Kann zufrieden sein: Rektor Wolfgang Fiderer hinterlässt in Schömberg eine gut aufgestellte Grund- und Werkrealschule. Er wird am Montag in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Rektor Wolfgang Fiderer: Werkrealschule Schömberg ist im Bestand gesichert / Verabschiedungsfeier am Montag

Mit Wehmut werde er an die Zeit in Schömberg zurückdenken, sagt der Rektor der Grund- und Werkrealschule. Wolfgang Fiderer wird am Montag in den Ruhestand verabschiedet. Er hinterlässt zwei gut geführte und im Bestand gesicherte Einrichtungen.

Schömberg. Als er im März 2009 nach Schömberg kam, sei er wohlwollend aufgenommen worden. "Ich habe mich hier immer wohl gefühlt", sagt der 65-Jährige, der auch nach mehr als 40 Jahren im Schuldienst den "kreativen Beruf" des Pädagogen wieder ergreifen würde.

Anders sehe es beim Amt des Rektors aus: "Auf die Schulleiter sind weitere Belastungen zugekommen." Dies und die Besoldung seien Gründe dafür, dass bislang noch kein Nachfolger für ihn gefunden werden konnte. Die Leitung der Grund- und der Werkrealschule übernimmt kommissarisch sein Stellvertreter Berthold Pfeffer. Gleichwohl bekennt Fiderer, der viele besondere Tätigkeiten im schulischen Bereich ausgeübt hat, als Schulleiter viel bewegen und die Schullandschaft gestalten zu können.

Für ihn sei immer das Kind im Vordergrund gestanden: "Jeder Schüler muss mit all seinen Stärken und Schwächen an- und wahrgenommen werden. Diese zu erkennen, ist Aufgabe der Lehrkräfte." Und immer öfter, sagt Fiderer, müsse der Lehrer auch Vater und Mutter sein, denn die Schule werde mehr und mehr zum Familienersatz. Daher gehe es in den Ganztagsschulen nicht mehr nur um das Lernen, sondern auch darum, Freizeitangebote, Essen und Hausaufgabenbetreuung zu bieten. Fiderer, der Innenarchitekt werden wollte, sieht die Grundschule mit 200 Schülern und die Werkrealschule mit mehr als 150 Schülern gut aufgestellt. Die Kinder und Jugendlichen kämen aus mehr als 20 Gemeinden, darunter aus den Bereichen Rottweil, Tuttlingen, Rosenfeld, Geislingen und Balingen. "Wir sind in der Region noch die einzige Werkrealschule, die viele Vorteile, etwa verschiedene Schulabschlüsse, bietet", betont der scheidende Rektor.

"Das Schömberger Schulzentrum ist einzigartig", sagt er im Hinblick auf die enge Kooperation mit der Realschule unter Leitung von Uli Müller und Andreas Dannecker. Es gebe ein gemeinsames Schulleitungsteam, und man tausche bei Bedarf die Fachlehrer intern aus: "Das ist eine ideale Konstellation." So geht Fiderer davon aus, dass die bisherige Struktur am Schulzentrum erhalten bleibt. Auch die Schulträger wollten daran nichts ändern.

Mehr noch: Auch die Ganztagsbetreuung und die Schulsozialarbeit in Schömberg seien herausragend. Einen großen Anteil daran hätten die Schulträger – die Stadt als Träger der Grund- und der Realschule, der Verwaltungsverband als Träger der Werkrealschule: "Alle drei Schulen sind sehr gut ausgestattet. Die Träger haben die Einrichtungen immer im Blick", freut sich Fiderer, der nach den Auseinandersetzungen um den musischen Betreuungsraum auch wieder "von einer sehr kollegialen und engen Zusammenarbeit" mit der Stadtverwaltung spricht.

Nach mehreren Sanierungsabschnitten werde 2019/2020 der Innenausbau des Schulzentrums in Angriff genommen, in dessen Rahmen auch der Verwaltungsbereich vergrößert wird. Werkrealschule und Realschule erhielten ein gemeinsames Lehrerzimmer: "Das zeigt, wohin der Weg bei uns führt." Wolle man weiter Inklusionsklassen, müsse die Schule aber auch behindertengerecht sein.

Als Fiderer nach fast 20 Jahren als Leiter der Grund- und Hauptschule Pfeffingen nach Schömberg kam, stellte er zunächst den Antrag auf Einrichtung einer Werkrealschule mit zehntem Schuljahr an der Grund- und Hauptschule. Zum Schuljahr 2011/2012 wurde die Ganztagsschule eingeführt. 2013 erfolgte der Aufbau des Primar-Forscher-Standorts an der Grundschule, den Fiderer als wichtig ansieht: "Es hat sich bewährt, den Kindern die Naturwissenschaften nahe zu bringen. Dabei erkennt man viele Stärken der Schüler, die im Unterricht untergehen."

Hinsichtlich der Lehrkräfte sei man derzeit gut versorgt, auch wenn es Probleme bereite, junge Leute anzulocken, die es eher in die Ballungsräume ziehe: "Wir haben es aber immer geschafft, Referendare zu finden. Man muss nur die Attraktivität der Einrichtung herausstellen." Dazu zählt für Fiderer die "familiäre Atmosphäre" am Schulzentrum – trotz der mehr als 600 Schüler. Der Rektor bescheinigt den Schulen, über aktive Lehrerkollegien zu verfügen, die gemeinsame Ziele verfolgten. Die Schulsekretärinnen Gertrud Oster und Uschi Weinmann seien "die zwei guten Seelen im Vorzimmer".

Fiderer, der in zweiter Ehe verheiratet ist und in Albstadt kommunalpolitisch aktiv war, hat vier leibliche Kinder und ein Pflegekind. Er will sich im Ruhestand verstärkt Zeit für seine Frau Natascha und für die Familie nehmen und auch wieder mehr Sport treiben: Radfahren und laufen. Er wird aber auch künftig am Schulzentrum anzutreffen sein, wo er stundenweise unterrichten will.