Eine perfekte Show bot der Bauchredner Tim Becker. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Kabarettist stellt auf der Se(h)Bühne in Schömberg Charaktere einer Wohngemeinschaft vor

"Wir möchten dich hier unbedingt wiedersehen", sagte Ludgera Petermann bei der Verabschiedung von Tim Becker aus dem "Schwimmbad" im Hotel haus am Park in Schömberg.

Schömberg. Zuvor – und danach nochmals – hatte der Applaus der Besucher den Kabarettisten zu weiteren Zugaben zurück auf die kleine Bühne geholt. In seinem Programm hatte der Künstler die diversen Charaktere einer Wohngemeinschaft (WG) dargestellt, darunter auch seinen "Onkel Udo", der allerdings aus seiner Urne mit dem Kabarettisten sprach. Udo ist der gute Geist der WG, steht meist auf dem Wohnzimmerschrank und sieht "vom Winde verweht". "Der hat einige Vorteile, denn viele wollen heute nichts mehr Festes und dann hat der jede Menge Asche". Viel Witz, aber auch einige skurrile Momente wechselten sich mit anspruchsvoller Unterhaltung und der einen oder anderen "schlüpfrigen" Anspielung ab.

Ausverkauftes Haus

"Ich habe keine Probleme mit mir selbst zu reden. Schwierig wird es erst, wenn du dabei Neuigkeiten erfährst", erklärte Becker. "War ich ein Wunschkind? Am Anfang ja", räumte der Künstler ein. Wer sich als Freund der Bauchredner-Kunst outete, der kam in Schömberg voll auf seine Kosten. Becker ließ auf der kleinen Se(h)Bühne vor ausverkauften Haus die Puppen tanzen. Genauer gesagt sprechen und spielen.

Ganz aggressiv trat der notorisch schlecht gelaunte "Karl K. Ninchen" in Erscheinung. "Wer hat die Null gewählt, weil du dich jetzt meldest", fuhr der "Hase" sein "Herrchen" an. Er scheute sich auch nicht davor, bei Reaktionen aus dem Publikum mal schnell ein energisches "Schnauze" in den Saal zu donnern.

Die Perfektion unterstreicht, warum Becker zu den gefragtesten Bauchredner in Deutschland zählt. Auch bei der Figur mit "Dandy Randy" ein schwules Pony, übergewichtig und sexy, das in sein Herrchen verknallt ist. Oder "Donut", ein Frauenliebling, der lecker aussieht und oft Angst um sein Leben hat. Becker erweckt die Puppen zum Leben, lässt sie ihre Weisheiten und Erfahrungen kundtun. Redegewand und schauspielerisch einfach ein Riesenspaß, den man gesehen – und gehört haben muss. Das ist für den Künstler natürlich anstrengend. Deshalb treibt er Sport. "Rittersport" um genau zu sein, was der Kondition nicht sonderlich förderlich ist, wodurch er immer wieder die Kontrolle über seine Puppen-WG verliert. Was oft wie Pleiten, Pech und Pannen rüberkam, war in Wirklichkeit eine perfekt gestylte Show, die über zwei Stunden keine Wünsche offen ließ.