Die geplanten Rutschen in Schömberg sind umstritten. Foto: © beeboys – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Elfriede Mösle-Reisch und Susanne Ring lehnen Vorhaben ab / Verwunderung bei anderen Gemeinderäten ausgelöst

Im Schömberger Gemeinderat sind sich stets alle Fraktionen einig gewesen, einen Aussichtsturm in Oberlengenhardt zu bauen. In der Sitzung am Dienstagabend ging es um den Bauantrag von einheimischen Investoren, am Turm zwei Rutschen zu bauen. Es regte sich nun doch Widerstand.

Schömberg. Die beiden Investoren Michael und Jürgen Wernecke wollen am Aussichtsturm eine Fly-Line bauen. Die rund 300 Meter lange Anlage soll am Aussichtsturm auf einer Plattform in Höhe von 35 Metern starten und rund um den Turm durch den Wald über eine Stützkonstruktion geführt werden. Das Ende der Fly-Line befindet sich am Fuß des Turms.

Zudem wollen die beiden Investoren einen Flying-Fox zwischen dem Aussichtsturm und dem Kurpark errichten. Er soll bei einer anderen Plattform des Turmes in 45 Metern Höhe starten und zum Kurpark führen. Der rund 15 Meter hohe Zielturm soll zwischen zwei Bäumen im Bereich des jetzigen Niederseilgartens errichtet werden.

Unterschriften in Unterreichenbach gesammelt

Michael und Jürgen Wernecke wollen auch im Eulenbachtal einen Flying-Fox bauen. Dagegen regt sich in der Nachbargemeinde Unterreichenbach Widerstand. Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten bestätigte Bürgermeister Matthias Leyn, dass in Unterreichenbach Unterschriften gegen das geplante Vorhaben im Eulenbachtal gesammelt wurden. Michael Wernecke sagte auf Anfrage, dass er für das Projekt im Eulenbachtal die geforderten Lärmschutzgutachten, die Expertisen zum Natur- und Artenschutz sowie zum Schutz der Quellen inzwischen vorliegen habe. Er müsse sie aber noch an das Landratsamt Calw abschicken.

In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend ging es dagegen um die geplanten Rutschen am Aussichtsturm in Oberlengenhardt. Hier kam der Widersprich von Gemeinderätin Elfriede Mösle-Reisch (SPD). Ihre Fraktion habe in der Vergangenheit einem barrierefreien Aussichtsturm mit einer Anbindung an den Kurpark über eine Fly-Line zugestimmt. Aus nicht klar nachvollziehbaren Gründen seien die Kosten für die Fly-Line bis zum Kurpark aber derart gestiegen, dass sie für einen privaten Investor nicht mehr wirtschaftlich seien. Eine solche Fly-Line sei aber nicht mehr attraktiv.

"Da bleibt von den ursprünglich angedachten besonderen Naturerlebnis nicht viel übrig", klagte Mösle-Reisch. Außerdem wollte sie wissen, aus welchem Material der Zielturm sei. "Mit einer Höhe von 20 Metern im Bereich des Niederseilparcours und Mehrgernerationenparks ist dieser sehr dominant im Kurpark", sagte sie. Sie schlug stattdessen einen Mehrgenerationenpfad in einem größeren Bogen zum Turm vor.

Des Weiteren wollte Mösle-Reisch wissen, ob für den Flying-Fox eine Schneise in den Wald geschlagen werden müsse. Dies verneinte Bürgermeister Matthias Leyn. Es müssten lediglich Bäume gekürzt werden. Bei der Gestaltung des Zielturms könne die Gemeinde mitsprechen, sagte der Bürgermeister.

Nach Meinung von Mösle-Reisch hätte die Gemeinde noch einmal auf Standortsuche gehen müssen. Eventuell wäre der Platz südlich der Schillereiche ein geeigneter Standort gewesen.

Ulrike Mayrhofer (CDU) dagegen verteidigte das Projekt. Seit vier Jahren befasse man sich mit der Tourismusstrategie. Sie erinnerte daran, dass der Gemeinderat bislang einstimmig für den Turm gewesen sei. Es sei viele Stunden diskutiert worden. Sie sprach in diesem Zusammenhang auch die Gespräche im Tourismusausschuss an. Nach ihren Worten habe der neue Standort auch seine Vorteile. Es gehe darum, wie die "Sorgenkinder" Kurpark und Kurhaus belebt werden könnten. "Ich bin perplex über dieses Statement", sagte Mayrhofer an Mösle-Reisch gerichtet. Sie sei dankbar dafür, dass aus dem Ort heraus so viel Geld für dieses Projekt investiert werde.

Susanne Ring (SPD) verteidigte dagegen die Haltung ihrer Fraktionskollegin. Die SPD sei vor vier Jahren nicht für eine größere touristische Ausrichtung gewesen, sondern habe sich dafür ausgesprochen, mehr in die Infrastruktur zu investieren. Nach dieser Grundsatzentscheidung für den Tourismus habe sich die SPD dann aber nicht mehr gegen den Turm gewehrt. Daraufhin kam von Gemeinderat Martin Hackenberg (CDU) der Zwischenruf, dass dies "Wahlpropaganda" sei.

Die Gemeinderäte Andreas Ehnis und Udo Bertsch, beide CDU, verteidigten das Vorhaben. Aufgrund des Widerstands aus der Bevölkerung habe man den Standort gewechselt, so Ehnis. Die Folge sei ein Kompromiss gewesen. Ein Projekt müsse "realistisch und bezahlbar sein, machte Ehnis deutlich. Bertsch hofft darauf, dass mit dem Vorhaben der Kurpark und das Kurhaus belebt werden könnten.

Auch die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) sprach sich für das Projekt aus. Manches könne man nicht vorhersehen, sagte der Fraktionsvorsitzende der UWV, Gerold Kraft. Das Vorhaben müsse wirtschaftlich bleiben: "Die Eier legende Wollmilchsau werden wir nicht bekommen." Es könne nicht sein, dass jetzt wieder alles infrage gestellt werde.

Bei der Abstimmung segnete eine große Mehrheit das Vorhaben ab. Elfriede Mösle-Reisch und Susanne Ring stimmten dagegen. Sie kandidieren bei der Gemeinderatswahl auf der neuen Liste Mensch Umwelt Zukunft (MUZ). Die SPD-Gemeinderäte Siegfried Wankmüller und Wolfgang Klasen enthielten sich der Stimme. Sie treten bei der Gemeinderatswahl am 26. Mai nicht mehr an.