Anja Kluge und Ingolf Gössel inmitten der kleinen Hinterwälder Herde, die sie im Zuge der vertraglichen Verpflichtung im Kaufvertrag des Kienzlerhansenhofs angeschafft haben. Nun fürchten sie um deren Bestand.Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Landwirtschaftliche Flächen ausgeschrieben

Schönwald. Eine zunächst eher gewöhnliche Ausschreibung erregte die Aufmerksamkeit des einen oder anderen Landwirts in Schönwald und Umgebung: Die Gemeinde Schönwald schreibt zum 1. Januar nächsten Jahres landwirtschaftliche Pachtflächen im Bereich Oberort zur Verpachtung aus.

Bei den Flächen handelt es sich um das Flurstück 239 mit 92 423 Quadratmetern und das Flurstück 240 mit 102 517 Quadratmetern, mithin knapp 20 Hektar Grünland. Interessenten können sich noch bis zum 24. Mai bei der Verwaltung melden. Die Entscheidung bezüglich der Neuverpachtung werde dann im Gemeinderat gefällt, teilte die Gemeindeverwaltung mit.

Was dabei auffällt: Das Land liegt rund um den Kienzlerhansenhof, dem einstigen Gemeindehof, den das Stuttgarter Architektenpaar Anja Kluge und Ingolf Gössel im Jahr 2013 erwarben. Ab 2014 begann eine Umbau- und Restaurierungsphase des rund 430 Jahre alten Hofes, an der einige Firmen aus dem Ort und der Region beteiligt waren, die sich auf die Restauration historischer Gebäude verstehen. Viele namhafte Preise konnten die Beiden durch die intelligente, sanfte Restaurierung gewinnen, darunter auch den Staatspreis Baden-Württemberg. Immer wieder bieten sie auch Führungen und Lehrpfade an, hatten schon einen gut besuchten Weihnachtsmarkt und sind Teil des "Dorfurlaub Schwarzwald".

Kein Wochenendhäuschen

Noch während der Phase der Neugestaltung nach altem Vorbild begannen die Eigentümer damit, einen bedeutenden Teil der Konzeption zu erfüllen, die dem Kauf zugrunde lag: Die weitere landwirtschaftliche Nutzung des Hauses. Denn der Hof sollte kein Wochenendhäuschen werden, das womöglich auch noch für Touristen vermietet wird – das hatte die Gemeinde den künftigen Eigentümern ins Lastenheft geschrieben.

Allerdings wurde ihnen die landwirtschaftliche Fläche nicht mit verkauft, was beim hofeigenen Waldbesitz verständlich sein mag – nicht jedoch beim Grünland – dieses ist eigentlich nach einem sehr alten Gesetz untrennbar mit dem Hofgut verbunden. Sie erhielten jedoch die Zusage, dieses Land langfristig zu pachten. "Es ist unabdingbar, dieses Land beim Hof zu halten, denn ohne Grünland wäre eine landwirtschaftliche Nutzung, wie vertraglich vereinbart, gar nicht möglich. Außerdem sind die Einnahmen aus der Landwirtschaft lebenswichtig, um die Ausgaben für den Hof, die Tiere und letztendlich auch die Finanzierung unserer Maschinen stemmen zu können", argumentieren die beiden Hofbesitzer. Ohne diese Flächen wären sie gezwungen, die vertraglich vereinbarte landwirtschaftliche Nutzung aufzugeben.

Eine kleine Hinterwälder-Herde in Mutterkuhhaltung mit acht Kühen, einem Zuchtbullen sowie in der Regel acht Kälbern sowie eine kleine Schafherde einer seltenen Rasse haben sie im Rahmen der Vereinbarungen aufgebaut.

Dazu wurden die Gerätschaften, begonnen bei einem Traktor mit weiterem Zubehör angeschafft. "Wir mussten sehr viel lernen, haben am Anfang sicher Fehler gemacht", beschreibt Anja Kluge den steinigen Weg zu Nebenerwerbs-Landwirten. Die Schafe seien wichtig, um die Biotope entlang der Gutach zu pflegen.

"Zu Beginn hatten wir Hoffnung, das Gelände auch noch erwerben zu können. Leider hat man uns ständig mit kurzfristigen Pachtverträgen gegängelt", so Gössel – und vor zwei Jahren habe man das Gelände im Zuge eines Geländetausches für das Baugebiet an der Sprungschanze noch um gut fünf Hektar vergleichsweise gut mähbares Land verkleinert. Am Sommerberg sei maschinelle Ernte definitiv nicht möglich wegen der enormen Zahl an großen Findlingen.

Mit "Herzblut" dabei

Wenn der Gemeinderat eine Verpachtung an andere Landwirte in Erwägung ziehe, hätten Anja Kluge und Ingolf Gössel somit ein sehr ernstes Problem, denn eine landwirtschaftliche Zupacht sei derzeit kaum denkbar. "Wir hängen mit Herzblut an unserem kleinen Hof, er ist uns und unserem Sohn mittlerweile Heimat geworden."

Seitens der Gemeinde war dazu keine Stellungnahme zu erhalten, Bürgermeister Christian Wörpel verwies auf Anfrage des Schwarzwälder Boten dazu auf das noch laufende Ausschreibungsverfahren.