Im Eschle in Schönwald zeigen Ewald Pfrengle und auch andere Senioren Fotos, die die regionale Geschichte bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts dokumentieren. Foto: Ciubotaru Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturverein: Schönwälder nehmen die Zuhörer mit auf eine Zeitreise in Bildern / Erinnerungen werden wach

Schönwald. Im Eschle, dem Sitz des Kulturvereins SKT-Schönwald, holt man gerade die letzten Stühle, die man dem Publikum noch zur Verfügung stellen kann. Der Saal ist voll, und manche Zuschauer werden stehen müssen. Die emsigen Ehrenamtlichen, ohne die hier nichts laufen würde, kommen nur mit Mühe mit Getränken und Gläsern in den Händen zwischen den vielen Gästen durch.

SKT lud erneut die Interessenten zu einem Diavortrag über den alten Schönwald ein. Ewald Pfrengle, der seit 1947 vor Ort lebt, hat eine Menge Bilder mitgebracht, die vor etwa sechzig Jahren von seiner Tante, der sogenannten "Eschleschwester", geschossen wurden.

Die Bilder erweckten Erinnerungen, alte Geschichten über Menschen, die seit langem nicht mehr auf der Erde weilen, wurden erzählt. Lustige Geschichten, Anekdotisches, aber auch schreckliche Geschichten, die sich ins Gedächtnis der Gemeinde eingraviert haben – wie der Brandt im Hotel Adler und in der Uhrenfabrik Wehrle.

Schönwald, klein, ein paar Häuser und die katholische Kirche in der Mitte, rundherum üppige Wiesen und Wald. "Weiße Villa", "Schwarze Villa", der Friedhofsberg leer, Goethestraße inexistent. Auf dem Sommerberg fuhren Kinder mit dem Schlitten den ganzen Hang runter.

Bilder mit wunderschönen Gebäuden, wie das alte Pfarrhaus oder Hotel Falken, die später ohne Bedacht zerstört wurden, nur um der vermeintlichen Modernität Platz zu machen. Die Uhrenfabrik Wehrle, dann die Uhrenfabrik in Flammen, 1967.

Dieses Mal ist Ewald Pfrengle aber nicht der einzige, der solche Schätze ausgepackt hat und vorzeigt – auch andere Schönwälder brachten ihre Familienfotos mit, die Einblicke in die Ortsgeschichte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück ermöglichen.

Die über 90 Jahren alten Senioren Brunhilde Dorer und ihr ehemaliger Schulkamerad, Hans Göppert, sind ebenfalls da. Im Geiste jung geblieben, setzten sie ihre Erinnerungen wie bunte Steinchen in einem Puzzle zusammen. Sie reichen Pfrengle Fotos aus dem Jahr 1910, mit den ersten Langlauf-Schülern des gerade gegründeten Skiklubs.

Der Opa von Brunhilde Dorer, der Uhrmacher Dorer, in seinem Atelier. Fotos aus den 1930er-Jahren mit lokalen Politikern. Der Maibaum von 1938. Fasnet auf Skiern in demselben Jahr – da sei er dabei gewesen, so Göppert.

"Der große Mann mit dem großen Hut war mein Vater. Er hat jedem, der mit Skiern gefahren ist, ein Würstle gegeben".

Wenn die Landschaft im Schnee versinkt

Die schönsten Fotos stammen aus den Wintern: märchenhafte Landschaften mit Schnee bis zur Dachrinne. Beim alten Pfarrhaus habe man dann einen Tunnel bis zur Eingangstür ausgraben müssen. Die Eiszapfen ragten bis zum Boden, wie Säulen.

Apokalyptische Winter, wie der aus dem Jahr 1952/53, die alles unter Mauern von Schnee begruben. "Der Schnee war so schwer und hart wie Zement", erinnert sich Lukas Dufner vom Reinertonishof, der dabei war, als Arbeiter der Wehrle-Uhrenfabrik einen Weg von Schönwald nach Triberg ausbuddelten. Die Bäume habe man gar nicht mehr sehen können.

Es waren Zeiten, zu denen es kaum Autos gab, die Leute fuhren mit dem Fahrrad oder auf ihren Skiern zur Arbeit. Pfrengle fuhr damit sogar nach Donaueschingen, um dort Fußball zu spielen.

Die Verwandlung Schönwalds aus einem verschlafenen Ort zu einem internationalen Luftkurort, wo Weltmeisterschaften ausgetragen wurden, die Entstehung von Straßen und ganzen Neubaugebieten wurde ebenfalls mit Fotos dokumentiert.

Lebhafte Diskussionen begleiteten sie, humorvolle Kommentare, Nostalgie, Erinnerungen und nochmals Erinnerungen – bunte Steinchen im Zeitlabyrinth. Kurzum, es war ein faszinierender Abend, so die einhellige Meinung.