Gesundheit: Gemeinde Schömberg will 2020 "Heilwald" ausweisen und dort ein Waldbaden anbieten
Die Gemeinde Schömberg möchte mit zusätzlichen Angeboten Gäste anlocken. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Wald.
Schömberg. In Schömberg werden vom nächsten Jahr an "Aktivseminare Waldbaden" offeriert. Die ersten Angebote, die jeweils rund zweieinhalb Stunden dauern, starten bereits im Januar. Außerdem will der Heilklimatische Kurort und Kneippkurort im Nordschwarzwald ebenfalls im kommenden Jahr einen "Heilwald" ausweisen. "Wir wollen ein Waldgebiet in der Gemeinde eigens als Heilwald ausweisen", sagte Olaf Späth, "Outdoor Projektleiter" von Schömberg. "Wir sind im Gespräch mit der Landesregierung über eine Bezuschussung", fügte er hinzu.
Dieser Heilwald stehe auch für das Waldbaden zur Verfügung, aber auch für andere therapeutische Maßnahmen der Schömberger Kliniken. Das Schömberger Pilotprojekt Heilwald werde von der Landesregierung begleitet. Dabei gehe es vor allem auch darum, Standards zu definieren, hieß es dazu jüngst in einer Antwort der Regierung. Zunächst gehe es darum, ein geeignetes Gebiet innerhalb der kommunalen Wälder zu lokalisieren, sagte Späth. Dies müsse auch mit den Kliniken abgestimmt werden.
Der Trend kommt aus Japan
Waldbaden – das bewusste und achtsame Eintauchen in den Wald – wird seit rund zwei Jahren immer häufiger im Land praktiziert. Der Trend kommt aus Japan. Aber auch westliche Mediziner sprechen zunehmend von heilsamer Wirkung durch Aufenthalt im Wald.
Schwere Depression überwunden
Der Wald- und Gesundheitstrainer Burchard Wedewer leitet die "Aktivseminare Waldbaden" in Schömberg. Der 79-jährige Gartendesigner und Meditationslehrer aus Pforzheim hat nach eigenen Angaben erst dieses Jahr den Weg zum Waldbaden gefunden. Das Eintauchen in den Wald habe ihm bei der Überwindung einer schweren Depression geholfen. Danach habe er einen zweieinhalbtägigen "Crashkurs" Waldbaden absolviert. Zudem hält Wedewer ebenfalls vom Januar an im Kurhaus Schömberg Vorträge zum Thema Waldbaden.
Die Essenz des Waldbadens beschreibt der 79-Jährige wie folgt: "Die Kraft des Waldes in achtsamer Bewegung erleben - hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken." Waldbaden sei mehr als lediglich ein Spaziergang im Wald. In den rund zweieinhalb Stunden "Aktivseminar Waldbaden" werde etwa eine Strecke von lediglich 2,5 Kilometer zurückgelegt, so Wedewer. "Alle 250 Meter machen wir eine Pause." Dann würden etwa Atemübungen oder Meditation gemacht. "Einer der interessantesten Übungen ist die Baummeditation", so Wedewer. "An den Baum lehnen, die Augen schließen, sich gedanklich verwurzeln mit dem Baum. Wir spüren, wie stark wir verwurzelt sind. Und unsere Arme werden zu Ästen."
Immunsystem wird gestärkt
Zudem nehme der Mensch beim achtsamen Gehen durch den Wald über die Atmung heilsame ätherische Öle der Bäume ("Terpene") auf. Dadurch werde etwa der Stresslevel gesenkt, das Immunsystem gestärkt und der Blutdruck reguliert: "Waldbaden entschleunigt und entspannt." Mit Schömberg fühlt sich der Gartenarchitekt seit Langem besonders verbunden: Er habe vor vielen Jahren an der Gestaltung des Kurparks mitgewirkt.
Die ersten "Aktivseminare" finden am 11. und 25. Januar statt, am 8. und 22. Februar und am 14. und 28. März geht es weiter. Treffpunkt ist jeweils um 14 Uhr am Rathaus Schömberg. Die Teilnahme kostet 15 Euro pro Person. Die Vorträge zum Thema Waldbaden sind am 9. und 24. Januar, am 7. und 21. Februar sowie am 12. und 26. März jeweils im Kurhaus Schömberg geplant. Der Eintritt beträgt fünf Euro. Weitere Veranstaltungen sind für das gesamte Jahr geplant.