Den Alltag als "Pflägekraft" thematisierte Ramona Schukraft mit viel Humor.Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Ramona Schukraft ist zu Gast im Kurhaus Schömberg und beschäftigt sich mit dem Thema "Pflege"

Der Kaffee-Gässle-Verein in Schömberg sorgt dafür, dass es auch in Zeiten von Corona Kabarett in der Glücksgemeinde gibt.

Schömberg. "Jetzt müsst ihr ›Oh‹ machen – ja, das macht ihr gut, aber es nützt euch nichts, ich bin dennoch am Ende meines Programms." Nach weit mehr als einer Stunde Volldampf-Plaudern läutete Sybille Bullatschek am Samstagabend mit dem "Pflägekräfte-Song" ihren Abschied von der Bühne im Schömberger Kurhaus ein. Allerdings nicht ohne diejenigen zur vergessen, die ihren Auftritt in der Glücksgemeinde erst ermöglicht haben. "Mein ganz besonderer Dank geht an Ludgera und Bernd Petermann mit ihrem Team, sowie Hausmeister ›Martin‹ an der Technik, so wie ihr das hier organisiert habt, das habt ihr toll gemacht".

In Zeiten, in denen die Corona-Pandemie ihre Opfer vor allem im Kleinkunstbereich findet, hält sich der kleine Kaffee-Gässle-Verein relativ wacker. Der hat sich die Bereicherung des kulturellen Angebots in Schömberg auf die Fahne geschrieben, im Laufe der Jahre viele namhafte Künstler in die Glücksgemeinde geholt und seine kleine "Bleibe" Seh(e)-Bühne im Hotel am Park zur Kultstätte für alle Liebhaber von Kabarett, Comedy und Satire gemacht.

Doch das Vergnügen nach einem gepflegten Essen in besonderer Atmosphäre Unterhaltung zu genießen wurde durch das Coronavirus unterbrochen. "Wir sind dankbar, dass wir ihnen zumindest die Künstler im schönen Schömberger Kursaal anbieten können" so Ludgera Petermann.

Auf das kulinarische Begleitprogramm müssen die Besucher aktuell genauso verzichten wie auf die gewohnte Pause zum Nachfüllen von Getränken. Auch die abschließenden Kontakte mit den Künstlern, sei es in Sachen Autogramm oder CD-Wüsche, mussten entfallen.

"Wir bleiben im Abstand", sagte Sybille Bullatschek alias Ramona Schukraft und verwies auf ihre Internetseiten.

Wie kommen verfeindete Seniorengruppen miteinander aus?

Keinen "Abstand" kannte die Künstlerin dagegen bei ihrem Programm "Ich darf das, ich bin Pflägekraft". Mal mit Humor, mal mit Ernst, aber irgendwo immer mit dem Blick auf einen Tick Wahrheit – die Pleidelsheimerin steht in dieser Rolle seit elf Jahren auf der Bühne. Ihr breites Schwäbisch, eine bei Bedarf superschnelle "Schwertgosch" gepaart mit schauspielerischen Einlagen, Ramona Schukraft braucht in der Rolle als Sybille Bullatschek nicht viel, um ihr Publikum mitzunehmen.

"Die Figur ist für mich zu einem Glücksgriff geworden, mein Ziel ist es, auf humorvolle Weise den Fokus auf das wichtige Thema Pflege zu lenken und ein besseres Image für diesen Berufsstand zu schaffen."

Keine Frage, Pflege-, Alters- und Seniorenheime sind ein sensibles Thema für einen Comedy-Auftritt. Das so zu verpacken, dass es unterhaltsam ist, ohne schäbig zu werden, ist eine Kunst. Und die beherrscht sie in Person von Sybille Bullatschek. Sei es beim Thema Renovierung (Ist das auf dem Apfelstrudel Baustaub oder Puderzucker?), im alltäglichen Leben auf der Straße ("Das ist zwar Rot, aber bis wir drüben sind, ist es wieder Grün") oder im Fitnesscenter. "Ja auch Pflegekräfte müssen fit sein", leitete die Kabarettistin zu einem Ausflug ins Fitnessstudio über. Ihr ist die Bezeichnung "Ausfallschritt" erst richtig klar geworden, als sie nach den Übungen 14 Tage krank geschrieben werden musste.

Schukrafts Beziehung zum Thema "Sport" schien gestört, zumal sie den im Studio bei Übungen wie dem "doppelten Bettlupfer" oder einer echten "Pflägegrätsche" hautnah ohne Deo und Rhythmusgefühl zu spüren bekam.

Viele von Schukrafts Geschichten spielen sich im Haus "Sonnenuntergang" ab, wo sie an diversen Beispielen den "Pfläge"-Alltag ablaufen ließ. Sie sprach über das Zusammenleben von verfeindeten Seniorengruppen wie den "Banditos" gegen die "Rollator Angels" und referierte über Ideen der Heimleitung, wie etwa Stockbetten für Senioren. Dabei konterte sie mit der Frage, wie die Senioren da hinaufzubekommen sind. Es ging um die Bedeutung von SEK (Abkürzung für Senioren-Einsatz-Kommando), das Rollator-Walking, Internet mit Senioren und um "Scout24" (Wohnen in einem großen Haus mit 30 Zimmern). Bei den täglichen Herausforderungen bleibt für Privates nicht viel Zeit. "Ich bin noch zu haben, im besten Alter so Anfang-Mitte-Ende", meinte die Kabarettistin mit einem breiten Grinsen unter der nicht mehr ganz zeitgemäßen Brille. Allerdings sah sie für sich jedoch noch gute Chancen. Denn jetzt kämen bei den Männern die "Rückläufer" auf den Markt. Die Frage nach einem Schömberger "Kurschatten" durfte da natürlich nicht fehlen.

Das Ende des Programms mit dem "Pfläge-Song" "Wir brauchen dich hier – wir können es schaffen mit dir" war dann eine musikalische Werbung für diese Berufsgruppe im besten Rapper-Stil.