrer kulturellen Identität. Daher lud der gewohnt sozialkritische Vordenker Siegfried Jäckle ein, im Vesperhäusle des Reinertonishofs die Thesen Bätzings zum guten Leben in den Bergen zu vertiefen beim Schwarzwaldbauerntreff. Unter dem Motto "Zwischen  Wildnis und Freizeitpark – was wir im Schwarzwald vom Alpenprofessor Werner Bätzing lernen können" wollte Jäckle die Erkenntnisse des Alpenprofessors den Verhältnissen im Schwarzwald gegenüberstellen und gemeinsam mit den Besuchern überlegen, was auf hiesige Bedingungen übertragbar ist.

Letztendlich war er am Ende wieder bei der Forderung, die er seit vielen Jahren formuliert: "Was wir wirklich brauchen, ist kein Strukturwandel, wie ihn die EU seit Jahren fordert, sondern vielmehr ein Kulturwandel", so der Querdenker des Schwarzwalds. Dabei stellt er einem rücksichtslosen Wettbewerb die "Genügsamkeit" gegenüber und den Monostrukturen die Multifunktion des bäuerlichen Lebens.

Globale Versorgung durch lokale Kreisläufe ersetzen

Den geforderten Standards wie "Öko", Tierwohl und ähnlichen Forderungen setzt er die Agrarökologie entgegen. Selbst die viel gerühmte Landschaftspflege stellt er infrage und setzt eine Landschaftskultur dagegen. Die "globale Versorgung" würde er gerne durch lokale Kreisläufe ersetzen, was natürlich auch heißen würde, keine Erdbeeren im Winter aus Südamerika – doch sieht er die globale Versorgung als sehr abhängig und anfällig an, da sie von immer weniger Landwirten abhänge.

Dagegen seien viele Bauern in lokalen Kreisläufen freier in ihrem Handeln – was sogar dafür sorgen könne, dass die Zahl der Bauern wieder ansteigen könne. Er nannte das eine oder andere Beispiel dafür, dass ein Zusammenschluss an Erzeugern sehr wirkungsvoll sein könne – doch zunächst müsse das den Bürgern, den Verbrauchern, nahe gebracht werden.

Beispiele seien die dezentrale Aufwertung des Grauviehs in Tirol, die Marke Alpinavera als Marketing- und Kommunikationsplattform für regionale Spezialitäten aus Bergkantonen in der Schweiz, auch die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die alle für kulturelle Identität stünden.

Im Anschluss entwickelte sich eine rege Diskussion, in die sich später auch Bettina Sättele einschaltete, die Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums.