Zuversichtlich: Karl-Josef Sprenger (rechts) und sein Verteidiger Gerson Trüg setzen auf einen Freispruch. Foto: Visel

Ex-Stadtbaumeister Ralf Allgaier und Ex-Gemeinderat Karl-Heinz Koch sagen am Tag fünf im Sprenger-Prozess aus.

Schömberg/Balingen - Verhandlungstag fünf im Prozess gegen Karl-Josef Sprenger: Der ehemalige Schömberger Stadtbaumeister Ralf Allgaier, der ehemalige Gemeinderat Karl-Heinz Koch und der ehemalige Realschulrektor Alfons Mey entlasteten den angeklagten Bürgermeister.

"Betrug durch Unterlassung" heißt der Vorwurf, mit dem sich Sprenger konfrontiert sieht. Die Fördermittel für den musischen Raum im Obergeschoss von Mensa und Turnhalle seien nicht rechtzeitig zurückgezahlt worden, als der Raum der Schule weggenommen und der Stadtkapelle zur ausschließlichen Nutzung überlassen worden war – weil sich zwei Drittel der Schömberger beim Bürgerentscheid dafür aussprachen.

Das, so scheint es nach den gestrigen Zeugenaussagen, war nicht von langer Hand geplant und schon gar nicht absehbar: Von Anfang an sei eine gemeinsame Nutzung durch Schulen und Stadtkapelle vorgesehen gewesen, bestätigte Allgaier. Es sei klar gesagt worden, dass der Raum überwiegend schulisch genutzt werden müsse, aber auch weitere Nutzungen möglich seien: "Das sei nicht zuschussschädlich." Schon vom Bau her sei "in die Richtung gearbeitet" worden: Eine Strahlerschiene wurde für Theateraufführungen installiert , eine Filmleinwand für Kino. Allen sei klar gewesen, dass die Stadtkapelle den Raum nach 17 Uhr als Probelokal nutzen werde. Auf Wunsch der Musiker seien die Teeküche und der Abstellraum gebaut worden. Auf die Toiletten habe man aus Kostengründen verzichtet. Dem RP habe man das wohl nicht mitgeteilt.

Ob er mitbekommen habe, dass es in Zusammenhang mit der Nutzung des Raums Streit gab, wollte Richterin Birgit Goßger wissen. Das habe er, bestätigte Allgaier. Aber erst nach dem Schulleiterwechsel: "Die neue Schulleitung war nicht mehr kompromissbereit, sie wollte keine Ganztagsbetreuung anbieten, solange die Instrumente der Stadtkapelle dort offen standen." Auch dass die Stadt eine Instrumentenversicherung abgeschlossen habe und ein Angebot für eine mobile Trennwand einholte, änderte nichts.

Dass Sprenger bereits 2009 in einem Schreiben an die Stadtkapelle den Musikern zugesichert hatte, dass sie den Raum "zuvorderst" nutzen dürften, sei ihm nicht bekannt. Dass die Stadtkapelle 15, die Schulen jedoch nur fünf Schlüssel für den Raum hatten, sei wohl richtig – aber von Seiten der Schulen sei nie mitgeteilt worden, wer wie viele Schlüssel brauche.

Der ehemalige Schömberger Gemeinderat Karl-Heinz Koch, der wegen der Querelen im Gremium vor zwei Jahren auf eigenen Wunsch ausgeschieden war, sprach von Seilschaften, von "zwei, drei Gemeinderäten, die etwas gegen den Bürgermeister hatten" und vom "Raum für musische Betreuung", mit dem, so Koch, nach einem Gespräch zwischen Stadt, Schulen und Stadtkapelle alles gut gegangen wäre, hätte es den Rektorenwechsel nicht gegeben. Seither werde "alles abgelehnt". Die Bauabnahme durch das RP sei nur gescheitert, weil die Schule kein Nutzungskonzept vorgelegt habe: "Rektor Müller hat ein Projekt gestoppt, das über Jahre ging. Er will keine Ganztagsbetreuung." Der Schulleiter habe den Raum allein nutzen wollen, für Lehrerkonferenzen und als Klassenzimmer, unterstellte Koch.

Die Stadtkapelle habe die alleinige Nutzung beantragt und den Bürgerentscheid angestoßen, weil sie sich in ihrer Existenz bedroht sah. Die Kripo habe in der Sache "einseitig ermittelt". "Meiner Meinung nach sollten andere auf der Anklagebank sitzen, nicht der Herr Sprenger." Dass Letzterer den Raum "zuvorderst" der Stadtkapelle zugesichert habe, wie Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Beiter ihm vorhielt, war ihm nicht bekannt: "Da hat sich der Herr Bürgermeister etwas weit aus dem Fenster gelehnt."

"Das waren damals traumhafte Zustände"

Für Musiklehrer Johannes Nickol, der die Bläserklasse an der Grundschule leitet, ist es "unverständlich, dass um den Raum so eine Riesenhektik gemacht wird". Er selbst unterrichte nicht mehr dort.

Der ehemalige Realschulrektor Alfons Mey erklärte, dass es bis 2008, als er in den Ruhestand ging, "traumhafte Zustände" gegeben habe: Der Umgang mit der Stadtverwaltung sei "sehr sachlich" gewesen: "Alles wurde einvernehmlich geregelt."