Die Schömbergerin Elena Riedlinger hat        sozialen Freiwilligendienst in Nicaragua geleistet / "Ein tolles Erlebnis"

Von Bernd Visel

Schömberg. "Das Land ist toll, die Natur einmalig, die Menschen sind freundlich und nett". Elena Riedlinger schwärmt von Nicaragua, wo sie freiwilligen Sozialdienst leistete.

Einen Kulturschock habe sie nicht erlebt, als sie im vergangenen August in der drittgrößten Stadt des mittelamerikanischen Landes, in Granada, angekommen sei, erzählt die 19-Jährige aus Schömberg. Zwar habe sie während der ersten Tage Probleme gehabt, weil sie (noch) nicht Spanisch gesprochen habe. Dann aber habe sie sich schnell eingelebt und gut zurecht gefunden.

Viel schwerer sei ihr nach der Rückkehr nach Deutschland gefallen, sich hier wieder einzuleben. "Denn wir befassen uns mit Dingen und Problemen, die woanders einen ganz anderen Stellenwert haben und gar nicht so wichtig sind. In Nicaragua geht es für viele Menschen einfach ums tägliche Überleben angesichts der Armut, die dort herrscht."

Sie habe während ihres Auslandaufenthalts "viele wertvolle Erfahrungen" gemacht, die sie nicht mehr missen wolle. "Ich empfehle allen jungen Erwachsenen, ins Ausland zu gehen", sagt sie voller Überzeugung.

"Ganz zufällig" sei sie in Nicaragua gelandet: Über die Organisation Proyecto Mosaico, einen deutschen Verein mit Sitz in Mannheim, der Freiwillige an verschiedene Projekte in ganz Zentralamerika vermittelt, habe sie eine Stelle in einer Bibliothek für Kinder in Granada erhalten.

Darüber hinaus war sie in einer Privatschule engagiert, hat dort Englischunterricht für Zwölf- bis 17-Jährige gegeben und zudem an einem Zentrum für Kinder und Jugendliche in einer ärmlichen Gegend bei deren Betreuung außerhalb der Schulzeit mitgeholfen. So hat sie Zweitklässlern Lesestunden gegeben, um deren Interesse an Büchern zu wecken. Diese gebe es in den meisten Familien kaum, und viele Kinder hätten Probleme mit Lesen und Schreiben. Für die älteren Schüler bietet das Zentrum auch Englischunterricht an. Das Ganze habe unter schwierigen Bedingungen stattgefunden, weil in der Schule und in dem Zentrum viele Schüler zusammen in einem Raum unterrichtet werden müssen und es kaum Schulmaterialien gibt. Aber: "Die Kinder und Jugendlichen sind nett und wissbegierig. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten."

Während ihres Aufenthalts in Granada hat sie von September bis Mai den "Ungeregelten Freiwilligendienst" abgeleistet, wohnte bei einer Gastfamilie, die ebenfalls von der Organisation Proyecto Mosaico vermittelt wurde. Schnell habe sie neue Freundschaften geschlossen – sowohl mit Einheimischen als auch mit anderen Freiwilligen. An den Wochenenden habe man gemeinsame Unternehmungen gemacht, Reisen unternommen und das "Land der Seen und Vulkane" kennengelernt, das wunderschön sei.

Ausflüge wurden auf die Karibikinseln "Corn Islands" unternommen, ins Hochland und an die Strände am Pazifik. "Nicaragua ist das sicherstes Land in Mittelamerika", weiß Riedlinger, die im vergangenen Jahr Abitur gemacht hat und nun ein Studium beginnen will. "Aber man muss natürlich immer aufpassen und sich an einige Regeln halten. "So sind wir nachts immer mit dem Taxi gefahren. Ansonsten sei es auch für junge Frauen problemlos, etwas zu unternehmen, "auch wenn einem hin und wieder mal etwas nachgerufen wird".

Neben dem Freiwilligendienst blieb auch Zeit für Reisen in andere Länder. "Ich habe sowieso alle drei Monate das Land verlassen müssen, weil das Visum abgelaufen ist", erzählt sie. So habe sie diese Gelegenheiten genutzt, um eine Woche lang Costa Rica zu bereisen, zwei Wochen lang sei sie in Panama gewesen, wo sie mit Bekannten eine Rundreise gemacht habe. "Es ist erstaunlich, wie viele ›Backpacker‹ dort unterwegs sind. Mit dem Bus ist es ganz einfach, und man lernt Land und Menschen kennen."

Zum Schluss ihres Aufenhalts in Mittelamerika stand ein größere Reise an: Von Nicaragua ging es nach Honduras und El Salvador und dann weiter nach Guatemala, wo man sich mehr Zeit gelassen habe, um die vielen Sehenswürdigkeiten des Landes zu genießen. Weiter ging es über Belize nach Mexiko, wo die 19-Jährige etwa die Maya-Ruinen in Tulum besichtigt hat. Von Cancun aus flog sie in die Heimat zurück.

"Nach Nicaragua zu gehen, war eine sehr gute Entscheidung. Ich habe sie zu keiner Zeit bereut", sagt Elena Riedlinger rückblickend. Denn einmal auf sich ganz allein gestellt zu sein und sich selbst durchsetzen zu müssen, sei eine ganz wichtige persönliche Erfahrung, auch wenn der Kontakt zur Heimat, zu den Eltern und Freunden, immer bestanden habe. "Per Internet und Facebook ist das ja kein Problem."

Gefreut habe sie sich über die vielen Freunde, die nach ihrer Rückkunft zur Überraschungs-Grillparty in Schömberg gekommen seien. "Das war richtig cool."