Heinz Koch und Manfred Huber haben bei ihrer erlebnisreichen Rundreise entlang der polnischen Grenzen unter anderem Station am Oberlandkanal (großes Bild), bei einer alten Holzkirche im Nationalpark Magura (Bild rechts oben) sowie am Grenzstein im Dreiländereck Polen/Litauen/Weißrussland (rechts) gemacht. Fotos: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Manfred Huber und Heinz Koch fahren mit dem Wohnmobil quer durch Polen / 5000 Kilometer in drei Wochen

An die 5000 Kilometer mit dem Wohnmobil haben die Schömberger Manfred Huber und Heinz Koch bei ihrer Reise quer durch Polen zurückgelegt. Vor allem die teils unberührte Natur fanden sie beeindruckend, aber auch die "vielen netten und hilfsbereiten Menschen", die sie auf ihrer Tour kennengelernt haben.

Schömberg. Eigentlich hatten die beiden nach ihrer Motorradtour vor zwei Jahren durch Marokko etwas ganz anderes geplant: nämlich mit den Bikes über Minsk und Moskau nach Georgien und Aserbaidschan zu fahren. Corona machte einen Strich durch die Rechnung. So beschlossen sie, im September durch Polen zu reisen. Die Masurische Seenplatte war Ziel, "wo es noch einen der letzten europäischen Urwälder gibt", wie Huber sagt.

Eine der ersten Stationen war Posen. Von dort ging es nach Leba an die Ostsee. "An dem superweißen und sauberen Strand mit seinen Sanddünen fühlt man sich wie in der Südsee", erinnert sich Koch. Beeindruckt waren die beiden auch von den riesigen Getreidefeldern: "Auf einem Feld, und das war nicht das größte, haben wir 900 große Strohballen gezählt."

Weiter ging es nach Danzig, wo sie direkt am Eingang zum Yachthafen einen "tollen Stellplatz" fanden, von wo aus eine große Windjammer-Parade bewundert werden konnte. In Marienburg bestaunten sie die gleichnamige Ordensburg, die als größtes Werk der Backsteingotik gilt und auf die Kreuzritter zurückgeht.

In Elblag in den Masuren sorgte der Oberlandkanal für Staunen. Die Schiffe werden dort zur Überbrückung von rund 100 Höhenmetern auf Schienen über eine Wiese gezogen. Nicht weniger beeindruckend fanden die beiden Schömberger die "Wolfsschanze" bei Rastenburg. "Wolfsschanze" war der Tarnname für ein militärisches Lagezentrum des Führungsstabs der deutschen Wehrmacht. Es war eines der Führerhauptquartiere während des Zweiten Weltkriegs. "Die mehr als fünf Meter dicken Betonwände sind fast unvorstellbar", findet Huber. Auf der Anlage verübte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 ein Sprengstoffattentat auf Hitler. Dort trafen Huber und Koch ein Ehepaar, mit dem sie beim Geocaching versteckte Schätze auf der riesigen Anlage suchten und dabei auch meterhohe Betonwände erklimmen mussten.

In Lyck wollten sie danach mit der Schmalspurbahn die Landschaft erkunden; dazu hätten sie aber zwei Tage lang bis zur nächsten Fahrt warten müssen. Also ging es direkt weiter in Richtung Dreiländereck Polen/Litauen/Weißrussland. Dort steht ein Steindenkmal, bei dessen Umrundung man den Fuß auf drei Staatsgebiet setzt, wobei das Betreten des weißrussischen Territoriums verboten ist, aber: "Jeder läuft natürlich um den Grenzstein."

Im Biebrzanski-Nationalpark beeindruckte die unberührte Natur. Bei einer 16-Kilometer-Wanderung durchquerten die beiden Moor- und Schilflandschaften, Buschwälder und Sanddünen und beobachteten abends eine Elchkuh mit ihrem Jungen. Koch und Huber entdeckten dort auch Bärenspuren im Sand sowie Wolfskot. Im Nationalpark Bialowieza im Osten Polens, der sich auch auf das Gebiet von Weißrussland erstreckt, leben noch an die 900 Wisente. Auffallend zudem: "Da gibt es wahnsinnig viele Insekten." Eine Gottesanbeterin hatte sich sogar Hubers Kopf als Landeplatz ausgesucht.

Weiter ging es über Lublia in die Hohe Tatra mit ihren mehr als 2500 Meter hohen Bergen an der Grenze zur Slowakei. Weil eine Straße gesperrt war, haben sich die beiden verfahren: "Ich habe noch es noch nie so genossen, nicht gleich den richtigen Weg gefunden zu haben, denn die Natur dort ist einfach super", schwärmt Koch von den gewaltigen Bergkulissen.

Der nächste größere Halt stand in Krakau an, wo das Ghetto besichtigt wurde. In Auschwitz gab es eine Führung durch die Gedenkstätte: "Ein deprimierendes und erschütterndes Erlebnis."

Weil coronabedingt die geplante Fahrt über Prag und Pilsen nicht in Frage kam, entschieden sich die beiden zur Heimreise über Breslau, Görlitz und Dresden. In Freiberg wurde zum Abschluss noch ein ehemaliger Mitarbeiter der "Waldschenke" besucht, der mit dem "Goldenen Stern" quasi eine Kopie der Schömberger Traditionsgaststätte geschaffen hat.

Nach dreiwöchiger Reise ziehen Koch und Huber diese Bilanz: "Polen ist ganz anders, als wir uns das vorgestellt haben. Ein schönes, tolles Land mit vielen netten Leuten, guter Hausmannskost und teils noch unberührter Natur."