"Der Umgang mit dem Kind ist gerade für Alleinerziehende unter solchen Bedingungen noch einmal mehr deutlich erschwert." Weshalb eine vorgelebte, gewaltfreie Erziehung mit Achtsamkeit von großer Bedeutung sei – wie sie im Schömberger "wir2"-Bindungstraining bei einem stationären Aufenthalt mit den Alleinerziehenden umfassend "trainiert" werde. Eine solche Rehabilitation dauert in der Regel fünf bis sechs Wochen, während derer "die Kinder uns anvertraut sind mit all ihren Stärken, Schwächen, Freuden, eigenen Problemen, Konflikten." Entsprechend vielschichtig sei die Dynamik in einer solchen Gruppe, in denen das "wir2"-Bindungstraining mit jeweils mehreren Kindern und ihren alleinerziehenden Eltern absolviert würde. "Und in denen die Kinder unterschiedlichen Alters, Herkunft und sozialem Umfeld mit einander interagieren."
Eine Herausforderung für die Erzieher der Schömberger Celenus-Klinik sei es dabei, "Harmonie, Zusammenhalt und Ruhe in die Gruppe zu bringen, damit der Alltag und das Lernen gelingen kann". Selbstverständlich seien dafür alle Erzieher speziell ausgebildet, mit allen geltenden Regeln und Gesetzen vertraut. Und schon "der Nicht-Pädagoge weiß heute, dass eine optimale Erziehung immer auch absolut gewaltfrei" zu sein hat. Durch das gemeinsame Erleben in der Gruppe und eben das gewaltfreie Vorleben speziell bei der Bewältigung von Krisensituationen, übertrügen sich solche "positiven Verhaltensmuster" auf die Teilnehmer – Eltern wie Kinder.
Was vielleicht überrascht: Erst seit dem Jahr 2000 gibt es auch in Deutschland ein Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung. "Kinder haben daher heute ein Recht auf gewaltfreie Erziehung", so die Pädagogin Uta Baader-Schläfke. "Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind deshalb im Umgang mit den eigenen Kindern immer unzulässig." Dieses Recht auf gewaltfreie Erziehung finde sich zudem indirekt auch im Grundgesetz wieder, das von Eltern die "obliegende Pflicht" einfordere, "den Nachwuchs zu pflegen und zu erziehen". Für Pädagogen wie sie selbst sei es es im beruflichen Alltag "selbstverständlich, dieses Recht bei aller Herausforderung zu achten", erklärt Baader-Schläfke. "Um sich jederzeit auch bewusst zu sein, was es heißt, achtsam, respektvoll, nicht demütigend zu handeln und dabei auch achtsam mit sich selbst umzugehen."
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