Travestie: Michael Panzer präsentiert Fräulein Wommy Wonder

Schömberg. Selten haben die Gäste in der Seh(e)-Bühne im Hotel Haus am Park in Schömberg so lange und intensiv gelacht wie beim Gastspiel von Michael Panzer. Der gebürtige Oberschwabe begeisterte in der Glücksgemeinde in einer Doppelrolle als Fräulein Wommy Wonder und als Elfriede Schäufele, eine Putzfrau mit Staubsaugerführerschein der Klasse III.

Wer diesen tollen Abend miterlebt hat, der fragt sich unwillkürlich, wie es zu dieser ausgelassenen Stimmung kommen konnte. Da war zum einen die Art wie Michael Panzer als Travestiekünstler das Fräulein Wommy Wonder präsentiert. Dann war die Enge im "Schwimmbad" und nicht zuletzt ein Publikum, das sich von der ersten Minute an unheimlich positiv vom Programm mitreißen ließ.

Programm ist fast zu viel gesagt, denn Fräulein Wommy Wonder musste in Schömberg unheimlich improvisieren. "Die Bühne ist sehr klein. Mit umziehen war hier nichts. Die Rolle der Elfriede Schäufele im zweiten Teil dauert eigentlich nur 20 Minuten. Aber den musste ich komplett umgestalten", sagte Panzer.

Heraus kam ein toller Mix aus Witz, Humor und Gesang. Die Zuschauer schlüpften zwischendurch in die Rollen von Komparsen. Beim "Vierteleschlotzen" im Austausch mit den Besuchern an zwei Tischen rutschte die "liebenswerte" Putzfrau derart intensiv ins Gespräch und pendelte zwischen ihren Rollen, dass aus den angesagten 20 Minuten eine zweite glatte Stunde wurde.

So lange wie Fräulein Wommy Wonder und Elfriede Schäufele haben die Seh(e)-Bühne-Besucher noch kein Kabarett erlebt. Selbst die Zugabe mit dem Versuch von Ludgera Petermann sich bei Michael Panzer für den Auftritt in Schömberg zu bedanken, mündete in eine zehnminütige Lachnummer.

Fräulein Wommy Wonder, auf High Heels Größe 46/47 und einschließlich "Kopfschmuck" satte 2,40 Meter groß lebte in Schömberg richtig auf. "Das ist hier schon eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn ich in einem großen Saal vor 800 Leuten auftrete, dann sehe ich nicht mal richtig die erste Reihe und hier fühlt jeder buchstäblich mit", erklärte Panzer den Unterschied.

Noch nie so viel gelacht wie diesmal

In Schweiß gebadet leistet der Kabarettist als Travestiekünstler und in seiner schwäbischen Putzfrauenrolle Schwerstarbeit. "Wir haben hier schon viel gelacht, aber so viel wie heute noch nie", sagte Ludgera Petermann über den rundum gelungenen Abend. Obwohl Panzer extrem spaßig rüberkam, hatten seine Sprüche immer ein gewisses Niveau oder "nachvollziehbare" Hintergründe wie: "Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Wasser trinken, hätte er nicht 80 Prozent davon versalzen." Als Fräulein Wommy Wonder geriet er über die 1980er-Jahre ins Schwärmen. "Da hatten wir noch die D-Mark, die Mauer und Angela Merkel war auf der richtigen Seite." Ein Blick zurück ergab ein Lob auf die katholischen Kirchen: "Ohne die hätten wir heute noch eine Hexenplage."

Auch im Publikum wurde Panzer alias Elfriede Schäufele fündig: "Deine Knochen und mein Fett – dass gäbe eine Brühe."

Mit "Guten Appetit wünscht der Travestiet" verabschiedete sich Fräulein Wommy Wonder in die Pause. In der, mitten in seiner Garderobe, legte Panzer im Interview einen Blick auf seine Arbeit offen. Der Druck habe heute zugenommen. Nicht zuletzt durch das Internet müsse man stets aktuell sein. Eine Herausforderung, die bei rund 200 Auftritten im Jahr extrem spannend sei. Zu hören im zweiten Teil, als sich "Elfriede Schäufele" zur Hochzeit in England, zu Camilla und zur Themse Liesel (die Queen) ausließ. Panzers Bekenntnis, dass er Kreuzfahrten liebe, denn da könne das Publikum nicht davonlaufen, war in Schömberg nicht angebracht. Den Wunsch von Ludgera Petermann: "Ich hoffe, wir sehen Sie bald wieder", bedachte das Publikum mit viel Beifall.