René Dantes vor einem seiner Werke. Foto: Henriques Foto: Schwarzwälder-Bote

Pforzheimer Künstler zeigt Ausschnitt seiner Werke im Haus Bühler / Bilder und Grafiken zeichnen sich durch eigenständigen Charakter aus

Von Marieke Henriques

Schömberg. Sie lebt von der Perfektion. Davon, wie sich das starre, spröde Material des satinierten Edelstahls gleich einer organischen Form zu schmiegen, zu winden und zu ranken scheint. Davon, wie vollendet ebenmäßig die Oberflächen gearbeitet sind und die einfallende Helligkeit in gleißend, silbrig kühlem Glanz reflektieren.

Wie vom Licht modelliert wirkt die "Calla", eine der Skulpturen des Pforzheimer Künstlers René Dantes, die ab Freitag, 10. Juni, im Haus Bühler in Schömberg gezeigt werden. "Selection – Bilder und Skulpturen" lautet der Titel der Ausstellung, die einen repräsentativen Ausschnitt der kleinformatigen Arbeiten Dantes’ zeigt.

Dazu zählen unter anderem Plastiken aus dem Zyklus "Toolheads", also der "Werkzeugköpfe". Archaisch und zugleich elegant thronen die Reminiszenzen an die kulturgeschichtlich verankerten Hilfsmittel auf ihren Sockeln. Scharfkantig und doch geschwungen legen die mit einer Rostschicht behafteten Werke aus Corten-Stahl Assoziationen mit etwa einer Axt, einem Ambos oder einem Keil nahe. Gleichzeitig lassen die Objekte die Analogie zwischen Bild und Abbild erkennen, denn die spezifische Formensprache der Organa gleicht signifikant dem menschlichen Schöpfer: Es lassen sich Hals- und Haarpartie ausmachen und – geht man gedanklich einen Schritt weiter – ist sogar die potenzielle Position der Augen zu bestimmen.

Damit lancieren die "Werkzeugköpfe" zur Büste, etwa einem schmalgesichtigen Imperator mit spitzem Kinn. "Die Form und Funktion alten Werkzeugs hat sich bis heute kaum verändert und steht zugleich für den kultivierten Menschen schlechthin", erklärt der Künstler seine Faszination für den Doppelsinn der Häupter.

Einen weiteren Schwerpunkt machen die Bilder und Grafiken aus, die ihrem ursprünglichen Zweck als Skizzen zu plastischen Werken entwachsen sind. Der selbstständige Charakter zeigt sich unter anderem in der dezenten Farbigkeit, die über nüchterne Schwarz-Weiß-Skizzen hinausweist. Mit dem Zyklus "Kopfzeichen" greift Dantes eine ähnliche Thematik in seinen zweidimensionalen Werken auf. Hier geht es ihm um die Arbeit, die "in einem Go" entsteht, die also zuvor im Kopf präzise definiert und mit Konzentration – ohne Möglichkeit zur Korrektur – aufs Papier gebracht ist.

Sucht man bei Dantes nach dem großen Ganzen, so ist es "der Mensch in seinem Wesen", wie der Künstler erläutert. Dabei lotet er die Grenzen zwischen Assoziation und Abstraktion aus, gemäß der Maxime Picassos, für den die Kunst im Weglassen liegt.

Dantes, 1962 in Pforzheim geboren, hat an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei bei Rudolf Hausner und Aarik Brauer studiert. Er war auf der Internationalen Sommerakademie Salzburg Schüler J. Pilhofers (Plastik) und studierte auf der École des Beaux Arts in Paris Bildhauerei bei T. Grand und Claude Viseux.

Seine Werke waren in den vergangenen Jahren in große Ausstellungen wie der Trias Schau 2007 in der ägyptischen Botschaft sowie der "Calla", einer Einzelausstellung in der Asperger Gallery in Berlin zu sehen.

Weitere Informationen: Die Ausstellung "Selection" im Haus Bühler wird am Freitag, 10. Juni, 19 Uhr, eröffnet und ist bis 24. Juni sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet.