Klavierkabarettist Daniel Helfrich trat im Schömberger Kurhaus auf.Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Daniel Helfrich gestaltet mit Programm "Trennkost ist kein Abschiedsessen" im Kurhaus den Auftakt der Seh(e)-Bühne-Saison

Schömberg. Klavierkabarett vom Feinsten: Was Inhalte und musikalische Darbietungen betraf, kam am Samstagabend im Schömberger Kursaal keiner zu kurz. Mit viel Hintergrund nahm Daniel Helfrich in seinem Programm "Trennkost ist kein Abschiedsessen" diverse Themen ins Visier und erntete damit am Ende lang anhaltenden Applaus.

Seit dem 11. März hatte der Künstler – wie die gesamte (Kultur-)Szene – keinen Auftritt vor Publikum mehr. "Autokino und Balkon-Konzerte, das war es dann auch schon", blickte Helfrich in Schömberg auf die vergangenen Monate zurück. Nicht nur für ihn eine schwere Zeit – "der erste Applaus ist wie Gänsehaut", räumte der Klavierkabarettist sichtlich berührt ein.

Die Veranstaltung wurde coronabedingt vom Kaffee-Gässle-Stammplatz im Schwimmbad in den Schömberger Kursaal verlegt. "Eigentlich fehlen mir nur die Erdnüsse aus der Seh(e)-Bühne", zeigte sich auch Bürgermeister Matthias Leyn mit dem Ablauf zufrieden. Vor allem die Disziplin, die von den Besuchern an den Tag gelegt wurde, machte den Veranstaltern um den Vorsitzenden des Vereins Kaffee-Gässle, Bernd Petermann, Mut. Hygiene, Mundschutz, Abstand – alles passte.

Im Kontrast zur kleinen Seh(e)-Bühne bot der große Kursaal Daniel Helfrich und seinem Klavier geradezu luxuriöse Ausmaße. Die nutzte der Künstler zu einem beeindruckenden Auftritt. Seinen Worten folgte immer wieder der Griff in die Tasten.

Hin und wieder wird auch zum Mitsingen eingeladen

Fast 80 Prozent des Programms bestanden aus Liedvorträgen, in denen Daniel Helfrich nicht nur textlich einiges zu bieten hatte, sondern auch musikalisch voll rüberkam. Angefangen von Wortspielen wie "Trenn dich" sei "Trendig" über Lieder wie "Tausend Mal berührt" von Klaus Lage, die man zu Corona-Zeiten einfach nicht mehr spielen könne, bis zur "Krankheitskreisel-App" waren da zu hören. Hin und wieder wurde auch zum Mitsingen eingeladen. Natürlich "bitte mit Maske", was dem Umstand, dass das weibliche Geschlecht unter den Besuchern musikalisch deutlich besser abschloss als das männliche Publikum, keinen Abbruch tat.

Natürlich mussten die Gäste in der ungewohnten Umgebung nicht auf diverse Gags wie tausche Gallen- gegen Nierensteine, oder die Oma hat jetzt ihr Idealgewicht ("3,5 Kilogramm einschließlich Urne") nicht fehlen.

Seine musikalische Vielseitigkeit kam vor allem in der Schlussphase des Programms bei einer skurrilen Hitparade zum Vorschein. Helfrich ließ diverse Erinnerungen an die Kultsendung mit Dieter Thomas Heck aufblitzen, die Wort- und Liedeinspielungen waren einschließlich Abspann geradezu genial. Den Kontrast zu den Emotionen bot sein Schlussakkord mit einem zwar anspruchsvollen, aber zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht erwartet textlich ungewohnten Abschiedslied. Diese "Stimmungsbremse" wurde jedoch in den geforderten Zugaben wieder deutlich gelockert.

Das Programm "Trennkost ist kein Abschiedsessen" nahm in teils urkomischen Auswüchsen Trennungsabsichten und Trennungsängste auf die Schippe. "Gehobener Blödsinn mit absoluter Lachgarantie", hatte Ludgera Petermann in ihre Laudatio eingebaut. Das bewährte Schömberger Kabarett-Publikum bestätigte dies dem Klavierkabarettisten mit lange anhaltendem Applaus. Trennkost sei noch nie so bekömmlich gewesen, freute sich die Kaffee-Gässle-Schriftführerin über den Auftritt. 2017 war der gebürtige Weinheimer schon einmal in Schömberg, die Kontakte zur Seh(e)- Bühne seien nicht zuletzt über die Künstlerbörse in Freiburg ständig lebendig, ob im Kurhaus oder der Seh(e)- Bühne, "Hauptsache du kommst wieder", verabschiedete sie den Kabarettisten.

Die Freude über den gelungenen "Neustart" war allgegenwärtig. Die erste (Groß-)Veranstaltung nach wochenlangen Stillstand war im Rahmen der Möglichkeiten (bis 100 Personen) ausverkauft. "Wir sind durch sehr viele Talsohlen gegangen, es ist still geworden im Ort, die Vereine ohne Leben" und natürlich sei auch der Verein Kaffee-Gässle "extrem gebeutelt worden", hatte Leyn erklärt. "Ich bin froh, dass es nach drei Monaten gelungen ist, wieder so eine Veranstaltung machen", danke der Bürgermeister allen Beteiligten.

Die Resonanz bewies, dass die Entscheidung richtig war. "Das Publikum hält dem Verein trotz der Umstände, dass keine Bewirtung stattgefunden, und wir eine Bestuhlung aufgebaut haben, die wir so noch nicht hatten, die Treue" stellte Leyn fest.

Um die Abstandsregeln einzuhalten, waren fünf Zweierreihen mit je 20 Plätzen ohne Tische aufgebaut worden. "Natürlich vermisse auch ich die Erdnüsschen aus der Seh(e)-Bühne, aber das war heute ein guter Auftakt, der mich positiv nach vorne schauen lässt", so der Bürgermeister. Und der Kaffee-Gässle Vorsitzende Bernd Petermann ergänzte: "Es ist ein herrlicher Blick für mich, von hier oben wieder in Gesichter zu schauen, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen habe."