Michael (links), Susanne und Ernst Rentschler sind sauer auf die Gemeinde Schömberg, weil die Kommune die Hausäcker zu Baugebiet machen will und ihnen dadurch wertvolle Acker- und Grünfläche für ihren Hof verloren geht. Foto: Krokauer

Kommune lässt fast 4,4 Hektar großen Hausäcker als Baugebiet mit 55 Plätzen ausweisen. Fläche wird bewirtschaftet.

Schömberg - Auf die Gemeinde Schömberg nicht gut zu sprechen sind die beiden Landwirte Ernst und sein Sohn Michael Rentschler. Die Kommune lässt die fast 4,4 Hektar großen Hausäcker als Baugebiet mit 55 Plätzen ausweisen. Derzeit bewirtschaften die Rentschlers die Fläche.

Den Landwirten geht mit den Plänen der Gemeinde wertvolle Acker- und Grünfläche verloren. Die Gemeinde will für Ersatz sorgen.Die Grundstücksverhandlungen für das geplante Baugebiet Hausäcker hat die Gemeinde Schömberg inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung Ende Mai, einen städtebaulichen Vertrag mit der Steg Stadtentwicklung GmbH mit Sitz in Stuttgart abzuschließen. Andererseits braucht die Landwirtsfamilie Rentschler die Fläche für ihren Milchviehbetrieb, die Firma Rosenhardt GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), benannt nach dem dortigen Gewann. Ernst Rentschler und sein Sohn Michael sind deshalb sauer auf die Gemeinde.

Inzwischen hat es ein Gespräch zwischen der Landwirtsfamilie sowie Bürgermeister Matthias Leyn und Kämmerer Ralf Busse gegeben. Jungbauer Michael Rentschler zeigte sich von der Unterredung jedoch wenig begeistert: Zwar hätten die beiden Vertreter der Gemeinde deutlich gemacht, dass sie nach anderen Flächen Ausschau halten wollten, doch das sei kein gleichwertiger Ersatz. Die Gemeinde müsste diese Flächen jemand anderem wegnehmen, der dann "in die Röhre" schaue. Zudem seien mögliche Ersatzflächen weiter vom Hof entfernt als die Hausäcker, die vor der Haustüre des Milchviehbetriebes lägen. Das sei mit zusätzlichem Aufwand verbunden. "Auf den Kosten bleiben wir sitzen", klagt Michael Rentschler.

Hohe Nachfrage nach Bauplätzen

"Sie wollen das Baugebiet unbedingt durchziehen", gibt sich Junglandwirt Michael Rentschler über die Pläne der Gemeinde keine Illusionen hin. Dabei würden die Vertreter der Kommune auf die große Nachfrage verweisen. Doch was nütze dies, wenn die Menschen nicht mehr ernährt werden könnten, gibt er zu bedenken. Schließlich kämpften die Bauern schon im dritten Jahr in Folge mit anhaltender Trockenheit. Den Vertretern der Gemeinde wirft er vor, nicht über den Tellerrand hinaus zu planen: "Sie müssen an die Zukunft denken." Dabei gebe es in Schömberg durchaus Bauplätze, doch die betreffenden Eigentümer wollten sie nicht hergeben, klagt Michael Rentschler. Viele Baugrundstücke seien gar nicht bebaut.

Gemeindekämmerer Ralf Busse weist die Vorwürfe zurück: "Im Flächennutzungsplan ist das Gebiet seit rund zehn Jahren als Baugebiet ausgewiesen." Der Kämmerer verweist auf die hohe Nachfrage. So gebe es für die 55 Bauplätze rund 200 Anfragen, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Wenn hier Familien mit Kindern bauten, könnten die Ludwig-Uhland-Schule und die Kindergärten auf Dauer gehalten werden. Schließlich soll Schömbergs Einwohnerzahl steigen. Zwar wäre es schön, wenn innerorts Baulücken geschlossen würden, doch könne die Gemeinde niemanden zum Verkauf zwingen.

Lediglich sieben Hektar gehört Landwirten

Busse räumte ein, dass es landwirtschaftliche Ersatzflächen vor der Haustüre des Hofes der Rentschlers nicht gebe. Wenn ein Landwirt gepachtete Flächen bewirtschafte, sei das aber immer ein gewisses Risiko. Man werde sich jedoch mit den Ortsvorstehern in Schömberg zusammensetzen und nach einer Lösung suchen, versicherte der Kämmerer.

Die Landwirte Ernst und Michael Rentschler bewirtschaften rund 65 Hektar, davon 40 Hektar Grün- und 25 Hektar Ackerland. Lediglich sieben Hektar gehören ihnen selbst. Die Hausäcker hat der Milchviehbetrieb der Rentschlers, die Rosenhardt GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) seit dem 1. Oktober 1979 gepachtet.

2016 bauten die Rentschlers einen besonders tiergerechten, 37 Meter langen und 27 Meter breiten, Stall mit Auslaufgelände für fast eine Million Euro. Dafür bekamen sie einen Zuschuss in Höhe von rund 300.000 Euro. 70 Milchkühe, 36 weibliche Jungrinder, zwischen 15 und 20 Kälber sowie 150 Hühner sind auf dem Hof.