Ein Windrad an einem Waldstandort, wie er auch auf der Langenbrander Höhe geplant ist. Das Bild zeigt ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen. Bei vielen Windparks gibt es Modelle, bei denen sich Bürger beteiligen können. Die Weichen dafür sind für Schömberg schon vor dem Bau gestellt. Foto: Tesche-Hasenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Energie: Firma aus Franken hat "Bürgerwindenergie Langenbrand" gegründet / Noch kein Zuschlag

Noch dreht sich kein Windrad auf der Langenbrander Höhe – aber eine "Bürgerwindenergie" für das Projekt wurde im vergangenen Jahr bereits gegründet. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit, steht die GmbH und Co. KG mit Sitz in Mühlacker in den Startlöchern.

Schömberg/Mühlacker. Sollte sie den Zuschlag der Bundesnetzagentur erhalten, können die Bürger sich finanziell einbringen – und wenn es gut läuft auch profitieren. Regionale Windenergie-Befürworter sind als Gründungsmitglieder mit an Bord. Die Schömberger "Pro Windkraft"-Initiative habe das Vorhaben ebenfalls unterstützt, so Christina Keppler von der Bürgerinitiative. Als Mitglied sei von der Gruppe zunächst aber noch niemand dabei, ergänzt sie.

Hinter dem Projekt steht die Firma "Wust – Wind & Sonne" (WWS) aus Markt Erlbach, rund 30 Kilometer von Nürnberg entfernt. Außerdem ist auch das Energieunternehmen "unomondo" aus Mühlacker beteiligt, das Thomas Knapp gehört.

Die WWS, die rund 30 ähnliche Gesellschaften gegründet hat und 65 Windkraftanlagen betreut, war bisher eher in Franken aktiv. Sie ermöglicht es den Bürgern, sich an Windrädern in ihrer Region unternehmerisch zu beteiligen.

Ab einer Investition von 5000 Euro kann sich jeder beteiligen

Mit einem Einsatz von mindestens 5000 Euro kann man zur Finanzierung der Windräder beitragen – dafür erhalten Investoren aus den Einkünften des Stromverkaufs eine Rendite. Bei der Vorstellung eines solchen Vorhabens in Wachenroth vor zwei Jahren informierte die Firma: die Ausschüttung beginne bei fünf Prozent und steige bis zum 20. Jahr auf 20 Prozent.

Auf den Standort in Langenbrand sei man über den Projektierer BayWa r.e. gekommen, erklärt WWS-Prokurist Stefan Paulus. Vor Ort habe es genügend Interessierte gegeben, um das Vorhaben umzusetzen.

So hat die "Bürgerwindenergie Langenbrander Höhe" ihren Sitz in Mühlacker, genauer gesagt bei der Firma "unomondo". Das Energietechnik-Unternehmen gehört dem SPD-Politiker Thomas Knapp, der bis 2011 zehn Jahre im Landtag saß und derzeit im Kreistag aktiv ist.

Wie Walter Franz von "unomondo" betont, setzt sich die Firma für erneuerbare Energien ein. Deshalb arbeite man gerne mit WWS zusammen und stelle "unomondo" als Sitz der neuen Gesellschaft zur Verfügung. Auf diese Weise könne man nun auch bei Windkraft-Projekten aktiv werden.

Auf der Langenbrander Höhe sind fünf Windräder geplant, von denen zwei im Kreis Calw und drei auf Enzkreis-Gemarkung stehen sollen.

Dieses Jahr wird ein neuer Anlauf genommen

Wie Stefan Paulus von WWS informiert, ist die "Bürgerwindenergie" bisher noch nicht aktiv: Bei der Bewerbungsrunde bei der Bundesnetzagentur sei man im vergangenen Jahr nicht zum Zuge gekommen.

In diesem Jahr wolle man einen neuen Anlauf nehmen und hoffe, nun den Zuschlag zu erhalten. Dann werde man auch an die Öffentlichkeit treten und das Projekt vorstellen, so Paulus.

Geänderte Vorschriften sorgen für neue Hürden

Christina Keppler von den Schömberger Windkraft-Befürwortern befürchtet jedoch, dass das Projekt noch eine Weile im Wartestand bleiben könnte.

Grund: Die Vorschriften hätten sich geändert. Seit diesem Jahr müsse das Verfahren vor Ort beendet sein, um an der Ausschreibung teilnehmen zu können. "Das ist natürlich eine große Hürde", so Keppler. In Schömberg sei es noch nicht so weit, obwohl der Bürgerentscheid pro Windkraft drei Jahre zurückliegt. Die Initiative hofft, dass es vorwärtsgeht und damit auch die Energie in Bürgerhand keine Utopie bleibt.

In Offenhausen (1565 Einwohner) im Kreis Nürnberger Land sind die vier Windräder zum großen Teil in Bürgerhand. Das Interesse an einer Beteiligung an der "Bürgerwindenergie Offenhausen" war von Anfang an groß. Wie die örtliche Zeitung berichtete, standen die Bürger Schlange, als die Firma WWS für das Projekt warb. Zunächst zeichneten sie Anteile im Umfang von 1,85 Millionen Euro, später von sechs Millionen. Die Einlagen sollten 30 Prozent der Gesamtkosten abdecken, der Rest über Darlehen finanziert werden.