Das Anliegenbuch liegt am Eingang zur Wallfahrtskirche aus. Seit Ostern gibt es bereits zahlreiche Einträge von Kirchenbesuchern, die sich mit dem Coronavirus befassen. Zahlreiche Menschen suchen Hilfe im Glauben und bei Gott.Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Zuflucht im Glauben: Viele Einträge im Anliegenbuch auf dem Schömberger Palmbühl betreffen die Corona-Krise

In Gefahr und Not suchen die Menschen vermehrt Zuflucht im Glauben. Auch wenn auf dem Schömberger Palmbühl die Pilgersaison aufgrund der Corona-Einschränkungen noch nicht so richtig angelaufen ist, besuchen gerade in der jetzigen Krise viele Gläubige den Wallfahrtsort.

Schömberg. Diese Erfahrung hat Palmbühlpfarrer Josef Schäfer bereits in den vergangenen Wochen gemacht. Zahlreiche Gläubige kämen "zur stillen Einkehr" in die Wallfahrtskirche und auch aufs Parkgelände mit den Heiligtümmern.

Gleichzeitig verweist der Pfarrer darauf, dass immer noch Unsicherheiten herrschten, bis wann wieder ein geregeltes Leben auf dem Palmbühl herrsche und welche Veranstaltungen in welchem Rahmen wann möglich seien. "Es ist eine schwierige Situation", sagt Schäfer und verweist darauf, "dass sich die Menschen zu den Gottesdiensten sogar anmelden müssen."

Dagegen kämen in jüngster Zeit "vermehrt" Leute mit ihren Sorgen und Nöten auf den Palmbühl: "In Notzeiten suchen die Menschen verstärkt Zuflucht im Glauben und Hilfe bei Gott." Dies mache sich wieder stark bemerkbar, verweist er auf die Anliegenbücher, die in der Wallfahrtskirche ausliegen. "Erst zu Ostern haben wir wieder ein neues auflegen müssen, weil das alte Anliegenbuch voll war." Viele Menschen sorgten sich derzeit um ihre Angehörigen. Entweder, weil diese krank waren, oder auch deshalb, weil sie im Krankenhaus oder im Pflegeheim nicht besucht werden konnten. In vielen Gesprächen spüre er bei den Besuchern das Bedürfnis nach geregelten Gottesdiensten und dass nach Schutz im Gebet und im geistlichen Leben gesucht werde.

Dabei, so Schäfer, komme auch zum Ausdruck, dass viele eine "neue Einsicht" gewinnen. Sie würden angesichts der Einschränkungen, die mit dem Virus verbunden seien, erfahren, dass die Macht des Menschen begrenzt sei. Zudem, so hat er erfahren, würden Werte wie Hilfsbereitschaft und Solidarität wieder an Bedeutung gewinnen.

Und tatsächlich: In der Wallfahrtskirche haben in den vergangenen Wochen zahlreiche Gläubige Einkehr gehalten und ihre Sorgen, Ängste, Hoffnungen und Bitten in das Anliegenbuch, das gleich am Eingang in die Kirche ausliegt, eingetragen. Die Worte auf vielen Seiten zeugen davon, wie stark die Krise die Menschen beschäftigt und betrifft. Sei es, dass man selbst, Familienangehörige oder gute Bekannte am Virus erkrankten oder sich einfach Angst breit macht angesichts der unsichtbaren Gefahr.

"Lieber Gott, danke, dass mein Befund gut ist", heißt es etwa in dem Buch. Ein anderer Kirchenbesucher hat geschrieben: "Lieber Gott, mach, dass die Pandemie bald vorüber ist und unsere Tochter ihre Hochzeit durchführen kann." Auf einer anderen Seite ist zu lesen: "Herr gib, dass mein Mann und meine Schwester wieder gesund werden." Ein anderer Gläubiger hat nicht nur seine Familie im Blick: "Ich bitte für alle Menschen auf der Welt: Hilf uns durch diese schwere Zeit." Jemand anders geht noch weiter: "Lieber Gott, ich bitte dich, auch die ungewisse Zukunft mit der Wirtschaftskrise, die folgt, für uns erträglich zu machen."

Unter dem Datum 7. Mai hat sich ein Kirchenbesucher mit diesem Satz verewigt: "Lieber Gott beschütze meine Familie in dieser so schweren Zeit und gib, dass alle heil und gesund aus der Corona-Krise heraus kommen."

Andere Sorgen hat dieser Bittsteller: "Jesus hilf, dass wir Menschen nicht geimpft oder gechipt werden." An anderer Stelle steht Sätze wie diese zu lesen: "Lieber Gott, stoppe den Wahnsinn", "Bewahre uns vor diesem Virus" oder "Hilf allen Menschen vor dieser Pandemie und lass sie wieder vorbei gehen".

Jemand anders bringt dagegen angesichts des weltweiten Geschehens seine Zweifel an der Existenz Gottes zu Papier: "Herr Gott, es ist schwer an dich zu glauben. Zeig’ dich mal!"