Kultur: Publikum ist begeistert vom Abschlusskonzert des Kammermusikkurses / Lange Vorstellung
Schömberg. Fast vier Dutzend junge Musiker, davon allein mehr als zwei Dutzend Geiger, ein Dutzend junge Menschen am Violoncello, ein halbes Dutzend am Klavier – haben im Kurhaus von Schömberg ihr Abschlusskonzert gegeben. Das Spektakel nennt sich Abschlusskonzert der Kursteilnehmer des 10. Kammermusikkurses. Veranstalter ist der Verein "Musik auf der Höhe" in Schömberg. Um es gleich vorwegzunehmen: Es war ein wunderschönes Konzert.
Am Anfang steht eine kleine Panne. "Saite gerissen", wie der musikalische Leiter Gerd-Uwe Klein dem Publikum lächelnd beibringt – Künstler werten solcherart Malheur mitunter als gutes Omen. Und tatsächlich, gleich das erste Stück wird ein Höhepunkt, "Concerto für Viola D’Amore" von Antonio Vivaldi. Das Stück kommt wunderbar leicht und heiter daher, wie man es von dem Italiener eben kennt, doch das Besondere an dem Vortrag, das musikalische Zentrum sozusagen, ist eben diese Viola d’Amore, diese Super-Bratsche des Barock, ein Streichinstrument mit sage und schreibe 14 Saiten, extrem selten, extrem schwer zu spielen.
Die Musikerin auf der Bühne heißt Johanna Dall’Asta, ist 19 Jahre alt und kommt trotz ihres italienischen Namens aus Bretten. "Die Viola d’Amore zu spielen ist vor allem Kopfsache", sagt sie. "Die Saiten liegen anders, da muss man schon aufpassen." Sie steckte noch in den Kinderschuhen, als sie mit der Musik angefangen hatte. Ob sie das später zum Beruf machen wolle, will man wissen? "Ich bin am überlegen, vielleicht, mal sehen." Nach dem Auftritt rauscht der Beifall. "Wenn Sie bei jedem Stück so lange klatschen, dann dauert das Konzert dreieinhalb Stunden", rügt "Maestro" Klein.
Tatsächlich handelt es sich um ein recht langes Kammerkonzert, das die jungen Leute hier im Kursaal bieten. 17 mehr oder minder kurze Stücke werden aufgeführt, Vivaldi, Bach, Haydn, Mozart, Chopin, Mendelssohn, Bruckner – ein Ritt durch die Zeiten sozusagen, für jeden etwas dabei. Dazu zählen echte Raritäten, etwa das Konzert für Kontrabass D-Dur von Antonio Capuzzi, mit der vielversprechenden Solistin Victoria Pall. Konzerte für Kontrabass sind extrem selten, wie Klein beteuert. Auffallend viel Beifall gibt es auch für Mendelssohns Klavierquartett c-Moll mit dem Solisten Sebastian Schabenberger.
Miteinander agieren
Es gibt "schwere Kost und leichte Kost", wie Klein sagt, der Mann, der wegen seiner auffallenden Frisur eine gewisse Ähnlichkeit mit Sir Simon Denis Rattle genießt, dem früheren Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Seit zehn Jahren werden diese einwöchigen Musikkurse nun schon abgehalten. Charmant plaudert Klein aus dem Nähkästchen: Zwölf Jahre sind die Jüngsten alt, "kleine Stöpsel" seien darunter gewesen, auch Kinder, die zeitweise nichts anderes als Fußball im Kopf gehabt hätten. Da kämen Schüler zu den Kursen, die "schlichtweg saugut" spielten, aber eben auch andere, "die überhaupt nicht geübt haben". Doch das sei eben die Aufgabe der einwöchigen Sommerkurse: Die jungen Leute zusammenzubringen. Es gehe darum, miteinander zu agieren. Die Mehrzahl der Kursteilnehmer sind junge Frauen und Mädchen.
Es sind längst keine Profis, die auf der Bühne stehen, nicht jeder Halbton sitzt zu 100 Prozent exakt, doch das soll auch gar nicht sein, darauf kommt es nicht an.
Da ist etwa "Rubato recitando" des 86-jährigen russischen Komponisten Rodion Konstantinowitsch, Schtschedrin, ein Moderner also, ein schwieriges Stück. Noch dazu gibt es erneut ein kleines Malheur: Die Violinistin Pauline Raiser hat sich am Morgen vor dem Konzert den Finger eingeklemmt. "Pauline hat jedes Mal Schmerzen, wenn sie den Finger benutzt", weiß Klein. Wie gesagt: Der Vortrag ist schwierig, "Das meiste war gewollt", kommentiert Klein lächelnd. Doch das Publikum applaudiert begeistert.
17 musikalische Vorträge, gut 40 junge Leute auf der Bühne, man spürt die Liebe zur Musik der jungen Menschen. Zum Abschluss kommen nochmals alle auf die Bühne. Gespielt wird eine schöne kleine norwegische Volksmelodie, weich und melodisch, beruhigend. Es gibt langen, warmen Beifall.