Bedenken wegen Flüchtlingsunterkunft. Hotel "Mönch's Lamm" neue Herberge. 265 Unterschriften gegen Vorgehen gesammelt.
Schömberg - "Flüchtlinge ist ein Thema für Deutschland, für den Landkreis, aber auch für Schömberg", führte Bürgermeister Matthias Leyn den Besuchern der Gemeinderatssitzung eindrücklich vor Augen. Die Verteilung der Flüchtlinge sowie die Beteiligung an gemeinsamen Finanzierungen seien im "Königsberger Schlüssel" festgelegt. Auch an der politischen Entscheidung, Flüchtlinge ohne zahlenmäßige Begrenzung aufzunehmen, sei nicht zu rütteln. Deshalb gehe es schon lange nicht mehr darum, ob wir Flüchtlinge aufnehmen wollen oder nicht. »Wir stehen nicht nur politisch und gesellschaftlich in der Verpflichtung, sondern sollten auch nach unseren kulturellen, insbesondere christlichen Werten handeln«, forderte Leyn entschieden.
Mucksmäuschenstill war es daraufhin auf den überfüllten Zuschauerrängen geworden, waren doch noch kurz zuvor mehrere Beschwerden über mangelnde Information der Öffentlichkeit vorgetragen worden. "Wir leben hier nur von Gerüchten, doch wir wollen ausreichend und fundiert informiert werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird, die uns auf Jahrzehnte hinaus beschäftigen wird", beschwerte sich eine Bürgerin und ein anderer fügte hinzu: "Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen!" 265 Unterschriften waren gegen das Vorgehen der Verwaltung gesammelt worden.
Eingehende Informationen erhielten alle Interessierten in einer Bürgerinformationsveranstaltung am 13. Januar 2016 ab 19 Uhr im Kurhaus Schömberg, ließ der Bürgermeister wissen. Vertreter zahlreicher Behörden und Verwaltungen werden Auskunft geben. "Bei dieser Veranstaltung können Sie alle Fragen, Bedenken oder Ängste äußern", versicherte er und fügte hinzu: "Vorher wird kein Vertrag unterschrieben."
Niemand wird überrollt
Geeignete Unterbringungsmöglichkeiten werden zwar dringend gesucht, aber es werde niemand überrollt, sondern lediglich auf Angebote reagiert. Beim "Mönchs Lamm" sei das konkret der Fall gewesen, bestätigte Leyn.
Große Zustimmung erhielt der Verwaltungschef von seinem Gemeinderat. Im Wissen, dass die Gemeinde Schömberg nach der derzeitigen Prognose bis Ende 2016 rund 200 Personen in der Anschlussunterbringung aufnehmen muss, im Moment aber erst 37 aufgenommen hat, stimmte die Mehrzahl der Mitglieder aller Fraktionen dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu, das heißt, der Einrichtung einer Gemeinschaftsunterkunft durch den Landkreis Calw zur Unterbringung von Flüchtlingen oder Asylbewerbern in der Hugo-Römpler-Straße 21 (Hotel "Mönch’s Lamm"). Lediglich Udo Bertsch und Jürgen Seibold, beide CDU, enthielten sich, Fraktionskollege Martin Hackenberg stimmte mit "Nein" ab.
Bürger ernst nehmen
Die vom Landkreis untergebrachten und betreuten Personen einer Gemeinschaftsunterkunft werden den Gemeinden derzeit voll auf ihre Quote angerechnet, die sie in der Anschlussunterbringung erfüllen müssen. Einig waren sich die Gemeinderäte, dass es keinen idealen Standort für eine solche Unterkunft gäbe und die Bedenken der Bürger unbedingt ernst genommen werden müssten.
CDU-Fraktionsvorsitzender Joachim Zillinger gab zu bedenken, dass die Gemeinde sich der Verantwortung stellen müsse, aber nach langen eingehenden Recherchen keine Alternative gefunden hätte. "Angstszenarien aufzustellen, wie es bereits in der Zeitung zu lesen war, halte ich für fiktiv, ja sogar für verantwortungslos", betonte er.
Susanne Ring (SPD) plädierte für mehr Mitgefühl: "Wir sollten unvoreingenommen auf diese Menschen zugehen." Noch einen Schritt weiter wollte Gerold Kraft von der UWV gehen: "Auch wir werden trotz aller Bedenken zustimmen. Nur bitte ich darum, dass, wenn später Probleme auftreten, wir versuchen, sie gemeinsam zu lösen, anstatt gegenseitige Schuldzuweisungen auszusprechen."
Der Eingang des Hotels "Mönch’s Lamm" in Schömberg wird sich vielleicht schon bald nicht nur für Hotelgäste, sondern auch für Flüchtlinge öffnen.