Jubilare: Alois Kaiser aus Schönwald feiert seinen 90. Geburtstag / Motto: Geht nicht, gibt’s nicht

Schönwald (hjk). Er ist, obwohl "Zuagroaster", eine Institution in der Kurgemeinde Schönwald: Alois Kaiser. Der gebürtige Niederbayer stammt aus dem Bayerischen Wald, dem Dorf Weibing, heute Teil von Bernried im Kreis Deggendorf – und obwohl er den größten Teil seines Lebens in Schönwald verbracht hat, kann er seinen Dialekt nicht leugnen.

90 Jahre wird "der Loisl" am Freitag alt. Geboren am 12. Januar 1928 als zweiter Sohn, wuchs er mit fünf Geschwistern in Weibing auf, wo er auch die Volksschule besuchte. "Die letzten zwei Jahre hatten wir praktisch keine Lehrer mehr, da wurden wir auch schon mal von der Haushälterin des Pfarrers unterrichtet", erzählt er schmunzelnd.

Ab 1942 lernte er Steinmetz bei der Bayerischen Granit AG, obwohl sein Vater eigentlich selbst einen kleinen Betrieb hatte, doch der Vater war eingezogen worden. Schon nach zwei Jahren legte Alois Kaiser die Gesellenprüfung ab, im August 1944 rief ihn der Staat zunächst zum Arbeits- und später noch zum Wehrdienst. Diesen beendete er in Bad Aibling in amerikanischer Gefangenschaft, aus der er bereits Ende 1945 entlassen wurde.

Sein Vater kehrte aus französischer Gefangenschaft ein Jahr später zurück und eröffnete bald darauf wieder einen Betrieb, in dem auch Alois unterkam. Da seine Familie in Bayern ausgerechnet der SPD anhing, hatte für den Vater bedeutet, dass er zunächst einige Zeit im KZ Dachau untergebracht war – was ihm wiederum eine recht frühe Heimkehr erlaubte.

Bis 1948 arbeiteten Vater und Sohn gemeinsam, dann aber schlug die Währungsreform durch, das Geld wurde knapp, Erspartes ging verloren und Alois wurde obendrein arbeitslos.

Im August 1948 fuhr er eine Woche lang mit dem Fahrrad – es zog ihn nach München, wo er bis zum Jahresende auf dem Ostfriedhof Arbeit fand. "Dann bin ich Weihnachten heim mit richtig Geld im Sack", schilderte er die Situation. Im Frühjahr zog es ihn wieder nach München, wo er zwar gutes Geld verdiente, aber dennoch nichts zur Seite brachte. Daher zog er weiter nach Oberstdorf. Danach packte ihn die Wanderlust und er besuchte zunächst Italien, dann die Schweiz, bis er 1950 nach Schönwald kam, wo er eine Frau kennenlernte, die er 1955 heiratete. Zwei Kinder wurden geboren, ein Haus gebaut und 1957 legte er erfolgreich die Meisterprüfung ab, worauf er sich selbstständig machte.

"Um auch genug Arbeit zu bekommen, wurde ich Mitglied in vielen Vereinen, dazu habe ich im Laufe der Jahre sechs Vereine selbst gegründet oder war maßgeblich an der Gründung beteiligt – wie bei dem SPD-Ortsortsverein. Der Lochemer Fasnetclub, der Heimatverein, die Böllerschützen, um nur einige zu nennen, manche gibt es auch nicht mehr, wie die Eisstock-Schützen", erinnert er sich. Seine erste größere Arbeit sei die Beleuchtung des Kirchturms gewesen. Auch war Kaiser maßgeblich an der Wiedereinführung der Schönwälder Tracht beteiligt und hatte im Sinne der Heimatpflege auf der Gemarkung frühere Hofstellen mit jeweils einer Tafel in Erinnerung gerufen.

Nach 25 Jahren wurde er Obermeister bei den Steinmetzen und Holzbildhauern, organisierte zwei Handwerkerausstellungen im Ort.

1984 lernte er seine jetzige Frau Helga kennen, die er in seiner Heimat heiratete. 19 Jahre lang sei er Gemeinderat gewesen, unter anderem habe er dabei den Weihnachtsmarkt initiiert oder auch das "Christbaumdorf". Mit 68 Jahren musste er aus gesundheitlichen Gründen den Betrieb an den Sohn übergeben, der ihn aber mittlerweile, ebenfalls wegen der Gesundheit, nicht mehr weiterführt.

Viel gereist seien sie in den letzten Jahren. Der Jubilar leidet mittlerweile aber darunter, dass er fast nicht mehr laufen kann. Zu seinem Geburtstag erwartet er seine Kinder und die beiden Enkel, den Vertretern der zahlreichen Vereine hat er aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Dennoch stehe er zu seinem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht.