Neujahrsempfang: Minister Guido Wolf zu Gast in Schömberg. Leyn: "Lassen Sie uns stolz sein auf das, was kommen wird".
Schömberg - Es gibt Neujahrsempfänge – ein bisschen Sekt, Häppchen, artige Grußworte. Und es gibt den Schömberger Neujahrsempfang: ganz großes gesellschaftliches Protokoll, prallvoller Kursaal und eine Ehrengästeliste, die sich gewaschen hat. Man kann da schon von einer Schömberg-Gala reden.
Das sei hier halt schon ein echtes gesellschaftliches Großereignis, das man sich, wenn es irgendwie gehe, nicht entgehen lassen könne, kommentiert neidlos einer der zahlreichen anwesenden Bürgermeister-Kollegen, während Matthias Leyn als Schultes der Glücksgemeinde gerade seinen heutigen Ehrengast begrüßt: Guido Wolf, Landesminister für Justiz und Europaangelegenheiten – und auch für Tourismus. Weshalb Wolf für heute Abend ein echter Wunschgast von Leyn war.
Der hatte Wolf vergangenes Jahr auf der CMT, der Stuttgarter Reisemesse, über den Tourismus im Land offiziell sprechen hören – und wusste sofort, das war der richtige Festredner für den nächsten Neujahrsempfang in seinem Schömberg. Schließlich poliert sich der Luftkurort gerade im Fahrwasser des Bad Wildbad-Hypes mit dem dortigen Baumwipfelpfad als ganz eigene Freizeit- und Tourismus-Destination im Nordschwarzwald so richtig auf – mit einem eigenen geplanten hölzernen Aussichtsturm in Oberlengenhardt, wie Leyn später selbst in seiner Festrede erzählen wird.
Und einer "Flyline", an der man an einem Drahtseil gesichert mit einem "Affenzahn" durch die Natur fliegen kann. Von solchen Bahnen gebe es nur drei in Deutschland und sieben weltweit, so Leyn. Was Schömberg für die Region wieder ein echtes touristisches Alleinstellungsmerkmal verschaffen werde, dass man seit dem Abriss des Schömberger Wellenbades vor ein paar Jahren schmerzlich vermisst habe.
Genau diese Botschaft sollte Ehrengast Guido Wolf als Baden-Württembergs höchstem Tourismus-Repräsentanten hier aus Schömberg wohl mitnehmen, so wahrscheinlich ein Kalkül von Schultes Leyn an diesem Abend. Schließlich kann Wolf jetzt auch diese Erfolgsgeschichte aus dem Nordschwarzwald nacherzählen, als Beispiel dafür, wie sehr der Tourismus immer mehr das Ländle prägt. Wolf wiederum juckte es in seiner Schömberger Rede merklich, die aktuellen Zahlen für das gerade abgelaufene Jahr zur Entwicklung des Tourismus im Land noch vor der offiziellen Bekanntgabe in der kommenden Woche hier vor dieser pracht- und eindrucksvollen Kulisse ein bisschen durchsickern zu lassen; was er sich letztlich aber dann doch verkniff. Nur soviel: "Meinem optimistischen Gesichtsausdruck können Sie entnehmen, dass die Zahlen wieder sehr glänzend ausfallen werden" – nach bereits sechs Rekordjahren in Folge.
Womit man in Schömberg das tolle Gefühl hat, mit dem Tourismus auf das richtige Pferd für die Zukunft der Gemeinde gesetzt zu haben – schließlich gibt es einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats aus 2016, sich offensiv für den Tourismus einzusetzen. Dem Guido Wolf nur beipflichten konnte. Der Tourismus habe bereits heute eine extrem große Bedeutung für Baden-Württemberg – schließlich arbeiteten in diesem Sektor schon jetzt mehr Menschen als in der Fahrzeugfertigung.
Und es gebe noch großes, weiteres Potenzial zur Entwicklung des Tourismus im Land, gerade vor dem Hintergrund, das wirklich "sichere" Reiseländer und -ziele bei den durch den demografischen Wandel wachsenden Zielgruppen immer gefragter seien.
Allerdings warb Wolf auch dafür, die "wichtigste Marke für den baden-württembergischen Tourismus" – das sei nunmal "der Schwarzwald", der weltweit gut bekannt sei - nicht durch die Nutzung von "Submarken" mit "Nord, Mitte oder Süd" zu verwässern - "auch wenn ich natürlich um die besondere Situation etwa im Nordschwarzwald weiß". Über 40 Prozent aller Übernachtungen in Baden-Württemberg entfielen heute bereits auf den Schwarzwald, das sei noch vor dem Bodensee, der Alb oder die Region Stuttgart der größte Anteil im Land.
Wovon auch Schömberg profitiere, so Wolf. "Die Zahlen sprechen für Schömberg", gerade im Bereich Gesundheitstourismus. Allerdings wisse man sicher auch hier: "Stillstand ist Rückschritt", weshalb der Tourismus-Minister den Schömbergern noch schnell zwei Megatrends ins Stammbuch schreiben mochte: die "Digitalisierung" im Tourismus, die etwa auch bedeute, dass Menschen ihre Reiseziele heute vermehrt danach aussuchen würden, "wo sie die pfiffigsten Fotos schießen könnten, um diese dann auf Instagram zu teilen". Und eben der demografische Wandel, der der Gruppe der jungen Senioren "mit dem nötigen Kleingeld" eine wachsende Bedeutung beimesse, die aber andererseits die Nähe etwa des Schwarzwaldes auch bereits sehr zu schätzen wüssten.
Womit auch Ehrengast Guido Wolf wieder ganz nahe bei seinen Schömberger Gastgebern war – als er zum Abschluss seiner Festrede von der "Wertschätzung für die eigene Heimat" sprach, die nunmal im Tourismus immer die beste Werbung für eine Region sei. Gemessen daran, hat Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyn alles richtig gemacht, als er seine eigene Festrede an diesem Abend mit den Worten schloss: "Lassen Sie uns stolz sein auf das, was kommen wird. Lassen Sie uns genauso weitergehen wie bisher. Unseren Schömberger Weg."