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Eingeworfene Scheiben, verbarrikadierte Türen und Fenster, zerstörte Innenräume.

Schömberg/Höfen - Eingeworfene Scheiben, verbarrikadierte Türen und Fenster, verschmierte Wände und zerstörte Innenräume: So stellen sich die Gebäude der einst so bedeutenden Lungenheilanstalt und Forschungsstätte Charlottenhöhe dar. Mit Ausnahme von einigen genutzten, kleineren Wohnhäusern, die 1994 in private Hände übergingen, nähert sich alles immer schneller der Abbruchreife. Der Gemeinde Schömberg, auf deren Markung das einst so stolze Anwesen steht, sind die Hände gebunden.

Mit Ausnahme von einigen genutzten kleineren Wohnhäusern – die 1994 in private Hand übergegangenen sind – nähert sich alles immer schneller der Abbruchreife. Der Gemeinde Schömberg, auf deren Markung das einmal so stolze Anwesen steht, sind nach wie vor die Hände gebunden. Keinen neuen Stand der Dinge verkünden konnte auf Anfrage des Schwarzwälder Boten die stellvertretende Bauamtsleiterin der in dieser Sache nicht von Fortuna begleiteten Glücksgemeinde, Ulrike Rentschler. Der gegenwärtige Eigentümer ist – wie seit Jahren – nicht greifbar.

Zerstörungswut  und Zerfall setzen den nicht genutzten Bauten weiter zu.»Es ist traurig zu sehen, wie diese einst für Schömberg und unser Land so bedeutende Einrichtung verfällt«, urteilten schon 2007 Zeitzeugen laut historischem Beitrag im Einst-&-Heute-Jahrbuch 2015 des Kreisgeschichtsvereins Calw. Weit über Schömberg und das Land hinaus Bedeutung hatte die im Beisein des württembergischen Königspaares 1907 eingeweihte Volksheilstätte für Tuberkulosekranke.Die Anstalt auf Markung Schömberg, die näher bei Höfen und Calmbach liegt, wurde durch die Entwicklung von Medikamenten mit den Jahren überflüssig. Am 9. Juli 1973 beschloss der Trägerverein deshalb die Auflösung. Im gleichen Jahr wurde der Komplex vom Berufsförderungswerk Schömberg  übernommen. Bis 1994 benutzte der neue Eigentümer die Bauten als Zentrum. Dann wird die ehemalige Insel der Hoffnung für Lungenkranke im Schömberger Wald durch den Immobilienmakler Dieter Pfrommer erworben.

Stück Medizingeschichte geschrieben

Die »Charlottenhöhe GmbH« bietet im Sanatoriumsbau bis 1997 Tagespflege, betreutes Wohnen und Kurzzeitpflege für ältere Menschen an. Aber diese Einrichtung kommt nie so richtig in Schwung. Die Absicht der Firma Veda-Consulting, danach aus dem ehemaligen Sanatorium eine Ayurveda-Klinik mit 400 Betten zu machen, ließ sich gar nicht realisieren.

Nach einem Zwischenverkauf 2001 wurden die Immobilien 2007 schließlich an den verschollenen Eigentümer zwangsversteigert.

Von 1920 bis zu seinem Tod 1957 leitete und prägte Chefarzt  Erwin Dorn die Charlottenhöhe. Er ist in Höfen zur letzten Ruhe gebettet. Bis 1927  betrieb Dorn den Ausbau einschließlich eines neuen Kinderbaus auf nahezu 200 Betten und schrieb dabei ein Stück Medizingeschichte. Er »erfand« unter anderem die Arbeitsheilstätten in Schömberg und Schwarzenberg. Die Entstehung des Berufsförderungwerkes in Schömberg ist eine Entwicklung daraus.

Info

In der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen  der Charlottenhöhe heißt es über den gerade verstorbenen Erwin Dorn: »Er hatte sich von einer langwierigen, heimtückischen Krankheit scheinbar ziemlich erholt, da nahm ihn am 7. Mai 1957 plötzlich Gott von uns. Groß ist der Kreis der Kollegen, die um ihn trauern. Sie kannten und verehrten ihn  als den bahnbrechenden Vorkämpfer und Altmeister der Arbeitstherapie.«

Dorn wird als vorbildlicher Kollege, hervorragender Heilstättenarzt und bedeutender Sozialhygieniker beschrieben, der international beachtete Medizingeschichte prägte. Zu seiner menschlichen Seite wird ausgeführt: »Er war ein Chef, wie er sein soll, ein Hausvater, der sich um alles kümmerte, auch um die wirtschaftlichen Dinge, ein Mann, dessen nie versiegender Humor auf seine ganze Umgebung ausstrahlte. Auch mit schwierigen Patienten wurde er fertig,   ja er hatte oft Mühe, seine Kranken wieder los zu werden, weil sie bleiben wollten.«