Gesundheit: Standortsuche rückt in den Fokus / Verwaltungsverband bietet Forum für Ärzte und Apotheker / Stadt-Land-Gefälle

Schömberg. Die Zukunft der hausärztlichen Versorgung im Oberen Schlichemtal ist Gegenstand einer Dialogveranstaltung des Verwaltungsverbands gewesen.

Ausgehend von der Situation mit derzeit vier Praxen in Schömberg und Schörzingen, die den Gesamtbedarf der Bevölkerung im Schlichemtal und darüber hinaus mit mehr als 10 000 Menschen abdecken, der demografischen Situation bei den Hausärzten und veränderten Erwartungshaltungen bei Medizinern und Medizinstudenten gelte es, sich der medizinischen Versorgung der Zukunft in der Raumschaft in fünf oder zehn Jahren zu stellen, so der Verbandsvorsitzende, Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger.

Landrat Günther-Martin Pauli, die Leiterin der kommunalen Gesundheitskonferenz im Zollernalbkreis, Lisa Wagner, die Ärzte Hans-Otto Weber und Rolf Griesinger, der Apotheker Stefan Spindler und Clemens Schricker von der Kassenärztlichen Vereinigung sowie Bürgermeister aus dem Verbandsgebiet beleuchteten die medizinische Versorgung aus mehreren Blickwinkeln. Seitens der Ärzte wurde bekundet, die bisherigen Formen der Arztpraxen seien nicht zukunftsfähig. Mediziner werde man nur gewinnen, wenn kooperativ aufgestellte Versorgungszentren Anstellungen statt der Selbstständigkeit ermöglichten, familienfreundliche Arbeitszeiten böten und die Ärzte von bürokratischem Ballast befreiten: Das Stichwort laute Work-Life-Balance, also die Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und Freizeit.

Für die Apotheken sah Spindler durch Wettbewerbsverzerrung und verstärktem Online-Handel dunkle Wolken aufziehen und mahnte ein Umdenken an. Für Landrat Pauli ist eine Vernetzung zwischen dem Klinikum und den Hausärzten elementar für eine gute Patientenversorgung im Zollernalbkreis.

Im Kern seien zwei Maßnahmen erforderlich, hieß es: Durch optimierte Zubringerdienste soll die Konzentration auf die medizinische Versorgung bei den Ärzten verbessert werden, um die hohe Zahl an Patienten bewältigen zu können. In die Zukunft gedacht, sei die Zusammenführung der Praxen in einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) unumgänglich. Dieses soll die medizinische Dienstleistung zentralisieren sowie Ärzte und Fachpersonal von bürokratischen Arbeiten entlasten.

Kritisch gesehen wurde der Zuschnitt der Versorgungsbereiche, die mittlerweile identisch seien mit den Mittelbereichen im Zollernalbkreis. Dies lasse befürchten, dass sich das Stadt-Land-Gefälle zugunsten der lukrativeren Standorte in den Städten verschärfe. Die Teilnehmer erklärten sich bereit, in einem Netzwerk "Gesundheitsversorgung im Oberen Schlichemtal" mitzuarbeiten. Der Standortsuche für ein MVZ soll dabei das besondere Augenmerk gelten.

Beim nächsten Treffen im Frühjahr soll ein Dienstleister aus dem Gebiet der Praxisplanung berichten, was dabei zu beachten ist und wie eine gute medizinische Versorgung im Schlichemtal in Zukunft gewährleistet werden könne.