THG-Vorsitzender Christoph Eck unterstreicht den Mitgestaltungswillen bei Marketingkonzepten für die Glücksgemeinde Schömberg. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Streit wegen der touristischen Zusammenarbeit eskaliert / Harsche Kritik an Bürgermeisterin Mettler

Von Steffi Stocker

 

Schömberg. Dass Gemeinden wie Schömberg, die auf den Tourismus setzen, sich künftig zu größeren Marketingeinheiten, so genannten Destinationen, zusammenschließen müssen, ist unbestritten. In der Glücksgemeinde scheiden sich jetzt die Geister an der Mitwirkung der Leistungsträger von Handel, Gewerbe und Gastronomie.

Ohne Wissen und Einverständnis des Vereins "Tourismus, Handel und Gewerbe Schömberg" (THG), veröffentlichte Bürgermeisterin Bettina Mettler nun einen Brief, der eigentlich nur an die Gemeinderäte gerichtet war. "Es war nicht unser Anliegen, dies in der Öffentlichkeit zu diskutieren, sondern offene Fragen zu klären", sagte Manfred Weik, Vorsitzender des Ortsverbands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit Bitte um Stellungnahme suchten die Mitglieder nach Klärung, denn jüngste Aussagen der Verwaltung hätten die heimische Wirtschaft beunruhigt. Demnach werde das Marketing für Übernachtungstourismus vorläufig eingestellt und erst nach einer Konsolidierungsphase wieder aufgenommen. Der THG beruft sich dabei auf Äußerungen von Marketingmanager Till Weigl, wonach rund 30 Prozent der maroden Betriebe vom Markt verschwinden müssten. "Fürs erste werden wir den Tages- und Veranstaltungstourismus mobilisieren", hatte sich Weigl sogar gegenüber einem Radiosender geäußert.

"Wir sind einer der drei starken Orte im Landkreis Calw, die jährlich etwa 200 000 Übernachtungen verbuchen", berichtet indes THG-Vorsitzender Christoph Eck vom Unverständnis, das Marketing dafür einzustellen. "Unter dem Dach einer Destination muss sich Schömberg mit seiner Besonderheit positionieren können", lautet seine Schlussfolgerung. Deshalb wollen die Betriebe ihre Erfahrungen in das zu entwickelnde Konzept einbringen und dieses mitgestalten. "Die Zukunft des Tourismus in Schömberg ist viel zu wertvoll. Eine öffentliche Schlammschlacht können wir jetzt nicht brauchen", wirbt Eck um eine konstruktive Zusammenarbeit. Schon im März hatte der THG das Mitspracherecht in künftigen Marketingeinrichtungen gefordert. Bisher ohne Erfolg.

"Schade, dass die Bürgermeisterin den Weg in die Öffentlichkeit sucht", bedauert deshalb auch Joachim Zillinger das Vorgehen Mettlers, die das Mitteilungsblatt der Gemeinde nutze, um ihre Sicht der Dinge kund zu tun. Der Stellvertreter Mettlers und CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat hat kein Verständnis für die Eskalation und versichert, die Leistungsbetriebe für eine Bündelung der Marketingmaßnahmen einbinden zu wollen. "Die Fragen des THG sind legitim, und die Fakten müssen auf den Tisch", fordert Zillinger zudem Transparenz und eine Übersicht zu dem bisher nicht genauer definierten Ausgabeposten des Außenmarketings in Höhe von 120 000 Euro.

"Frau Mettler sollte sich etwas zurück nehmen und eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem THG anstreben statt mit einer Klage zu drohen", fasst Ratskollege Bernhard Blaich bisherige Geschehnisse zusammen, zumal die Interessenvertreter der Schömberger Betriebe niemanden angegriffen hätten. Die Bürgermeisterin indes bezichtigt Eck und Weik, wie beide angeben, falscher Aussagen und fordert deshalb eine Gegendarstellung.