Geschäftsführer Thorsten Rudolph stellt bei der Versammlung die Hochschwarzwald Tourismus GmbH vor. Foto: Kammerer Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: "Ferienland" diskutiert in der außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Zukunft

Ferienland 2.0 oder Zusammenschluss mit der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG)? Dieser Frage stellten sich die Mitglieder des Tourismusvereins Ferienland im Schwarzwald in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend.

Schönwald/Schonach/Furtwangen/St.Georgen. Nachdem diese Grundsatzentscheidung bereits in der Hauptversammlung am 17. Mai in Schonach thematisiert wurde (wir berichteten), wollte man nun in der außerordentlichen Versammlung in der Uhrmacher-Ketterer-Halle in Schönwald über beide Varianten diskutieren und offene Fragen der Mitglieder klären.

Eine Abstimmung unter den 81 anwesenden Stimmberechtigten brachte fast eine Pattsituation: Bei drei Enthaltungen stimmten 42 Mitglieder für eine Kooperation mit der HTG, 36 votierten für den Erhalt der Ferienland GmbH. Diesem ersten Meinungsbild gingen umfangreiche Präsentationen beider Varianten sowie eine Fragerunde voraus.

Julian Schmitz, Geschäftsführer der Ferienland GmbH, stellte wie bereits in der Hauptversammlung das Modell "Ferienland 2.0" vor, in dem man sich wieder mehr auf die "Uraufgaben" konzentrieren wolle: Marketing, Vertrieb und die qualitative Entwicklung der Destination Ferienland Schwarzwald. Auch die Neuorganisation der Gremien wie die Gründung eines Aufsichtsrates sei erforderlich, hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gelte es, unternehmerischer und gewinnorientierter zu denken.

"An der Grundhaltung zum Ferienland muss sich was ändern", sagte Schmitz. Nur mit einer mehrjährigen Bestandssicherung könne man entsprechend planen und agieren. Die Vorteile für die Variante Ferienland 2.0 sah er in der eindeutigen Möglichkeit für die Mitgliedskommunen, mitzureden und mitzugestalten, außerdem sei der Fortbestand der Tourist-Infos gesichert. Ferner bestehe die Chance, Partner zurückzugewinnen. "Wir sind ein wichtiger Akteur im Schwarzwald-Baar-Kreis", machte Schmitz den Stellenwert des Ferienlands Schwarzwald deutlich.

Thorsten Rudolph stellte das Konzept der HTG vor

Um sich ein umfangreiches Bild von der HTG machen zu können, hatte man deren Geschäftsführer, Thorsten Rudolph, eingeladen. "Verstehen Sie meinen Besuch nicht als Werbeveranstaltung, sondern als Präsentation, wie der Nachbar Tourismus macht", sagte er eingangs, ließ in seinem Vortrag jedoch durchblicken, dass man sich über die Eingliederung der Ferienlandgemeinden bereits Gedanken gemacht hat. Die HTG, die zu den größten Tourismusorganisationen in ganz Deutschland gehöre, beschäftigt rund 100 Mitarbeiter, Verwaltung und Zentrale haben ihren Sitz in Hinterzarten. Die Mitarbeiter des Ferienlandes würden eine entscheidende Rolle vor Ort spielen und ihren Fokus auf Produktentwicklung und Gäste legen können. "Was etwa Marketing und Presse betrifft, werden wir sie von der Zentrale aus entlasten", erklärte Rudolph.

Aktuell sind 16 Gemeinden aus drei Landkreisen in der HTG. "Sie sehen, wir machen keinen Halt vor Kreisgrenzen", versuchte er, mögliche Bedenken auszuräumen. Die Größe der HTG sei für kleinere Kommunen kein Nachteil, im Gegenteil: Gerade jene würden durch die Gesamtdarstellung besser wahrgenommen. "Lenzkirch etwa steht nicht im Schatten von Titisee-Neustadt oder Feldberg, sondern hat von dem Zusammenschluss profitiert", berichtete Rudolph.

Diskussionen um die Hochschwarzwald Card

Über das "Spitzenprodukt" Hochschwarzwald Card, das etwa freien Eintritt für über 100 Attraktionen innerhalb der HTG ermöglicht, wurde bei der Versammlung kontrovers diskutiert, hier ließen die Kosten für die Aufführung im Gastgeberverzeichnis bei den Anwesenden doch ein paar Sorgen.

"An den finanziellen Beiträgen der Mitgliedskommunen ändert sich nichts, egal ob Ferienland 2.0 oder Zusammenschluss mit der HTG", informierte Josef Herdner, Bürgermeister aus Furtwangen und Vorsitzender des Tourismusvereins Ferienland.

Gemeinden müssen die Entscheidung treffen

Die endgültige Entscheidung, ob man sich der HTG anschließt oder weiter als Ferienland Schwarzwald vermarktet, soll in den kommenden Wochen in den einzelnen gemeinderätlichen Gremien von St. Georgen, Furtwangen, Schonach und Schönwald fallen. "So eine grundlegende Entscheidung muss genau abgewogen werden", sagte Schonachs Bürgermeister Jörg Frey. Michael Rieger, Stadtoberhaupt St. Georgens, informierte, dass man mit Thorsten Rudolph in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung vorab nochmal sprechen wolle: "Die HTG spricht für Qualität, aber das hat das Ferienland auch getan." Für Christian Wörpel, Bürgermeister von Schönwald, ist die Entscheidung bereits gefallen: "Ich tendiere zur HTG."