Kindergarten ganz nah dran an der Natur, das soll es bald auch in Schönwald geben. Foto: Arnold Foto: Schwarzwälder Bote

Kindergarten: Nicht nur die Not macht St. Antonius erfinderisch / Vorstoß mit Waldgruppe gelingt

Die Geburtenrate in Schönwald steigt seit Jahren. Der Kindergarten St. Antonius, eben noch erweitert um zwei Kleinkindgruppen, steht im Frühjahr 2020 vor einer neuen, großen Herausforderung. Dann werden nämlich 18 Kinder auf der Warteliste stehen.

Schönwald. Die Erweiterung des Hauses wäre schwierig und sicher sehr teuer – "mindestens 200 000 Euro", rechnete Bürgermeister Christian Wörpel in jüngster Sitzung dem Gemeinderat vor. Bis Ende des Jahres gäbe es zwar noch Fördergelder für solche Maßnahmen, für Schönwald würde das jedoch wohl nicht mehr reichen.

Doch der Kindergarten St. Antonius hat ein sehr engagiertes Team. Daher konnte Leiterin Gaby Hirt dem Gemeinderat nun einen Vorschlag unterbreiten: Sie könnte sich mit ihrer Mannschaft eine Waldgruppe vorstellen. Untermalt mit vielen Bildern stellte sie dieses Konzept dem Gemeinderat vor.

Auch auf Fragen war sie bestens vorbereitet. So beginne der Tag der Waldkinder stets beim Treffpunkt Kindergarten, von wo es zum geplanten Standort Adlerschanze gehen solle. Ein riesiger Bauwagen, speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse einer bis zu 20 Köpfen umfassenden Gruppe von Kindern, soll dort aufgestellt werden. Rund 45 000 bis 50 000 Euro würde ein solcher Bauwagen kosten, je nach Größe und Ausstattung. Da er stationär aufgebaut würde, sei eine Baugenehmigung erforderlich, was auch den Forst betreffe. Mit Landratsamt und Forst werde er sich treffen, sobald er eine Zusage des Gemeinderats habe, ergänzte der Bürgermeister. Mit insgesamt 104 Plätzen könne man dann rechnen.

Viel Zeit sollen die Kinder in der Natur verbringen, betreut von zwei Erzieherinnen. Schon die Reformpädagogin Maria Montessori hatte einst formuliert, dass die Natur die größte Lehrmeisterin sei. Bei größeren Wetterproblemen könne die Gruppe im Kunstraum des Kindergartens Unterschlupf finden.

Auch die Einbeziehung der größeren Kinder (vier bis fünf Jahre – "Bibertreff" und der Schlaufuchstreff der künftigen Schulkinder – stelle kein Problem dar, erläuterte Hirt auf Bedenken von Adalbert Oehler (CDU) hin. Die Öffnungszeiten mit Beginn 8 Uhr morgens und Ende um 13 Uhr seien durchdacht. Eine Ganztagsgruppe sei allerdings nicht möglich, teilte Hirt Oehler mit. Dazu müsste der Bauwagen mit Küche und zwei zusätzlichen Waschbecken sowie einem Speiseraum ausgestattet werden, was räumlich kaum machbar sei.

Für Johannes Göppert (FLS) stellt sich der Vorschlag als optimale Lösung dar, durchaus auch finanziell. Gerade auch für Schönwald finde er es bestens – und wenn der Bedarf da sei, sehe er diese Idee als herausragend an.

Auch Hans-Peter Schwer (SPD) bewertete das positiv. Wäre da nicht die Gefahr, dass der Winter die erste Zeit im Bauwagen sehr kalt sei. "Die Erzieherinnen kommen zu unterschiedlichen Zeiten, die erste ist bereits gegen halb acht da und geht als erstes einheizen", betonte Hirt. Wenn die Kinder sich gegen 8.15 Uhr auf den Weg machten, sei es bei deren Eintreffen bereits warm.

Sorgen wegen der Gefahren einer Holz- oder Gasheizung müsse man sich nicht machen, die Systeme seien auf Herz und Nieren geprüft und speziell für den Kindergartengebrauch genehmigt. Zudem sei die Altersstruktur für Kinder von drei bis sechs Jahren angedacht. Ein Wechsel, falls ein Kind so gar nicht in den Wald passe, sei sicher kein Ding der Unmöglichkeit, beruhigte sie Bedenken von Schwer. Eine Toilette werde es ebenso geben, versicherte Hirt.

Markus Fehrenbach (CDU) fragte nach Kontrollen wegen der Gefahren im Wald. Da werde der Forst wohl öfter kontrollieren im Gebiet um den Bauwagen, versprach Wörpel. Begeistert von der Flexibilität zeigte sich Dirk Fehrenbach (FLS), gerade der Umgang mit der Natur sei überaus positiv. Auf die Frage nach Personal konnte die Leiterin antworten, dass das Angebot Waldgruppe sicher anziehend sei. Eine der Erzieherinnen von St. Antonius würde sich sofort einbringen.

Kämmerer Harald Hafner räumte einer Stellenausschreibung bei reichlich Vorlaufzeit gute Aussichten auf Erfolg ein. Der Gemeinderat votierte einstimmig für die Einrichtung der Waldgruppe und beauftragte die Gemeindeverwaltung und Kindergartenleitung, die nächsten Schritte einzuleiten – dazu gehört auch die Einbeziehung der zu erwartenden Kosten in die Haushaltsplanung 2020.