Auf dem Weg zum Ziel der Europameisterschaften für Schlittenhunde: Florian Bachmann holt die Bronzemedaille. Foto: Bachmann

Schlittenhunderennen: Florian Bachmann kämpft in Millegrobbe/Lavarno in Südtirol um den Titel.

Ein herzliches Dankeschön richtete Florian Bachmann an seine "Gladiatoren" Baghira, Balu, Neon, Sandy, Pluto, Blackfoot, Little und Wellja, nachdem ihn deren Leistungen nach 123 Kilometern auf den Bronzeplatz bei den Europameisterschaften gehievt hatten.

Schönwald. Doch welche Europameisterschaften und wofür braucht man dazu "Gladiatoren"? Nun, es handelte sich um die Schlittenhunde-Europameisterschaften (Sleddog-Sports) in Millegrobbe/Lavarno in Südtirol, zu denen Bachmann in einer der "kleinen Klassen" mit sechs Hunden startete. Sein Team bestand aus den acht genannten Hunden. "Die Mehrzahl hat alle Läufe bestritten, aber auch unsere Ersatzbank kam zum Einsatz", erzählt der Musher, wie der Schlittenhundeführer im Fachjargon heißt, im Gespräch mit unserer Zeitung schmunzelnd.

Schwierige Parcours

Dabei seien die Läufe nicht unbedingt wegen ihrer Länge von 33 und zweimal 45 Kilometern oder wegen des Streckenprofils mit rund 800 bis 1000 Metern Höhendifferenz zu anstrengend gewesen. Die Parcours hatten für die meisten Teams noch andere Schwierigkeiten auf Lager. "Es gab unzählige Schleifen zu bewältigen. Für die Hunde bedeutet das normalerweise, dass sie hier schon einmal waren und sie sich daher eigentlich schon im Ziel wähnten. Die schalten dann auf den Betriebsmodus müde", sagt Bachmann und lacht. Daher sei er als Musher körperlich und mental ganz schön gefordert gewesen, um die Hunde tatsächlich zu beherrschen.

"Wer der Meinung ist, dass Schlittenhundesport für den Mann oder die Frau an den Holmen des Schlittens eine leichte Sache ist, der täuscht sich", betont Bachmann. Die allermeisten Musher, speziell bei den "Hounds" – das sind spezielle Züchtungen aus verschiedenen Jagdhundrassen, zu denen sich ein wenig "Greyhound", also amerikanische Windhunde und etwas Husky gesellen – seien jederzeit imstande, einen Halbmarathon zu laufen.

Zudem müsse man gezieltes Krafttraining machen. Denn auf Abfahrten müsse er mit dem Vorderfuß auf den Kufen stehen und mit den Fersen bremsen. Auf der Ebene werde "pedaliert", was aussehe wie Rollerfahren – und bergauf müsse der Musher mitlaufen und dabei auf keinen Fall den Schlitten loslassen – "dann sind die Hunde weg", nennt er den Grund.

Training in Schönwald

Rund zweieinhalb Stunden dauerte so ein 45-Kilometer-Rennen, doch der Musher sei praktisch vom frühen Morgen, der mit Tränkung und Fütterung der Hounds beginnt und mit derselben Tätigkeit endet, bis zum späten Abend zugange. Zwischen Rennen und "Feierabend-Tätigkeiten" liege auch eine Doping-Kontrolle. Nachdem er sich das Streckenprofil lange vor dem eigentlichen Ereignis angesehen hatte, wurde ihm klar, dass er das Laufen von Schlaufen trainieren müsste. Einer der Musher habe aufgegeben – genau deswegen. Er habe nicht mehr gegen den Leithund ankämpfen können, der sich einen eigenen Weg ausgesucht hatte.

"Zum Glück habe ich eine Übereinkunft mit der Gemeinde Schönwald, dass ich auf deren Loipen trainieren darf. Ebenso mit dem Forst und privaten Waldbesitzern Schönwalds, dass ich auch im Wald präparierte Wege benutzen darf", freut sich Bachmann. Zusätzlich habe er durch eine Initiative des Bürgermeisters Christian Wörpel die Möglichkeit, mit den Hunden Krafttraining zu machen, indem er über die Tourist-Info Schönwald der kleinsten Gemeinde des Ferienlands Schlittenhundefahrten mit maximal zwei Personen auf dem Schlitten anbietet.

All dies in der Kombination und zudem acht echte Gladiatoren hätten es ihm leicht gemacht, diese Medaille zu erringen, wobei tatsächlich mehr möglich gewesen wäre. Denn am ersten Tag sei er gleichauf mit dem Silbermedaillengewinner Martin Vrtelěauf Platz eins eingefahren. Dieser Lauf sei später leider annulliert worden. Im zweiten Lauf sei er zwar als Dritter angekommen, doch mit reichlichem Abstand zu Vrtel. In Lauf drei hatte er wiederum als Zweiter einen komfortablen Vorsprung vor dem Tschechen, dennoch fehlten im Endklassement zwei Minuten auf den Silberrang. "Immerhin haben wir ihm und seinem Team einen großen Kampf geliefert", räumt Bachmann ein, der mit Kind und Kegel in Südtirol war. Am Ende siegte die Französin Isabelle Lemoine knapp vor dem Tschechen und dem Deutschen Meister in der "Sechshunde-Klasse". Die Leistungsdichte sei derzeit extrem hoch, so Bachmann.

Anfangs zwei Huskies

Bachmann wuchs in einem Elternhaus auf, in dem es keine Hunde gab. "Mein Bruder und ich wünschten uns Schlittenhunde, als ich elf Jahre alt war", erinnert er sich. Damals begann alles mit zwei Huskies, doch die Leidenschaft führte zu den schnelleren Hounds, die aber nicht die Ausdauer der Sibirier haben. Nun, rund 27 Jahre nach den Huskies, scheinen seine Hunde und er reif für Größeres.