Der Countdown läuft, in wenigen Minuten startet das entscheidende Rennen in Wallgau. Für Balu, Baghira, Socke, Neon, Wellja und Sandy – das Schlittenhundeteam von Florian Bachmann, gibt es fast kein Halten mehr. Foto: Marion Bachmann

Deutscher Meister kehrt mit seinen Schlittenhunden aus Wallgau zurück nach Schönwald

Von Cornelia Spitz

Schönwald hat einen Deutschen Meister. Pardon, eigentlich sind es sogar ganz viele: Balu, Baghira, Socke, Neon, Wellja, Sandy und Florian. Also sieben an der Zahl. Einer davon ist Schönwalds Vorzeigesportler, der Musher Florian Bachmann, die anderen sind sein Team: seine Rennhunde.

Schönwald. Dass er bei diesen deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende im bayerischen Wallgau nicht chancenlos an den Start gehen würde, war Florian Bachmann bewusst. Schließlich sind die Hunde ein eingespieltes Team. Bis auf einen rannten alle von ihnen mit ihrem Musher aus Schönwald bereits bei der Europameisterschaft 2018 aufs Stockerl. Für den dritten Platz bei der EM hat es damals gereicht. Trotzdem: Um den Titel zu holen, dafür muss alles passen, weiß der 39-Jährige: "Auf diesem Niveau ist schnell alles anders", erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung und fügt hinzu: "Alle Hunde müssen fit sein. Das Training im Vorfeld muss passen. Kein Hund darf sich während des Rennens verletzen." Und: "Die Konkurrenz schläft nicht. Da weiß man auch nie, wer was wie verändert hat, um zu gewinnen."

Trotzdem: Bei Bachmann hat dieses Mal offenbar alles gepasst – er ist nun deutscher Meister der Middle Distance 6-Hundeklasse. Und der Weg dorthin war denkbar spannend. Auf seiner Facebook-Seite schildert Florian Bachmann packende Rennszenen: "Gregor Gumppenberg startete am ersten Tag vier Minuten hinter mir und fuhr bereits nach cirka sieben bis acht Kilometern an mir vorbei. Ich hängte mich an ihn und wir fuhren knapp eine Stunde zusammen – nein, wir flogen!" Beide lieferten sich mit ihren Hunden "ein krasses, extrem schnelles Rennen". Und irgendwann habe er gemerkt, "dass mein Team einen Hauch mehr Luft hat". Bachmann konnte sich absetzen und hatte auf den letzten zehn bis zwölf Kilometern schließlich rund sechs Minuten Vorsprung vor seiner Konkurrenz. "Lauf gewonnen in einer fantastischen Zeit von einer Stunde und 40 Minuten über knappe 40 Kilometer! Schnellste Zeit aller MD Klassen in Wallgau!" jubelt er. Ganz sicher war er sich nach dem ersten Renntag nicht, dass seine Hunde den Spring locker wegstecken würden. Doch die Sorge war unbegründet, wie sich rasch zeigte. Wieder war Gregor Gumppenberg seine härteste Konkurrenz. "Ich traf ihn beim ›head on head passing‹ auf der Strecke nach rund 14 Kilometern, als er gerade aus der Wende auf den Trail zurück schoss. Ich stoppte meine Zeit und brauchte cirka zwei Minuten, um die Wende zu befahren – somit mussten wir zeitgleich unterwegs sein." Gumppenberg sei kurz vor dem Ziel falsch geschickt worden. Bachmann war nach 72 Minuten mit seinen Hunden im Ziel und blickt nun als glücklicher Sieger auf einen "irren Fight" zurück.

Den Titel nach Schönwald geholt, freut sich der Musher aus Schönwald über die Belohnung "für die Arbeit eines ganzen Jahres" und die Bestätigung, "dass man nicht nur richtig trainiert, sondern auch richtig gezüchtet hat". Auch das Material und der Umgang mit den Tieren zählen: "Nur ein glücklicher Hund bringt Höchstleistungen", weiß der 39-Jährige, der in Schönwald im "Spitzberger" die erste Schwarzwälder Schlittenhundefarm betreibt. Und nun? Nach dem Rennen ist vor dem Rennen: Florian Bachmanns nächstes Ziel ist die Trophée Bessans/Bonnevale des Lekkarod in Frankreich – ein Etappenrennen über drei Tage. "Dort kann man bei einem internationalen Teilnehmerfeld zeigen, was man kann", freut sich der Musher aus Schönwald und spannt seine Hunde ein, um der nächsten Trophäe entgegen zu eilen.