Das Landratsamt Calw hat die Inspektions- und Wartungsunterlagen der Betreibergesellschaft für die Windkraftanlage auf der Lan­genbrander Höhe geprüft. Foto: Krokauer

Landratsamt sieht keine Anhaltspunkte für Stillegung. Kritiker weiterhin unzufrieden.

Schömberg - Muss die bestehende Windkraftanlage auf der Langenbrander Höhe sofort stillgelegt werden? Das Landratsamt in Calw sieht dafür derzeit keine Veranlassung.

Den Stein ins Rollen brachte Wolfgang Arnold, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Langenbrand "Abstand zu Windkraft". Er ging vor einiger Zeit in den unverschlossenen Turm der Anlage und sah sich die Technik an. Arnold hält es für möglich, dass vom Windrad eine Gefahr ausgeht. Er schrieb deshalb an das Landratsamt in Calw.

Thomas Müllerschön, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Prowind Energieanlagen-GmbH, wies Arnolds Vorwürfe mehrfach zurück. Er sagte, dass die Windkraftanlage zwei mal im Jahr gewartet werde. Wenn etwas kaputtgegangen sei, habe es Prowind reparieren lassen.

Vor-Ort-Termin noch in diesem Monat

Das Landratsamt forderte vom Betreiber der Windkraftanlage eine Dokumentation der Inspektions- und Wartungsarbeiten an. Die Unterlagen gingen beim Landratsamt ein. Die Prüfung ist inzwischen abgeschlossen. "Es gibt keine Anhaltspunkte, dass die Anlage defekt ist oder dass von ihr eine Gefahr ausgeht", teilte Anja Härtel, Pressesprecherin des Landratsamtes Calw, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mit. "Sofern sich im Rahmen eines noch im Laufe dieses Monats anstehenden Vor-Ort-Termins kein anderer Eindruck ergibt, besteht keine Grundlage, um dem Antrag auf sofortige Stilllegung der Anlage stattzugeben", war von Härtel weiter zu erfahren.

Mit dieser Antwort ist Arnold aber nicht zufrieden. Er schrieb am Donnerstag an das Landratsamt erneut einen Brief, der dem Schwarzwälder Boten vorliegt. Darin fragte Arnold, welche technischen Überprüfungen die Behörde veranlasst habe, die diese Aussage rechtfertigten. Firmeneigene Dokumente (Wartungsbuch) stellten nur die betreibereigene Einschätzung dar, schrieb Arnold. Er verwies auf die an das Landratsamt geschickte Video-Datei. Darauf sei die bei Volllast bis in den Ort wahrnehmbare Geräuschkulisse zu hören. Die Richtlinie nach dem Bundesverband WindEnergie (BWE) sehe zweijährige Überprüfungen für das Fundament, die Tragkonstruktion (Turm), das Maschinenhaus, die Elektrik und die Rotoren vor. "Das Landratsamt hat die Inbetriebnahme 1999 ohne die heute zwingenden Überprüfungs-Auflagen genehmigt, leider", schrieb Arnold. Die Risiken der 1000 PS starken Anlage seien deshalb nicht zu übersehen, fügte er in seinem Brief hinzu.

Arnold lobte aber, dass das Landratsamt einen Vor-Ort-Termin geplant hat. Er will wissen, welche technischen Experten die Behörde dazu einlud.

Die Musik spiele in 75 Metern Höhe, so Arnold. Der Zuschauerblick nach oben sei unzureichend. Arnold geht davon aus, dass er als Antragsteller am Vor-Ort-Termin teilnehmen kann. Er bittet deshalb um eine rechtzeitige Information über Termin und Uhrzeit.