Die evangelische Kirche in Schönau Foto: Verena Wehrle

Ein Streit in der Führung der evangelischen Kirchengemeinde Schönau wird öffentlich ausgetragen. Für die einen ist es ein Machtkampf innerhalb des Kirchengemeinderats, für Dekanin Bärbel Schäfer ein fast normaler Vorgang einer Umstrukturierung.

Fakt ist, dass Pfarrerin Christine Würzberg nach mehrwöchiger Krankheit ab sofort wieder im Dienst ist. Als Pfarrerin, aber nicht mehr als Leiterin des Kirchengemeinderats Schönau. Es hat Zerwürfnisse innerhalb des Gremiums zwischen verschiedenen Akteuren gegeben. In der Folge wird die Pfarrerin den Schönauer Kirchengemeinderat nicht mehr führen und in Schönau nur noch für Gottesdienste zuständig sein.

 

Dekanin Bärbel Schäfer, auf den Fall Schönau angesprochen, kommentiert: „Ich muss lachen.“ Für sie ist die Absetzung der Pfarrerin keine „Amtsenthebung“, wie behauptet werde. Die Regelung sei überdies einvernehmlich im Gespräch mit der Pfarrerin getroffen worden. Hintergrund der Veränderungen, so die Dekanin, seien Umstrukturierungen und Zusammenlegungen von Kirchengemeinden.

Neue Leitung des Rats

In diesem Zuge werde der Schönauer Kirchengemeinderat ab 1. November von Pfarrer Martin Rathgeber aus Zell geleitet, der dann „schon im Hinblick auf zukünftige Fusionen“ für drei Gemeinden zuständig sei. Die Zusammenlegung werde sich im Dienstverteilungsplan niederschlagen.

Auf Unstimmigkeiten innerhalb des Kirchengemeinderates in Schönau angesprochen, bestätigt Bärbel Schäfer allerdings: „Ja, es gibt Spannungen im Gremium. Die Atmosphäre ist aufgeheizt.“ Es sei allerdings kontraproduktiv, wenn der Streit in der Öffentlichkeit ausgetragen werde. Pfarrerin Würzberg sei aber nicht wegen des Konflikts krankgeschrieben worden, behauptet Schäfer.

Gerüchteküche brodelt

Wie lange war sie krank? „Fünf Wochen, sechs, sieben, acht? Ich weiß es nicht.“ Am angeblichen Mobbing gegen ihre Person habe es jedenfalls nicht gelegen. Ab sofort werde sie jedenfalls den Gottesdienst leiten, nachdem die Dekanin den Erntedankgottesdienst am Sonntag noch selbst leitete und dort auch kurz die Veränderungen ansprach. Die Gerüchteküche brodele aktuell und es würden Unwahrheiten kolportiert.

Vermietung als Anstoß

Publik gemacht hatte ein Gemeindemitglied den angeblichen internen Machtkampf. Er hatte von einer „Amtsenthebung“ der Pfarrerin gesprochen. Wie der Redaktion zugetragen wurde, bestehen die Unstimmigkeiten zwischen dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderates und der Pfarrerin seit längerem. So soll die Pfarrerin dem Vorsitzenden die Vermietung der Bergkirche an eine fundamentalistische Gemeinde der evangelischen Kirche aus den Niederlande mit reaktionärer Gesinnung verweigert haben, was zum Machtkampf wurde. Da sie das Kanzelrecht innehat, blieb die Kirche für die Besuchergruppe letztlich versperrt.

Verschiedene Charaktere

Insider bestätigen, dass sehr unterschiedliche Charaktere in der Schönauer Gemeinde aufeinanderprallen. Die Pfarrerin auf der einen Seite, die konsequent auch unkonventionelle Formen des Gottesdienstes praktiziere und damit erfolgreich sei. Auf der anderen Seite ein engagierter Vorsitzender des Kirchengemeinderates, der aber auch einen bestimmenden Wesenszug habe. Im Fall der holländischen Reisegruppe sei die Situation eskaliert.

Es gab eine weitere unglückliche Konstellation in der Gemeinde, wie die Dekanin auf Nachfrage bestätigt. Dabei geht es um verpflichtende Schulungen zum sexuellen Missbrauch in der Kirche, für die sich die Pfarrerin stark gemacht habe. Angeblich, so heißt es, soll sich jemand im Kirchengemeinderat der Teilnahme an den Schulungen verweigert haben und Dekanin Schäfer habe daraufhin der Pfarrerin einen Maulkorb verpasst. Das sei eine „absolute Unterstellung“, sagt Schäfer zu den Vorwürfen. Sie habe Würzberg in dieser Angelegenheit vielmehr „unterstützt, wo es ging“. Richtig sei, dass es unklare Vorgaben seitens der Landeskirche bei diesen Schulungen gegeben habe. „Diese Vorgänge müssen nachgearbeitet werden“, verlangt Schäfer. „Die Abläufe bei den Schulungen müssen glasklar sein.“ Da sei sie „messerscharf“. Inzwischen liegen die Teilnahmeurkunden aller Mitglieder im Kirchengemeinderat Schönau aber vor, sodass eigentlich wieder Ruhe in der Kirchengemeinde einkehren könnte. Die Redaktion konnte die Pfarrerin gestern für eine Stellungnahme nicht erreichen.