Kommunales: Bürgerdialog zum Projekt im Schömberger Kurhaus
Schömberg bekommt endlich eine Sporthalle, so viel steht fest. Nur wo soll diese gebaut werden? Am Donnerstagabend präsentierte die Gemeinde bei einem Bürgerdialog drei mögliche Standorte. Es kristallisierte sich ein klarer Favorit heraus.
Schömberg. Knapp 100 Bürger kamen ins Kurhaus, um zu erfahren wo die neue Sporthalle gebaut werden soll. Alle waren froh über die Entscheidung des Gemeinderats, dass die Kommune mit mehr als 8000 Einwohnern endlich eine Sporthalle bekommen soll. Das Thema schwelt schon lange im Ort. Auch deshalb hatten viele Bürger eine Idee, wo das neue Gebäude entstehen könnte.
"Es geht heute um ein wichtiges Thema für die Gemeinde", begrüßte Bürgermeister Matthias Leyn die Anwesenden. Zu einer guten Infrastruktur, die Schömberg zweifelsohne habe, gehöre auch eine Sporthalle. Dies habe aus verschiedenen Gründen bisher nicht funktioniert.
Gemeinde braucht zur Finanzierung wohl Kredit
Die Gemeinde habe die Vereine kontaktiert, um zu erfragen, welche Bedürfnisse das neue Bauwerk erfüllen müsse. Man plane nun eine wettkampftaugliche Drei-Felder-Halle mit kleinem Zuschauerbereich. Auch eine gute ÖPNV-Anbindung sei wichtig. Als Budget habe man bis zu acht Millionen Euro eingeplant. Man rechne zwar mit Zuschüssen. Aber um eine Kreditaufnahme komme man wohl nicht herum.
Um die Fragen der Bürger zu beantworten waren Kämmerer Volker Burger, sein Stellvertreter Ralf Busse, Hauptamtsleiterin Lea Miene, Bauamtsleiter Martin Dittler, Bürgermeister Leyn und Michael Nothacker vom gleichnamigen Vermessungsbüro vor Ort. Nothacker hat im Auftrag der Gemeinde eine Standortanalyse für die neue Sporthalle umgesetzt und präsentierte diese beim Bürgerdialog.
"Seit März 2019 beschäftigen wir uns damit", erzählte Nothacker. Es standen zu Beginn mehrere Standorte zur Debatte. Zwei seien relativ schnell ausgeschieden aufgrund von komplizierten Eigentumsverhältnissen der Grundstücke. Auch ein Bau in den Teilorten habe man früh ausgeschlossen, da die Nähe zur Schule für die Halle unabdingbar sei. "Es geht heute nicht so sehr um den Bau an sich, sondern wirklich nur um den Standort", stellte Nothacker zu Beginn seines Vortrags klar.
Platz für 199 Zuschauer vorgesehen
Man plane mit einer Grundfläche von 55 Metern Länge und 33 Metern Breite. 199 Zuschauer solle die Halle fassen können. Diese Zahl habe baurechtliche Gründe, da bei einer höheren Zuschauerzahl mehr Parkplätze benötigt würden. Dafür brauche man wiederum mehr Fläche und das koste dann mehr Geld. Zudem verursachten mehr Zuschauer mehr Lärm, sowohl vor Ort als auch bei deren An- und Abfahrt. Und der Lärmschutz sei ein weiterer wichtiger Faktor bei der Standortbestimmung.
Für seine Analyse habe er die Parameter Eigentumsverhältnisse, Entfernung zur Schule, verkehrliche Erschließung, Kanal- und Abwassererschließung, Parkraum, Schallschutz, baurechtliche Sachverhalte, Arten- und Umweltschutz, Kosten sowie Synergieeffekte herangezogen. Zudem habe man das Landratsamt zu einer Einschätzung aller Optionen gebeten.
So sei er schließlich auf drei Standorte gekommen. Standort eins befindet sich bei der Ludwig-Uhland-Schule, dort wo jetzt die Außensportanlagen bestehen. Standort zwei liegt beim ehemaligen Wellenbad rechts der Skateanlage und unterhalb des Tenniscenters. Der dritte Standort ist ebenfalls beim Wellenbad, jedoch in dem kleinen Waldstück links der Tennisanlagen und näher zur Bergstraße.
Der erste Standort habe den Vorteil, dass das Grundstück bereits der Gemeinde gehöre. Die Nähe zur Schule sei nicht nur gut wegen der kurzen Wege, sondern auch weil man das dortige Heizungs- und Abwassersystem mitnutzen könne. Zudem sei die Topografie dort gut. Das anvisierte Grundstück sei eben, wenn auch von zwei Böschungen begrenzt. Man habe zwei Varianten geprüft. Bei der ersten stehe die Halle näher zur Uhlandstraße und die Parkplätze lägen in Richtung Calmbacher Straße. Bei Variante zwei würde man die Anordnung tauschen.
Lärmbelastung muss beachtet werden
Ein Nachteil dieses Bauplatzes sei die Nähe zu den angrenzenden Wohngebieten. Nothacker sah diesen Standort wegen Lärm- und Umweltschutzauflagen als nicht genehmigungsfähig an. Veranstaltungen in der Halle nach 22 Uhr seien dort so nicht möglich. Der Lärm von der Halle dringe im Normalbetrieb in Richtung Klassenzimmer und störe so die Schüler. Auch sei eine gute Verkehrsanbindung kaum möglich, ohne die Anwohner zu stark zu belasten. Zudem müssten für die Halle die bestehenden Außensportanlagen der Schule weichen. Diese woanders neuzubauen koste ebenfalls wieder Geld. Und auch das Landratsamt stehe diesem Standort insgesamt negativ gegenüber.
Standort zwei habe den Vorteil, dass man die bestehenden Parkplätze des Wellenbades nutzen könne. Auch dieses Grundstück gehöre bereits der Gemeinde. Zudem gebe es hier eine optimale Anbindung an das Straßennetz. Man sei dort zudem nicht so räumlich eingeschränkt wie bei der Schule. Deshalb könnte man die Halle auch um ein Gerätelager oder Eingangsbereich erweitern. Es gebe dort keine Anwohner und so keine Lärmschutzprobleme. Der Fußweg von 750 Metern zur Schule sei machbar. Die weiteren Flächen erlaubten es auch dort vielleicht eine Außenanlage oder einen Festplatz zu errichten.
Dies werde jedoch durch die Nachbarschaft zur Kinderklinik eingeschränkt, da hier besondere Lärmschutzrichtlinien gelten. Zudem habe die Halle dort eine exponierte Lage. Je nach Bauweise sorge die Beleuchtung der Halle bei Dunkelheit so für starke Lichtemissionen, möglicherweise sogar bis in die Nachbarorte. Außerdem wisse momentan niemand, was aus dem Wellenbad wird. Man verbaue, im wahrsten Wortsinn, sich hier vielleicht Möglichkeiten. Zudem müsse die Gemeinde trotz Eigentümerschaft einen Aufpreis für das Grundstück bezahlen. Die Topografie sei schwierig, aber ein Bau trotzdem machbar.
Des Weiteren befinde sich dort eine Flachland-Mähwiese und Biotope. Beide stehen unter besonderem Schutz. Bei einer Bebauung müsse man dafür teure Ausgleichsmaßnahmen schaffen.
Der dritte Standort war schon 2002 im Gespräch, als man letztmalig plante eine Sporthalle zu bauen. Auch hier könnte man die Stellplätze des ehemaligen Wellenbades mitnutzen. Auch erlaube das Grundstück in einem zweiten Schritt den Bau von weiteren Parkplätzen. Dieses Grundstück gehört ebenfalls der Gemeinde. Dessen Topografie sei gänzlich unproblematisch.
Wie bei Standort zwei sei bei diesem Bauplatz die Verkehrsanbindung wegen der Nähe zur Bergstraße sehr gut. Es gebe hier auch keine Konflikte mit Wohngebieten. Auf dem Grundstück seien weitere Außenanlagen denkbar. Zudem ergebe sich ein "Quartier" mit den anderen Sportangeboten in der Nähe. Auch die Wasser- und Abwasserzugänge lägen günstig. "Und die Halle würde sich super präsentieren, wenn man von Langenbrand her kommt", meinte Nothacker. Das Landratsamt favorisiere zudem diese Option.
Nachteilig sei der 800 Meter lange Weg zur Schule. Zudem müssten 0,8 Hektar Wald weichen, auch wenn dafür Ausgleichsmaßnahmen geschaffen würden. Man müsse nicht nur den Wald auf dem Bauplatz abholzen, sondern, weil es das Baurecht so vorschreibe, auch die Bäume im Abstand von 30 Metern zur Halle fällen. Die Entfernung von Baumstümpfen koste Geld. Man habe aber auch Erlöse durch den Verkauf des geschlagenen Holzes.
Im Anschluss an die Präsentation hatten die Bürger die Möglichkeit ihre Meinungen, Ideen und Anregungen zu äußern. Ein Anwesender warf ein, man könne die Halle auch anstelle des Wellenbades bauen oder näher zur Straße verlegen. Dann müsse man nicht so viel Wald abholzen. Siegfried Wankmüller favorisierte Standort drei. Zudem begrüßte er, dass man nun endlich eine Halle bekomme. Wenn man sie jetzt, bei den momentanen Niedrigzinsen, nicht baue, sei man selbst schuld.
Auch Fred Theurer hielt die dritte Option für die beste. Er drang zudem auf eine schnelle Umsetzung. Er überlegte noch, ob man dort nicht zusätzlich zur Halle ein Lehrschwimmbecken bauen könne. Eine Idee die auch Peter Burkhart befürwortete. Es gebe für die Kinder keine Möglichkeit mehr das Schwimmen zu lernen. Man könne hier auch mit den Nachbargemeinden Engelsbrand und Oberreichenbach kooperieren.
Jörg Fader vom TV Oberlengenhardt dankte dafür, dass man nun endlich mit der Planung beginne. Ein Zuschauerbereich sei wichtig, auch wenn er nicht allzu groß sein müsse. Er verwies hier auf die Lösung in der Liebenzeller Halle. Zudem erinnerte er an die Wichtigkeit eines Bewirtungsbereichs im Gebäude.
Achim Renner vom TSV Schwarzenberg sprach sich ebenfalls für Standort drei aus. Viele Parkplätze seien wichtig für Fußballturniere. Dies bestätige sein Vereinskollege Markus Bauspieß. Wenn man nicht wolle, das die Bergstraße zugeparkt wird, müsse man die weiteren Parkplätze unbedingt bauen.
Generell favorisierten die meisten Bürger die dritte Option. Es wurde angemerkt, dass die Berechnung des Weges von der Schule zur Halle wohl nicht ganz stimme, da die Kinder stets die Abkürzung über die Wiesen nähmen. Außerdem wurde angemahnt sich im Zuge des Hallenneubaus auch um das Wellenbad zu kümmern.
Noch keine endgültige Entscheidung
Rathauschef Leyn dankte allen Bürgern für ihre konstruktiven Anregungen. Man habe sich noch nicht endgültig für einen Standort entschieden und er werde die Ideen mit in den Gemeinderat nehmen.
Die nächsten Schritte seien dann eben ein Gemeinderatsbeschluss spätestens bis zum Februar nächsten Jahres. Dann gehe es in die nächste Phase der Planungen und Ausschreibungen. Im Regelverfahren geben es zwei Offenlegungstermine, an welchen sich die Bürger im Rathaus genau über die Bauvorhaben informieren könnten. Hier könne man auch weitere Anregungen einbringen. "Es wird aber auf jeden Fall noch mal so eine Veranstaltung geben", kündigte Leyn an. Transparenz und Bürgerbeteiligung seien ihm wichtig. Die Schömberger könnten jederzeit mit Fragen und Ideen bezüglich der Halle zu ihm kommen.