Michael (von links), Susanne und Ernst Rentschler haben Angst um ihren Milchviehbetrieb. Jüngst haben sie einen Stall gebaut. Foto: Krokauer

Ernst und Michael Rentschler bewirtschaften Areal Hausäcker. Angst um Milchviehbetrieb.

Schömberg - Nach langen Grundstücksverhandlungen will die Gemeinde Schömberg die Hausäcker zum Baugebiet ausweisen. Derzeit bewirtschaften die beiden Landwirte Ernst Rentschler und sein Sohn Michael das rund 4,3 Hektar große Areal. Sie sind sauer auf die Gemeinde Schömberg und sehen sich in ihrer Existenz bedroht, da sie auf die Flächen angewiesen sind. Es gibt gültige Pachtverträge.

Mit ihrem Milchviehbetrieb, der Rosenhardt GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), benannt nach dem dortigen Gewann, bewirtschaften Ernst und Michael Rentschler rund 65 Hektar, davon 40 Hektar Grün- und 25 Hektar Ackerland. Erst im Jahre 2016 hatten die Rentschlers einen besonders tiergerechten, 37 Meter langen und 27 Meter breiten, Stall mit Auslaufgelände für fast eine Million Euro gebaut. Dafür bekamen sie einen Zuschuss in Höhe von rund 300.000 Euro. 70 Milchkühe, 36 weibliche Jungrinder und zwischen 15 und 20 Kälber sind auf dem Hof. Hinzu kommen 150 Hühner.

Natur zerstören

Der Aussiedlerhof besteht seit 1965. Offiziell gepachtet hat das landwirtschaftliche Unternehmen die Hausäcker seit 1. Oktober 1979. "Die 4,3 Hektar brauchen wir dringend", stellt Ernst Rentschler klar. Von diesen 4,3 Hektar sind 1,5 Hektar Ackerfläche. Für zwei Kühe sind ein Hektar Fläche notwendig, um die anfallende Gülle und den Mist ausfahren zu können. Stimme dieses Verhältnis nicht mehr, steige die Nitratbelastung im Grundwasser. Auch die Kälber und die Hühner müssen dabei berücksichtigt werden. Weniger Fläche bedeute aber auch weniger Grünfutter.

Die Rentschlers haben den größten Teil ihrer bewirtschafteten Fläche gepachtet. Lediglich sieben Hektar gehören ihnen selbst, so die beiden Landwirte. Die Pachtverträge sind zeitlich unbegrenzt mit einer beidseitigen Kündigungsfrist von zwei Jahren, machen die Rentschlers deutlich. Sie könnten folglich frühestens zum Ende der Vegetationsperiode im Herbst 2022 gekündigt werden. Wie sollen so bereits im Frühjahr 2021 die Bauarbeiten beginnen?, fragen sich die Landwirte. Laut Sitzungsvorlage zur Gemeinderatssitzung vom 26. Mai ist der Baubeginn im nächsten Frühjahr geplant.

Die Rentschlers nehmen deshalb kein Blatt vor den Mund. "Sie lassen uns im Regen stehen", sagt Susanne Rentschler, Ehefrau von Ernst Rentschler zu diesem Vorgang. Und ihr Mann Ernst ergänzt: "Wenn wir etwas machen, stehen wir mit einem Fuß im Gefängnis. Das ist heute leider Gottes so." Susanne Rentschler fragt sich, weshalb die Gemeinde so viel Natur zerstöre, so zum Beispiel Wald für die geplante Sporthalle. Sohn Michael jedenfalls erinnert sich an ein Gespräch mit Bürgermeister Matthias Leyn. Der Rathauschef habe ihm gesagt, dass die Gemeinde die Familie eben nicht im Regen stehen lassen werde und beim Wegfall der Hausäcker andere Flächen bewirtschaftet werden sollen. Doch selbst wenn die Familie woanders neue Grün- und Ackerflächen bekäme, hätte sie erhebliche Nachteile zu verkraften. So stiegen wegen der längeren Anfahrtswege die Kosten. Auch die Verkehrssicherheit werde beeinträchtigt, da die Landwirte mit ihren Maschinen längere Wege auf öffentlichen Straßen zurücklegen müssten, geben die Rentschlers zu bedenken.

Auch in einer anderen Hinsicht sei das geplante Baugebiet Hausäcker problematisch, meint Michael Rentschler. Wegen der dortigen Kaltluftschneise sei es im Hinblick auf den Luftaustausch "grenzwertig". Deswegen sei in den Plänen die Zahl der Bauplätze bereits auf 55 bis 60 reduziert worden. In der Mitte des Baugebiets werde ein Streifen freigelassen. Bürgermeister Leyn teilte auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten per E-Mail mit, dass sich kurzfristig vor der Sommerpause beim geplanten Baugebiet Hausäcker in Sachen Grundstücksfrage eine Lösung ergeben habe. "Ob und inwieweit der Zeitplan aus der Mai-Sitzungsvorlage gehalten werden kann, müssen unsere Ingenieurbüros jetzt prüfen. Und natürlich müssen auch bestehende Verträge in die Überlegungen einbezogen werden", teilte Leyn mit.

Keine weiteren Gespräche

Es sei auch richtig, dass die Familie Rentschler auf die Problematik des bestehenden Pachtvertrages hingewiesen habe, fügte der Rathauschef hinzu. "Auch wissen wir natürlich um die Bedeutung des Hofes Rentschler, der umfangreichen Investitionen und der Aufgaben für die Zukunft", versicherte der Bürgermeister.

"In einem ersten Gespräch vor einiger Zeit haben wir der Familie Rentschler das Signal gegeben, dass wir ihre Sorgen und auch das Anliegen des Betriebes ernst nehmen und helfen, wo es geht. Dabei sind wir auch auf das ›Finden und Zur-Verfügung-Stellen‹ einer Alternativfläche zu sprechen gekommen", so Leyn: "Das ist auch immer noch unsere Intention. Es gab aber bisher keine weiteren Gespräche, da wir ja erst einmal die Grundstücksfrage klären mussten." Der Rathauschef versicherte, dass er zusammen mit Gemeindekämmerer Ralf Busse das Thema nach den Urlaubszeiten angehen und versuchen werde, mit Familie Rentschler eine Lösung zu finden.

Janina Müssle, stellvertretende Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass es aus Sicht des Landwirtschaftsamtes zum Baugebiet Hausäcker Anmerkungen geben werde. Letztendlich liege es aber im Ermessen der Kommune, wie sie diese Anmerkungen bewerte.