Gesundheit: Neues Haus Rickmann eröffnet / Bürgermeister kritisiert Schömbergs derzeitigen Freizeitwert
Man sah Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyn die Überraschung beim Rundgang durch das neue Haus Rickmann der Schömberger Celenus-Klinik an: "Das ist ja deutlich über drei Sterne-Niveau", lobte Leyn das neugestaltete Therapiehaus.
Schömberg. "Ich gratuliere der Celenus-Klinik zu dem gelungenen Umbau, auch im Namen des Gemeinderats", so Leyn. Man sei "froh und stolz" seitens der Gemeinde, dass die Celenus-Klinik neue Wege beschreite, in neue Therapie-Bereiche aktiv investiere und so Schömberg als Klinikstandort auch insgesamt "auf sehr spannende Weise weiterentwickelt" werde.
"Das passt zu dem Weg, den auch die Gemeinde gemeinsam mit dem Gemeinderat eingeschlagen hat", um für Schömberg eine weiterhin positive Entwicklung in Gang zu setzen. Das Thema Gesundheit entwickle für Schömberg schon seit geraumer Zeit eine (wieder) immer größere Bedeutung, was für alle Kliniken am Ort gelte. "Überall wird investiert, ausgebaut, modernisiert. Das ist wirklich toll."
Allerdings machte Leyn auf Nachfrage auch klar, dass es in diesem Zusammenhang "höchst kontraproduktiv" sei, dass "übergeordnete touristische Projekte" in Schömberg wie der geplante Bau des Aussichtsturm in Oberlengenhardt aktuell durch "das Engagement einzelner Bürger" behindert werde – obwohl es dazu einstimmige Entscheidungen des Gemeinderates gebe. "Wir brauchen solche touristischen Angebote, um gerade auch den Gästen und Patienten unserer Kliniken wie hier der Celenus-Klinik angemessene, attraktive Freizeitmöglichkeiten zu bieten."
Kapazitäten werden verdreifacht
Die Gemeinde Schömberg befinde sich hier auch in einer Bringschuld den Kliniken im Ort gegenüber: Bei Patientenbefragungen zur Zufriedenheit mit dem Klinikaufenthalt in Schömberg werde stets – neben der guten Luft und der intakten Natur – die hohe Qualität der umgesetzten Therapien und Behandlungen gerühmt. "Aber der mangelhafte Freizeitwert des Ortes wird ebenso scharf kritisiert." Neben Spaziergängen und Wanderungen blieben derzeit nicht viele Alternativen.
Das gelte umso mehr, als zum Beispiel das neue Haus Rickmann der Celenus-Klinik ein Angebot sei, dass sich gezielt an (alleinerziehende) Eltern mit ihren Kindern richtet. Kindern anregende Freizeitmöglichkeiten abseits des Therapie-Alltags zu verschaffen, sei die höchste Kunst in der Touristik überhaupt. Mit dem Haus Rickmann verdreifacht die Celenus-Klinik ihre Kapazitäten für das hier angebotene "wir2"-Therapienkonzept, von bisher zehn auf künftig knapp 30 Patienten, die alle jeweils mit einem oder mehr eigenen Kindern anreisen. Wobei die stationären "wir2"-Reha-Maßnahmen in Schömberg – die bis vor Kurzem einzige dieser Art in ganz Deutschland – auf jeweils sechs Wochen am Stück angelegt sind. Viel Zeit also, außerhalb des jeweiligen Therapie-Plans die Freizeitmöglichkeiten einer Region zu erkunden.
Im Gespräch mit Bürgermeister Leyn erläuterte der Ärztliche Leiter der Celenus-Klinik, Martin Gerken, dass das Haus auch insgesamt auf einen Modernisierung- und Expansions-Kurs sei. Neben der millionenteuren Sanierung des bis dahin leer stehenden Hauses Rickmann habe man mittlerweile auch die meisten der übrigen Patientenzimmer saniert und modernisiert – im laufenden Betrieb.
Derzeit wird das "Haus Daheim", das zweite, ursprüngliche Therapie-Haus für das "wir2"-Therapie-Angebot, auf den neuesten Standard gebracht. Auf diese Weise wolle die Celenus-Klinik, so Gerken weiter, die aktuelle Auslastung von ständig 150 Betten auf mindestens 170 Betten und darüber hinaus steigern. Klinikdirektor Patrick Zander, seit Mitte Januar für die Verwaltung der Schömberger Celenus-Klinik zuständig, hatte bereits in einem Interview zu seinem Dienstantritt angekündigt, die Übernachtungszahlen seines Hauses um 18 000 bis 25 000 Übernachtungen im Jahr steigern zu wollen.
Dieser massive Expansions-Kurs der Schömberger Celenus-Klinik ist möglich, da mit der Übernahme der Celenus-Gruppe 2015 durch den französischen Klinik- und Gesundheitsanbieter "Orpea" heute ein strategischer Investor hinter dem Unternehmen steht, der gezielt in den Ausbau der eigenen Angebote investiert. So habe auch die Sanierung des Hauses Rickmann "schrecklich viel Geld" gekostet, so Thomas Schindler, Vorstand der Celenus-Gruppe, in einer kurzen Ansprache zur offiziellen Eröffnung des Therapie-Hauses. "Und wir haben keinerlei Fördermittel dafür bekommen." Aber, wie es Klinikdirektor Zander anschließend in seiner Ansprache ausdrückte, "ist da ganz schön PS unter der Haube." Was meint: das Schömberger "wir2"-Reha-Angebot, das laut einer aktuellen Studie extrem außergewöhnliche Therapie-Erfolge feiert, habe auch weiterhin "ein enormes Wachstumspotenzial". Weshalb man aktuell intensive Gespräche mit den Kostenträgern (Renten-, Krankenkassen) führe, diese Angebote weiter aktiv auszubauen.
(ahk). Die Celenus Kliniken GmbH mit Sitz in Offenburg ist ein Tochterunternehmen der Celenus SE (Societas Europaea) und der gleichnamigen privatwirtschaftlichen Klinikgruppe für stationäre und ambulante medizinische Rehabilitation in Deutschland. SE ist eine Rechtsform für Aktiengesellschaften in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum.
Der Gruppe gehören 17 stationäre Rehabilitationskliniken, ein ambulantes Rehazentrum, ein Gesundheitszentrum sowie 26 salvea Rehabilitationszentren. Die Celenus Kliniken verfügen über eine Gesamtkapazität von rund 2900 Betten und sind auf die Rehabilitation in den Bereichen Orthopädie, Rheumatologie, Neurologie, Kardiologie, Onkologie und Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendmedizin spezialisiert. Gegründet wurde die Klinikgruppe im September 2010. Im Jahr 2015 erfolgte die Übernahme von Celenus durch die Orpea-Gruppe, einem französisches Unternehmen im Bereich der Pflege und Rehabilitation. Orpea hat seinen Hauptsitz in Paris und wurde 1989 vom Neuropsychiater Jean Claude Marian gegründet. Es betreibt 798 Pflege- und Gesundheitseinrichtungen mit 82 838 Betten in Frankreich, Belgien, Deutschland, Spanien, Italien, Portugal, Schweiz, Polen, Tschechien, China, Brasilien und Österreich (Stand 2017).